Großbrände und Bombenfunde

Ein neues Büro auf Rädern für die Einsatzleitung der Feuerwehr Nürnberg

2.12.2021, 13:54 Uhr
Alt und neu: Anfang des nächsten Jahres wird das neue Einsatzleitfahrzeug mit dem Aufbau der Firma GSF den mehr als 40 Jahre alten Bus der Berufsfeuerwehr Nürnberg ablösen.

© Stefan Hippel, NNZ Alt und neu: Anfang des nächsten Jahres wird das neue Einsatzleitfahrzeug mit dem Aufbau der Firma GSF den mehr als 40 Jahre alten Bus der Berufsfeuerwehr Nürnberg ablösen.

Seine Tage sind gezählt: Die des Feuerwehrbusses mit dem Schriftzug "Einsatzleitung" an den Seiten. Wenn dieses feuerrote Mobil aus der Garage der Wache 5, in der es seinen Stammplatz hat, ausrückt, bedeutet das nichts Gutes. Es geschieht ab Alarmstufe 3 und heißt, dass viele Einsatzkräfte ausrücken und diese am Einsatzort koordiniert werden müssen. Darunter Kräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr, der Rettungsdienste, des Technischen Hilfswerks (THW) und der Polizei. Der Bus taucht bei Großbränden auf wie zuletzt am 23. November im Müllbunker der Müllverbrennungsanlage in Nürnberg-Sandreuth - ein Feuer, das 130 Einsatzkräfte gebunden hat.

Mehr als 400 Großeinsätze

Seit 1980 steht der Bus im Dienst der Berufsfeuerwehr Nürnberg. Er kommt bei Bombenentschärfungen zum Einsatz, bot auch schon der Einsatzleitung nach der Gasexplosion im Januar 1987 in der Schlüsselfelderstraße einen geschützten und beheizten Raum, um die Lage zu überblicken und um die ihnen zur Verfügung gestellten Kräfte zu führen.

Bis heute war das Fahrzeug bei mehr als 400 Großeinsätzen. Es gleicht einem alten Linienbus der VAG, war aber nie für den öffentlichen Nahverkehr unterwegs. "Der Bus wurde alleine für die Feuerwehr Nürnberg ausgebaut", berichtet Sebastian Kahl, Sprecher der Feuerwehr Nürnberg. "Es ist das älteste Feuerwehrfahrzeug, das noch aktiv im Dienst ist", erklärt Bernd Ach, Leiter der Feuerwache 5 an der Karl-Schönleben-Straße. "Der Bus ist länger als ich dabei. Ich hab 1986 bei der Berufsfeuerwehr angefangen."

Der Charme der 70er und 80er Jahre im alten Einsatzleit-Bus: Die Plätze für die Funker im alten Fahrzeug der Berufsfeuerwehr Nürnberg.

Der Charme der 70er und 80er Jahre im alten Einsatzleit-Bus: Die Plätze für die Funker im alten Fahrzeug der Berufsfeuerwehr Nürnberg. © Stefan Hippel, NNZ

Innen verströmt der Bus den Charme der 70er und 80er Jahre: rotbräunlich karierte Polsterbezüge, holzfurnierte Schranktüren, Regale und Tische, dunkle Springrollos an den Fenstern, braune Teppichverkleidung an den Innenwänden. Das Fahrzeug ist in drei Abschnitte unterteilt. Vorne ist die Fahrerkabine, dahinter der Kommunikationsbereich mit drei Funkplätzen und einem Platz für den sogenannten Einsatztagebuchschreiber. Im hinteren Teil des Busses ist der Besprechungsraum für die Einsatzleiter der Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste. Hier bespricht die Führung die Lage, wertet Karten aus, verschiebt und positioniert etwa Personen, Einheiten oder Gebäude, die als Symbol-Plättchen (Taktische Zeichen) zunächst auf einer großen Magnettafel dargestellt und angeordnet werden. Technisch wurde der Einsatzleit-Bus immer wieder nachgerüstet, doch jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Am Fahrgestell frisst der Rost sich immer tiefer rein. Die Technik ist mittlerweile veraltet.

Kostenpunkt: 595.000 Euro

In ein paar Wochen wird er ausgemustert. "Im ersten Quartal im nächsten Jahr ist es soweit", sagt Hansjörg Wattenbach, Leiter der Abteilung Technik bei der Berufsfeuerwehr. Dann löst ein neues, hochmodernes Einsatzleitfahrzeug den Bus ab. "Der neue ist kein Bus, sondern ein Lkw mit Kofferaufbau der Firma GSF - das steht für 'Gute Sonderfahrzeuge'", so Wattenbach. Kostenpunkt: 595.000 Euro.

Weiß und hochmodern: Die Funkplätze im neuen Einsatzleitfahrzeug der Berufsfeuerwehr Nürnberg.

Weiß und hochmodern: Die Funkplätze im neuen Einsatzleitfahrzeug der Berufsfeuerwehr Nürnberg. © Stefan Hippel, NNZ

Im neuen Einsatzleitwagen erinnert kaum noch etwas an den alten Bus. Hell wirkt der Innenraum, fast klinisch weiß. Auch hier gibt es Kommunikationsplätze, allerdings lassen sich von hier aus jetzt alle erdenklichen, technischen Kanäle nutzen. Selbst wenn das Mobilfunknetz komplett ausfallen sollte, kann sich die Einsatzleitung via Satellitentelefon einwählen und Kontakt nach außen aufbauen.

Keine Klappsitze mehr

Nicht mehr im Heck, wie im alten Bus, sondern zentral in der Mitte des Fahrzeugs, wird sich der Führungsstab bei Großeinsätzen um einen großen Tisch versammeln. Statt gepolsterte Klappsitze wie im alten Einsatzleit-Bus gibt es hier "Stehhilfen", die Barhockern gleichen. "Wir wollen da keine Plätze zum Hinlümmeln haben", sagt Sebastian Kahl.

Auf einem großflächigen Monitor könnendem Führungspersonal beispielsweise Bilder übertragen werden, die eine Drohne der Feuerwehr aus der Luft von einem Brandort oder Bombenfundort liefert. Für bis zu zwei Stunden ist laut Wattenbach auch ein "autarker Betrieb" möglich, weil im Lkw zwei große Lithium-Ionen-Batterien verbaut sind. "Den dauerhaften Betrieb stellt allerdings ein Stromerzeuger sicher, jedenfalls solange Sprit vorhanden ist."

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