Echt Tierisch

Dogsharing: Zwei Nürnbergerinnen kümmern sich um Mischlingsrüden Goma

Isabel Pogner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

3.6.2023, 11:00 Uhr
Suzan Samir teilt sich mit einer Bekannten die Pflege des Mischlingsrüden Goma. 

© Isabel Pogner Suzan Samir teilt sich mit einer Bekannten die Pflege des Mischlingsrüden Goma. 

Suzan Samir (62) schlängelt sich durch die jungen Buchen. Vor ihr wackelt eine buschige Hunde-Rute über den schmalen Weg im Erlenstegener Wald. Der Mischlingsrüde bleibt vor einem kleinen Terrier stehen und begrüßt ihn freudig. Samir erklärt dessen Besitzer: "Das ist Goma, mein Gasthund."

Die Nürnbergerin ist Hunde-Mama in Teilzeit. Zwei- bis dreimal die Woche holt Samir den Rüden von ihrer Bekannten ab. Diese ist Schulleiterin und kann Goma zwar oft, aber nicht immer mitnehmen.

Samir hat Erfahrung mit Dog-Sharing. Vor einem Jahr ist ihr Hund Basco mit 16 Jahren gestorben. Den hatte sie sich mit einem guten Freund geteilt. "Mittags war Übergabe", erzählt Samir. "Ich will einfach nicht, dass mein Hund längere Zeit alleine ist." Samir glaubt: "Die wenigsten Menschen können ihren Hund immer und überall dabeihaben."

Vollzeitjob und Hund? Das geht

Hundesitter oder Absprachen in der Familie gibt es zwar schon länger, aber lange galt: Wer Vollzeit arbeitet, schafft sich besser keinen Hund an. Das Dogsharing macht viel arbeitende Halter flexibler. Ungemütlich für die Tiere ist das nicht unbedingt, finden Hundetrainer. Denn die Vierbeiner könnten problemlos mehrere Bezugspersonen akzeptieren. Vorausgesetzt, Frauchen und Herrchen verstehen sich.

An zwei bis drei Tagen in der Woche streifen Samir und Goma gemeinsam durch die Wälter rund um Nürnberg

An zwei bis drei Tagen in der Woche streifen Samir und Goma gemeinsam durch die Wälter rund um Nürnberg © Isabel Pogner

Gomas zwei Frauchen kommen gut miteinander klar und unterstützen sich gegenseitig. "Es ist ja auch einfach schön zu wissen, dass der Hund beim Anderen gut aufgehoben ist", sagt Samir. Sie hat das Dogsharing kurz nach dem Tod ihres Hundes Basco vorgeschlagen. Der Verlust hat sie sehr mitgenommen. "In der Zeit danach habe ich mir die Tage mit Arbeit überfrachtet", erinnert sie sich. Die gemütlichen Waldspaziergänge, die Entschleunigung in den Alltag bringen, fielen erst einmal weg.

Mit Goma hat die Nürnbergerin schnell gemerkt: Hund, das geht noch. Trotz Trauer. Und vielleicht sogar irgendwann wieder ein eigener. Der müsste sich dann aber gut mit Goma verstehen - ihren Sharing-Pflegling gibt Samir nicht mehr her. "Neulich war ich sogar mit Goma im Tierheim", sagt die 62-Jährige. Da haben sich die beiden einen potentiellen neuen Mitbewohner angesehen.

Von der Straße in die Herzen seiner Frauchen

Samir hat ein Herz für Hunde aus dem Tierschutz. Auch der tapsige Goma stammt ursprünglich aus Griechenland. "Als er vom Strand gerettet wurde, war er gerade mal drei Wochen alt und in einem fürchterlichen Zustand", erzählt Samir. Der Welpe sei übersät von Zecken gewesen "und hatte alle Mittelmeerkrankeiten, die man als Hund haben kann". Eine davon hat seine Zunge teilweise gelähmt. Deshalb sabbert Goma ein bisschen. Stören tut das heute weder den inzwischen sechs Jahre alten Rüden, noch die Frauchen. "Nur beim einen oder anderen Kundentermin achte ich vorher darauf, den Sabber abzuwischen", sagt Samir augenzwinkernd.

Bis auf die Spuckefäden ist Goma pflegeleicht. Anderen Artgenossen begegnet er schüchtern. Die Kindergartengruppe, die Samir und Goma über den Weg stolpert, ignoriert der Rüde gekonnt. "Dabei ist er sogar Schulhund", berichtet Samir. Dafür musste er eine spezielle Ausbildung absolvieren, um zu beweisen, dass er besonders brav und relaxt ist.

Obwohl Goma von Anfang an tiefenentspannt war, haben die beiden Frauen einige Absprachen getroffen. Etwa übers Futter und die Kommandos. Auch die Finanzen sind streng geregelt: Tierarztkosten und Hundesteuer bezahlt Gomas Besitzerin, das Futter kauft Samir selbst.

Dogsharing heißt Verantwortung übernehmen

Samir sind ihre Hunde, ob eigene oder geteilte, immer irgendwann einfach über den Weg gelaufen. Für Frauchen und Herrchen, die aktiv nach Hunden zum Teilen suchen, gibt es diverse Internet-Plattformen. Auf "dogsharing.de" finden sich etwa gut 40 Inserate, alleine für die Stadt Nürnberg.

Leichtfertig annehmen sollten Interessenten diese Angebote aber nicht, warnen Experten: Denn auch Hunde trauern, wenn ein Mensch nach ein paar Wochen auf einmal keine Lust mehr hat und wieder aus dem Leben des Vierbeiners verschwindet. Deshalb ist auch das Dogsharing nur etwas für Menschen, die bereit für eine langfristige Hunde-Bindung sind.