Ein Ingenieur klopft nach Hohlräumen

28.8.2014, 21:33 Uhr
Ein Ingenieur klopft nach Hohlräumen
Ein Ingenieur klopft nach Hohlräumen

© Fotos: Alexander Brock

So sperrig, wie der Apparat aussieht, ist auch sein Name: Brückenuntersichtgerät. Es ist ein Raupenfahrzeug mit Aufbau. Es steht auf dem Hohen Steg über der Pegnitz. Der Übergang für Fußgänger und Radfahrer verbindet die Insel Schütt mit dem festen Nordufer beim Andreij-Sacharow-Platz. Auf dem Fahrzeug, das sich mit Gummiketten fortbewegt, ist ein Gerüst-Turm montiert, an dessen Unterseite ein Steg angebracht ist. Dieser lässt sich unter die Brücke schwenken, so dass ein Gutachter das Bauwerk auch von dort prüfen kann.

Oben auf dem Fahrersitz der Raupe wartet Maschinist Christian Ledig auf Kommandos. Die kommen von Ingenieur Gerhard Jobst, der auf dem fünf Meter langen Ausleger steht und die Brücke von unten unter die Lupe nimmt. Sobald der Ingenieur mit einem Abschnitt fertig ist, ruft er: „Weiter!“. Dann setzt Ledig die Gummikette der Raupe in Gang und fährt auf der Brücke ein Stück weiter. Jobst kann dann den nächsten Abschnitt untersuchen.

Der Fachmann schaut nach Rissen und Spuren der Feuchtigkeit, die dem Bauwerk zusetzt. Mit einem Hammer klopft er den Unterboden ab und lauscht nach Hohlräumen. „Das ist wie mit einer Tasse, die einen Sprung hat. Das hört man auch ganz genau“, erklärt er. Seine Ergebnisse trägt er in einen Plan ein. Später im Büro wird eine Schadensskizze angefertigt.

Alle sechs Jahre lässt der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) jede Brücke genauer prüfen. Alle drei Jahre steht bei jeder Überführungen in der Stadt die einfache Prüfung an. Die Aufträge vergibt der städtische Eigenbetrieb an Ingenieurbüros, wie das von Gerhard Jobst in Lauf. Einige Stunden ist er hier zugange. Nach der Unterseite überprüft der Fachmann die Oberseite des Stegs. Dafür ist das Raupenfahrzeug nicht mehr nötig. Solche Spezialgeräte gibt es in der Republik allerdings nicht oft. Dieses stammt von einer Firma in Eichenzell im Bundesland Hessen. „In Erlangen wartet bereits ein Kollege von mir auf diese Maschine.“

Die Ergebnisse für das Bauwerk an der Insel Schütt wird er an Sör weiterleiten. Schon jetzt ist für ihn aber sicher: „Diese Brücke ist fit.“ Doch trifft das nicht für alle zu. Vor allem die großen, auf denen täglich der Schwerlastverkehr rollt, haben in den letzten Jahrzehnten gelitten.

Ungenügend und mangelhaft

Ende Juli gab die Stadt bekannt, dass von den 303 Brücken, die es in Nürnberg gibt, 49 als mangelhaft oder ungenügend eingestuft worden sind. Kopfzerbrechen bereiten den Zuständigen von Sör vor allem drei Spannbetonbrücken am Hafen, die in den 60er und 70er Jahren errichtet wurden. Dabei handelt es sich um die Verlängerung des Frankenschnellwegs über die Südwesttangente sowie um zwei Bauwerke über die Tangente und den Main-Donau-Kanal.

Klar ist: Die gespannten Seile der Brücken sind nicht mehr zuverlässig. Sie können rosten und dann reißen. Früher oder später müssen sie ersetzt werden. Laut Bürgermeister und Sör-
Werkleiter Christian Vogel besteht keine Gefahr, dass die Spannbetonbauwerke, die eine Länge zwischen 130 und 300 Metern haben, einstürzen. Eine Projektstudie werde in Auftrag gegeben, die Ende des Jahres vorliegen soll. Heute schon gilt für diese drei Brücken eine Einschränkung: Genehmigungspflichtiger Schwerlastverkehr darf auf diesen maroden Bauwerken nicht mehr fahren.

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