ZDF dreht Miniserie

Dreharbeiten am Frauentorgraben: Was wird danach aus dem Ex-Arbeitsamt?

16.5.2021, 05:21 Uhr
Aktuell laufen hier die Arbeiten für die Mini-Serie, die im ZDF ausgestrahlt werden soll. Derweil machen sich die Nürnberger Gedanken, was aus dem Gebäude wird.

© Foto: Roland Fengler Aktuell laufen hier die Arbeiten für die Mini-Serie, die im ZDF ausgestrahlt werden soll. Derweil machen sich die Nürnberger Gedanken, was aus dem Gebäude wird.

Telefone machen mit ihren digitalen Klingeltönen auf sich aufmerksam, Türen schlagen, Menschen mit Kaffeetasse in der Hand flitzen die Gänge entlang - da ist was los, in der Polizeiwache. Gut, es ist "nur" eine TV-Polizeiwache für kurze Zeit. Aber wenn man bedenkt, dass es hier noch vor ein paar Tagen weder Strom noch fließendes Wasser gab. . . Das Gebäude am Frauentorgraben 33/35 war über zwei Jahrzehnte so gut wie verwaist. Nun hat ein Filmteam das Haus aus dem Dornröschenschlaf geweckt und damit auch für die Nürnberger wieder ins Gespräch gebracht.

Wie kamen die Fernsehleute auf das Haus? "Bei unserer Suche ging es um ein Gebäude, das nicht zu modern ist, eher einen bodenständigen Eindruck macht", sagt Caroline Frenzel von der beteiligten Produktionsfirma "Ufa Fiction". Die Nachfrage in Nürnberg des "Location Scout", also jenes Mannes, der für das Aufspüren von passenden Drehorten zuständig ist, führte zu dem zentral gelegenen Gebäude. "Das Flair stimmte und die vorhandene Zimmeraufteilung passte gut zu unseren Drehbüchern", sagt Caroline Frenzel.

Während es nun im Inneren des alten Gebäudes rund geht, sei mit Außenaufnahmen in Nürnberg nicht zu rechnen, teilt die Produktionsfirma mit. Das Haus selbst wird wohl von Außen nicht zu sehen sein. Besser so, denn da wird deutlich, dass es die besten Jahre hinter sich hat.

Alle getestet

Die aktuellen Dreharbeiten in geschlossenen Räumen sind schon Herausforderung genug. "Niemand kommt ungetestet ans Set", berichtet Caroline Frenzel. Man arbeite mit einem Nürnberger Labor zusammen, dass dies in regelmäßigem Abstand ermögliche. Ein Arzt vor Ort führt außerdem Schnelltests bei der gesamten Crew durch. Das Team, das nicht vor der Kamera zu sehen sei, trage ausnahmslos FFP2-Masken.

Viele Kapitel

Nach dem Erstbericht über die Dreharbeiten meldeten sich viele Leser, die etwas mit dem genannten Gebäude verbinden und dessen Werdegang zu stark verkürzt wiedergegeben fanden. "Nach dem Krieg war dort nicht gleich das Arbeitsamt, sondern erst die Bundesanstalt für Arbeit untergebracht", betont eine Leserin. Sie erinnere sich noch genau daran, da ihr Vater zu den Männern der ersten Stunde der Bundesanstalt gehörte. "Ich habe ihn ein paar mal dort besucht." Bevor er 1973 in Pension ging, hatte er bereits die letzten Jahre seines Berufslebens im neuen Bundesanstaltsgebäude in der Regensburger Straße gearbeitet. Das Haus am Frauentorgraben 33/35 war in dieser Zeit zum Arbeitsamt geworden. Zuvor ist dieses in der Karl-Grillenberger-Straße beheimatet gewesen. Erst später erhielt es seinen Neubau gegenüber dem Schauspielhaus.

Verteilt auf die ganze Stadt

Ein weiterer Leser aus Fürth hat die Geschichte des Hauses ebenso aufmerksam verfolgt. Im Laufe der Zeit seien die Aufgaben der ,Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung‘ - wie es damals hieß -, immer mehr gewachsen, erinnert er sich. "Mehrere Referate mussten auf andere Lokalitäten im Stadtgebiet verteilt werden." Der bereits genannte, große Neubaukomplex in der Regensburger Straße sollte dafür ab den 70er Jahren genug Platz bieten.

Der Leser hat damals als Student noch in dem Haus gejobbt, in dem in diesen Tage gedreht wird. Weil er den Wechsel direkt miterlebt hat, kann er heute ein pikantes Detail nennen, an dem man damals erkennen konnte, dass nun die große Hauptstelle das Gebäude verlassen hatte und das untergeordnete Arbeitsamt eingezogen ist.

Lässig in der Loge

"Während in der Bundesanstalt sogar der Pförtner in Anzug und Krawatte seiner Aufgabe nachging, saß der darauf folgende Arbeitsamt-Pförtner ganz lässig im Freizeit-Look in seiner Loge", erinnert er sich lachend.

Eine weitere Leserin beschäftigt sich weniger mit der Vergangenheit als mit der Zukunft des Gebäudes: "Wie kann eine Stadt wie Nürnberg es sich leisten, das Haus über 20 Jahre lang leerstehen zu lassen? In einer Zeit, wo Wohnraum dringend gesucht wird und Künstler keine Ateliers finden."

Baureferent Daniel Ulrich stellt die Frage anders: "Wie kann ein Eigentümer es sich leisten, ein Gebäude so lange leerstehen zu lassen?" Das Haus befindet sich nicht im Besitz der Stadt, sondern gehört einem Privatmann.

Anträge liegen vor

Doch die Ausdauer zahlte sich für den Eigentümer aus: In der langen Standzeit hat sich der Bodenwert drastisch erhöht. Dabei mangelte es für die Nutzung nicht an Ideen, wie der Baukunstbeirat immer wieder zeigte.

Aktuell, sagt Ulrich, gibt es zwei ernstzunehmende Vorbescheidsanträge. Ob das Haus dabei bestehen bleibt oder abgerissen wird, sei noch offen. Falls man neu baut, hat Ulrich eine Hoffnung: "Vielleicht kann man an dieser Stelle - ähnlich wie beim Areal der AOK - auch wieder ein wenig öffentlichen Raum an dieser wichtigen innerstädtischen Meile schaffen."

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