Podiumsdiskussion in Nürnberg

Drei Morde in Nürnberg: Was kann der zweite NSU-Untersuchungsausschuss aufklären?

Hicran Songur

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14.10.2022, 20:00 Uhr
Jede Menge offene Fragen: Was kann der zweite NSU-Untersuchungsausschuss aufklären?

© Roland Fengler, NNZ Jede Menge offene Fragen: Was kann der zweite NSU-Untersuchungsausschuss aufklären?

In der aktuellen Diskussion, die seit 19 Uhr läuft, wird um die Kernfrage "Was kann der NSU-Untersuchungsausschuss noch aufklären?" hart gerungen. Im neuen Sendesaal des Studio Franken am BR-Standort Nürnberg eröffnete Tassilo Forchheimer, Leiter des BR-Studios Franken, den Abend.

Nach einem kurzen Grußwort stellte Forchheimer das NN-/BR-Rechercheteam vor, in dem NN-Redakteurin Elke Graßer-Reitzner und BR-Redakteur Jonas Miller arbeiten. Tassilo Forchheimer beschrieb das Team als investigativ arbeitende Journalisten, die auf Spurensuche sind - auf der Suche nach Helfern und Unterstützern, die das NSU-Kerntrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe bei der Vorbereitung oder sogar Ausführung der Anschläge und Morde in Nürnberg unterstützt haben.

Ergebnisse des Rechercheteams werden vorgestellt

Beispielhaft nannte Forchheimer einige Ergebnisse der gemeinsamen Recherchearbeit. Unter anderem brachte das Rechercheteam eine bisher unbeachtete Markierung auf einem Nürnberger Stadtplan ans Licht, der dem NSU-Trio gehörte. Die Spur führte das Team zu einem damals aktiven Neonazi mit auffallender Nähe zu Tatorten des NSU.

Tassilo Forchheimer betonte, dass die wertvolle Arbeit durch das gute Miteinander "der Qualitätsmedien in Nürnberg" überhaupt erst möglich gemacht wurde. Alexander Jungkunz, Chefpublizist der Nürnberger Nachrichten und Mitglied der Chefredaktion, wies darauf hin, dass der Verlag Nürnberger Presse und das Studio Franken vor fünf Jahren grünes Licht für das gemeinsame Rechercheteam gegeben haben. Die seither entstandenen Ergebnisse beschrieb Jungkunz als "erstaunlich". Der Chefpublizist sprach die Hoffnung aus, dass durch die gewonnenen Erkenntnisse viele Delikte aufgeklärt werden.

Alexander Jungkunz verwies auf Indizien, denen die Polizei nicht nachgegangen war, auf V-Männer, die rechtsextreme Szenen mit aufbauten und auf die Arbeit des NN-/BR-Rechercheteams, "bei der sich Abgründe auftun und die auch nicht ohne Risiko für die Kollegin und den Kollegen ist".

Neuer Untersuchungsausschuss im Podium

Von links nach rechts: Matthias Fischbach (FDP), Arif Tasdelen (SPD), Jonas Miller (BR), Elke Graßer-Reitzner (NN), Verena Osgyan (Grüne) und Tobias Reiß (CSU).

Von links nach rechts: Matthias Fischbach (FDP), Arif Tasdelen (SPD), Jonas Miller (BR), Elke Graßer-Reitzner (NN), Verena Osgyan (Grüne) und Tobias Reiß (CSU). © Roland Fengler, NNZ

Die Erkenntnisse des Rechercheteams gehören zur Informations- und Sachstandsgrundlage des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses im Bayerischen Landtag, der seit Frühjahr 2022 tagt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen aus Nürnberg, der Erlanger Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach von der FDP, die Grünen-Abgeordnete und Ausschuss-Mitinitiatorin Verena Osgyan (Nürnberg) und der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion Tobias Reiß sind an der Diskussion beteiligt. Die Politikerin und die Politiker, Tobias Reiß ausgenommen, sind im neuen Untersuchungsausschuss vertreten.

Was kann der zweite NSU-Untersuchungsausschuss noch bewirken?

Die Moderatoren des Abends, Kurt Heidingsfelder (NN) und Eva Frisch (BR), zitierten nach der Vorstellungsrunde Aussagen der Politikerin und der Politiker. Verena Osgyan sehe in dem zweiten NSU-Untersuchungsausschuss die Chance, das Unterstützernetzwerk in den Blick zu nehmen. Matthias Fischbach verfolge das Ziel, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Für Arif Tasdelen sei es die Aufgabe des Ausschusses für Aufklärung zu sorgen - vor allem den Opferfamilien sei man Antworten schuldig. Auch wurde eine Aussage von Tobias Reiß zitiert: Reiß habe Verständnis für die Fragen der Angehörigen. Die CSU habe aber Zweifel, ob ein zweiter Untersuchungsausschuss relevante Ergebnisse liefern könne.

Die Diskussion startete mit der Polizeiarbeit nach dem Taschenlampen-Attentat in Nürnberg - laut Reiß einer der vielen Kardinalfehler bei den Ermittlungen.

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