Die Tullnau als Ort für Brautpaare

28.7.2014, 07:59 Uhr
Die Tullnau als Ort für Brautpaare

Ursula und Otto Sokoll stehen vor einer 36 Jahre alten Fotografie von sich selbst. Damals, als Brautpaar, haben sie einen schönen Ort gesucht, um Außenaufnahmen zu machen. Die Wahl fiel auf den Tullnau-Park: „Es gab viele verschiedene Motive, Treppen, Pergolen, damals gab es ja auch noch Rosenbepflanzung“, erinnert sich Ursula Sokoll.

Das Bild des Brautpaars ist jetzt im Offenen Büro des Stadtplanungsamts zu sehen, denn es gehört zur Ausstellung über den Tullnau-Park. Seit Anfang des Jahres wird das historische Areal restauriert (der Stadtanzeiger berichtete), nun möchte die Stadt mit ihrer Ausstellung auf die Geschichte und den aktuellen Stand der Arbeiten aufmerksam machen.

Dort, wo die Ostendstraße ihren Ursprung hat, gab es im späten 19. Jahrhundert einen populären Vergnügungsgarten. Zwischenzeitlich existierte auch eine Wasserrutsche am Tullnauweiher. Die Brauerei Zeltner unterhielt ein Restaurant und entwickelte im frühen 20. Jahrhundert die Idee, die Parklandschaft architektonisch zu gestalten.

So entstand zwischen 1921 und 1926 ein „ungeschliffenes Juwel“, wie der Landschaftsarchitekt und Kunsthistoriker Jochen Martz sagt. Der Experte für Gartendenkmalpflege ist 2012 von Sör engagiert worden, als der Entschluss reifte, den lange vernachlässigten Tullnau-Park wiederherzustellen.

Martz betont die Exklusivität der Anlage: „Es ist eine Stilmischung. Es hat ein bisschen was vom südländischen, vom maurischen Stil. Die Treppenanlage erinnert an etwas Italienisches, aber das Geschwungene und die Kombination mit einer Steinpergola finden Sie in ganz Italien nicht, das finden Sie nur in Nürnberg.“ Beinahe 90 Jahre nach Fertigstellung der Anlage wird der Stadt bewusst, was sie am Tullnau-Park hat, betont auch Sör-
Werkleiter Ronald Höfler.

„Wir sind jetzt im Rahmen der ganzen Untersuchungen draufgekommen, dass wir selbst innerhalb Europas eine sehr bedeutende Anlage haben.“ Und diese solle auch für alle Nürnberger erlebbar sein. Die Anlage wird, soweit möglich, in den Originalzustand der 1920er Jahre zurückgeführt. „Wir wollen die Tullnau wieder zum Leben erwecken.“

Sponsoren erwünscht

Die Restaurierung und Freilegung der Säulengänge und Treppen verschlingt allerdings große Summen, wie Höfler vorrechnet. Für den ersten Bauabschnitt sind von der Stadt 300 000 Euro ausgegeben worden, die am Tullnau-Park ansässige VR Bank hat als Sponsor weitere 100 000 Euro gespendet.

„Der erste Bauabschnitt läuft bereits und wird im Frühjahr 2015 abgeschlossen. Das heißt, wir könnten dann, wenn wir das Geld haben, weitermachen“, erklärt Höfler. Dazu werden weitere 300 000 Euro nötig sein. Insgesamt geht Sör von Kosten von rund einer Million Euro aus, um den Park in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Höfler hofft darauf, weitere Geldgeber zu gewinnen „Je mehr Sponsoren, desto besser. Je mehr wir von Seiten der Stadt dazugeben müssen, desto schwieriger wird es.“ Einen konkreten Zeithorizont für die komplette Fertigstellung gebe es nicht.

Ein besonderes Interesse daran, dass der Tullnau-Park bald wieder in einem vorzeigbaren Zustand ist, hat auch das Ehepaar Sokoll, das von Sör extra zur Ausstellung eingeladen wurde. Alle zehn Jahre zum Hochzeitstag lassen sie wieder Bilder machen. Die letzten beiden Male habe man in andere Parks ausweichen müssen, doch für 2018 ist Otto Sokoll frohen Mutes: „Zum 40. Hochzeitstag können wir uns wieder im Tullnau-Park fotografieren lassen.“

Die Ausstellung ist bis 31. Juli im Offenen Büro des Stadtplanungsamts in der Lorenzer Straße 30 zu sehen. Danach wird sie in die Geschäftsräume der VR Bank am Tullnaupark verlegt.

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