Die Wikipedianer landen am Wochenende in Nürnberg

Nürnberg - Wikipedianer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich treffen sich ab heute das ganze Wochenende lang in Nürnberg zu einer WikiConvention. Was nach einer Veranstaltung für Fantasy-Fans klingt, ist ein Kongress über die Verbesserung des Online-Lexikons, die Flirtchancen bei "Sexipedia" und die Gründe, warum die Enzyklopädie das Potential zum Weltkulturerbe hat.

Wissen Sie, was Niue ist? Oder welche Länge alle Fußgängerzonen in der Nürnberger Altstadt zusammen haben? Oder was ein Franke meint, wenn er von einer Pflunze spricht? Sie könnten jetzt Bekannte und Freunde fragen, Professoren der Sprachwissenschaft anrufen, den Brockhaus wälzen. Oder Sie suchen auf dem Frankenwiki der Nürnberger Zeitung.

Die große Schwester-Seite Wikipedia bietet seit bereits zehn Jahren Antworten auf alle erdenklichen Fragen – Politik, Kultur, Geschichte. Skurilles, Ausgefallenes und Gewöhnliches, fast alle Themen sind bei Wikipedia vertreten, verteilt auf fast 18 Millionen Artikel in 260 Sprachen.

Von 9. bis 11. September wird so mancher Mensch hinter der riesigen Internetmaschinerie in Nürnberg sichtbar. Denn längst ist aus dem Projekt eine weltweite Gemeinde geworden, die sich regelmäßig zu Jahresfeiern, Stammtischen, Tagungen und Kongressen trifft, die auch Vereine, Stiftungen und Schwesterorganisationen gegründet hat.

Auf dem Programm der WikiConvention stehen Seminare, Vorträge und Podiumsdiskussionen. Die Wiki-Gemeinde blieb auch bei der Kongressplanung ihren Idealen treu: Im Internet konnten Engagierte Logos für die Veranstaltung ins Netz stellen, die User stimmten über die Vorschläge ab. Und auch das Programm wurde gemeinsam erarbeitet. Wer Lust hatte mitzuorganisieren, konnte sich bei Wikipedia in eine Liste eintragen und sich für eigene Vorträge anmelden.

Das Ziel heißt Weltkulturerbe

Die Podiumsdiskussion am Samstagabend ab 19 Uhr steht unter dem Motto „Zehn Jahre Wikipedia: Freies Wissen für alle“. Viele der Beiträge von Referenten aus Politik, Wissenschaft und Medien handeln vom Umgang mit dem Online-Lexikon: So spricht Klaus Meier, Professor am Institut für Journalistik der Universität Eichstätt-Ingolstadt über das Verhältnis von Wissenschaft und Wikipedia. Klaus Schrage, Journalist bei den Nürnberger Nachrichten, erzählt über den journalistischen Umgang mit der Internet-Enzyklopädie und Magnus Gertkemper erzählt aus seinem Alltag als Wiki-Autor und Administrator. Pavel Richter von Wikimedia Deutschland, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung des freien Wissens, stellt die Geschichte der deutschsprachigen Wikipedia vor, redet über aktuelle Projekte und erklärt, warum nach seiner Meinung Wikipedia Kulturerbe werden sollte.

Aber auch viele Wikipedianer kommen zu Wort. Fast fünfzig Redner gestalten zum Teil parallel das Programm und legen den Finger auch gerne mal in die Wunde. So diskutieren sie, warum die meisten der Wiki-Autoren männlich sind. Sie debattieren über das Arbeitsklima innerhalb der Diskussionsforen, überlegen, wie gegen den Autorenschwund angekämpft werden kann und auch die philosophische Urfrage kommt nicht zu kurz: Was ist Wikipedia überhaupt?

Daneben geben Redner Tipps, wie man in kürzester Zeit zum Plagiatjäger wird, andere sinnieren über „Sexipedia“: Ist Flirten in der Internetenzyklopädie erfolgversprechend? Neben allerhand Skurillem gibt es außerdem viel Fachsimpelei und technische Beiträge. Wem nach all dem Diskutieren und konzentrierten Lauschen der Kopf brummt, kann am Samstag an einer Exkursion nach Fürth teilnehmen - anlässlich des Wiki-Projekts „Wiki loves monuments“ zum Tag des offenen Denkmals.

Eingeladen sind Nutzer, Neugierige, ehrenamtliche Mitarbeiter und Kritiker der Plattform. Eine Anmeldung für die WikiCon ist noch bis Freitag gegen eine Gebühr von 30 Euro im Bildungszentrum Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 1, in Raum 3.12 möglich. Die Podiumsdiskussion und einzelne Vorträge sind frei. 
 

Die Wikiconvention startet am Freitag, 9. September um 16 Uhr und endet am Sonntag, 11. September, gegen 14 Uhr im Bildungszentrum Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 1. Das ganze Programm finden Sie hier: de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiConvention