"Dumm gelaufen": Dauerärger um defekte Nürnberger Rolltreppe

11.3.2021, 19:04 Uhr
In den Nürnberger U-Bahn-Stationen gibt es knapp 200 Rolltreppen. Ausfälle sorgen immer wieder für Verdruss - aber ein Ausfall von weit über einem halben Jahr wie am Rathenauplatz ist doch selten.

In den Nürnberger U-Bahn-Stationen gibt es knapp 200 Rolltreppen. Ausfälle sorgen immer wieder für Verdruss - aber ein Ausfall von weit über einem halben Jahr wie am Rathenauplatz ist doch selten.

Mit jeweils vier bis fünf Wochen Zwangspause sei der Austausch von Rolltreppen verbunden, die in die Jahre gekommen sind und ersetzt werden müssen. So hatte es kürzlich die VAG in einem Ausblick auf das gemeinsam mit der Stadt getragene Modernisierungsprogramm für dieses Jahr mitgeteilt. Die Kommune kommt zum Beispiel auch für die Generalsanierung der Station Muggenhof auf.

„Von wegen nur ein Monat“, protestiert ein Bürger aus der Nürnberger Nordstadt und verweist auf ein Problem an der Station Rathenauplatz. Dort sei die abwärts führende, relativ lange Rolltreppe vom Verteilergeschoss zum Bahnsteig der U 2 und U 3 schon seit vergangenem Sommer außer Betrieb, also seit weit mehr als einem halben Jahr.

Gerade für Fahrgäste, denen das Treppensteigen (selbst abwärts) Mühe bereite, sei das höchst beschwerlich – zumal der Aufzug in Corona-Zeiten zu wenig Platz biete. Und auf den südlichen Zugang auszuweichen, ist mit einem großen Umweg verbunden. Auf Anfragen und Beschwerden bei der VAG habe er allerdings leider nur nichtssagende Antworten erhalten, ärgert sich der regelmäßige U-Bahn-Nutzer. „Dabei heißt es doch, der öffentliche Nahverkehr müsse attraktiver werden. Aber so wird das nichts.“

Nach Maß angefertigt

Tatsächlich sei das “dumm“ gelaufen, räumt Friedrich Hantke, der Leiter des U-Bahn-Bauamtes, unumwunden ein. „Wir hatten da ein größeres Problem mit der Baufirma.“ Jede neue Rolltreppe werde auf Bestellung und quasi nach Maß neu angefertigt, schon wegen der von Ort zu Ort unterschiedlichen Länge. Dabei werde die alte gewöhnlich erst ab- und ausgebaut, wenn die neue Anlage schon bereit liege oder gerade geliefert werde.

Lange Lieferzeit

Diesmal aber stellte sich erst beim Nachmessen heraus, dass das sogenannte Gerüst der neuen Treppe „einen Tick“ zu breit war. Die Treppe musste neu konstruiert werden – während gleichzeitig ein Wiedereinbau der bereits demontierten Anlage auch nicht mehr möglich war. Dazu kam eine lange Lieferzeit. Denn der beauftragte Hersteller lässt im Ausland fertigen. Und als sie kürzlich endlich eingebaut war, brachte die erste Tüv-Abnahme eine ganze Latte von Mängeln ans Licht. Übernächste Woche, so hoffen die Verantwortlichen jetzt, seien die Nachbesserungen erledigt und die neue Treppe könne endlich freigegeben werden.

Eine Rolle als kleine Verkehrsdrehscheibe dürfte dem Rathenauplatz künftig übrigens noch verstärkt zukommen. In der Umgebung liegen nicht nur diverse Schulen und das WiSo-Gelände, die Handwerkskammer und Versicherungen, sondern auch der künftige Evangelische Campus in der einstigen Oberpostdirektion.

Das Problem im Hintergrund bleibt freilich bestehen: Die Stadt hatte den Auftrag regulär öffentlich ausgeschrieben – aber nur eine einzige Firma gab ein Gebot ab. Das gehe schon länger so, meint Hantke, angesichts fehlender Auswahl falle es schwer, den nächsten Auftrag an die Konkurrenz zu vergeben.

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