Dürer-Zeichnung "Mädchen mit Fackel" erstmals ausgestellt

18.9.2014, 15:43 Uhr
Dürer-Experte Dr. Thomas Schauerte präsentierte am Donnerstag die Zeichnung "Mädchen mit Fackel" des Nürnberger Künstlers.

© Eduard Weigert Dürer-Experte Dr. Thomas Schauerte präsentierte am Donnerstag die Zeichnung "Mädchen mit Fackel" des Nürnberger Künstlers.

Das sagte der Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses, Thomas Schauerte, am Donnerstag. Der Dürer-Experte geht von der Echtheit des Werks aus.Die Zeichnung stammt den Angaben zufolge ursprünglich aus der Basler Kunstsammlung des jüdischen Industriellen Robert von Hirsch. 1933 war er in die Schweiz emigriert. Nach seinem Tod wurde die Sammlung im Jahr 1979 bei Sotheby's in London versteigert. Dabei habe der heutige Eigentümer das "Mädchen mit Fackel" erworben - er wolle jedoch anonym bleiben. Das Werk habe damals einen Preis von rund 80.000 Pfund erzielt. Heute sei der Wert sicher siebenstellig: "Eine Million hängt hier mindestens", sagte Schauerte.

Etwa 20 bis 30 Minuten soll Dürer vermutlich für die 11 mal 21 Zentimeter große Zeichnung benötigt haben.

Etwa 20 bis 30 Minuten soll Dürer vermutlich für die 11 mal 21 Zentimeter große Zeichnung benötigt haben. © Eduard Weigert

"Es gibt Kunstwissenschaftler, die das Bild für eine Kopie halten", sagte Schauerte. Das Werk werde etwa dem Dürer-Schüler Hans von Kulmbach zugeschrieben. Doch diesem habe die Sicherheit bei anatomischen Zeichnungen gefehlt sowie die Vorliebe für komplizierte Körperhaltungen, sagte Schauerte. Körperhaltungen so glaubhaft darstellen wie Dürer "konnten damals nicht viele". Dürer habe vermutlich kaum länger als 20 bis 30 Minuten dafür gebraucht. Schauerte geht auch aufgrund anderer Hinweise von der Echtheit des Werkes aus.

Die 11 mal 21 Zentimeter große Zeichnung mit brauner Tinte zeigt ein barfüßiges Mädchen in geraffter antiker Kleidung, das in der emporgereckten rechten Hand eine Fackel beziehungsweise Kugel hält. Zunächst habe Dürer wohl die nur angedeutete Fackel gezeichnet und dann die Kugel darüber, sagte Schauerte. In der Wissenschaft sei das Bild als "Mädchen mit Fackel" eingeführt. Die linke Hand ruht auf einem Wappenschild, auf dem ein Pferd zu sehen ist.

Die Zeichnung könnte eine Detailstudie für ein größeres Werk gewesen sein. Sie ist nicht datiert, links oben aber mit der AD-Signatur des weltbekannten Renaissance-Künstlers (1471-1528) versehen. Die Tinte der Signatur sei nicht dieselbe wie die der Zeichnung - daher geht Schauerte davon aus, dass Dürer sie später einfügte oder ein Sammler dies tat. Recht einig seien sich die Experten, dass das Bild um 1495 entstanden sein muss, weil damals Dürers Interesse für die italienische Kunst und Renaissance erwacht sei.

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