Ein Stück Brasilien auf der Haut

2.8.2012, 08:35 Uhr
Ein Stück Brasilien auf der Haut

© Hanni Kinadeter

Pia Brosda konnte die Mode schon vor Jahren bewundern – an einer Freundin, die lange Zeit in Brasilien lebte. „Die Kleider fand ich immer sehr speziell und sehr schön“, erzählt die heutige Modeunternehmerin. Verstärkt wurde dies durch ihren Freund, der sich auf seinen Geschäftsreisen ebenfalls in dem Land am Zuckerhut einkleidete. Als sich Brosda nach Tätigkeiten in der Verpackungsmittel- sowie in der IT-Branche selbstständig machen wollte, wusste sie auch sofort, womit: brasilianischer Mode.

Die gebürtige Hessin, die durch ihr Studium nach Nürnberg kam, ist eine Frau der Tat. Sie lernte brasilianisch, flog nach Brasilien und betrieb Marktrecherche. Dafür schaute sich vor allem in und um Rio sowie Sao Paulo in Geschäften um. Sie analysierte Marktzahlen und schrieb einen Businessplan. Sie kündigte ihre Festanstellung und wagte den Sprung ins kalte Wasser: „Ohne Mut geht es nicht“, sagt Brosda.

Ein Stück Brasilien auf der Haut

© Hanni Kinadeter

Wenn ihr die Mode gefiel, schrieb sie die Designer an. Dabei halfen ihr neben den neuerworbenen Sprachkenntnisse auch die, die sie sich bei einem einjährigen Aufenthalt in Chile aneignen konnte. Von den sechs kontaktierten Designern konnte sie fünf als Kunden gewinnen. Für diese Marken hat die 34-Jährige heute die exklusiven Rechte für Europa. Vertrieben wird die Mode an Boutiqen, die dank kleiner Mindestbestellmengen ohne großes Risiko testen können, wie brasilianische Mode bei ihren Kunden und vor allem Kundinnen ankommt. Pia do Brasil, heißt das Unternehmen – Pia von Brasilien.

Ganz einfach ist das Geschäft nicht, schließlich sind damit auch Kosten verbunden – etwa der Auftritt auf Messen wie der „Berlin Bright Trade Show“. Auch der Wareneinkauf muss zu einem Großteil vorfinanziert werden. Und natürlich müssen auch erst Erfahrungen gesammelt werden: „Das Luxus-Segment ist sehr schwierig“, hat Pia Brosda erfahren. Besonders gut geht hingegen die so genannte Streetware-Mode, bei der die Jungunternehmerin auf die Marken Puro und Amulherdopadre setzt.

Ein Stück Brasilien auf der Haut

© Hanni Kinadeter

Hinter Puro verbergen sich zwei argentinische Designer, die in Brasilien leben und Vintage-Stoffe zu bunten Schuhen und Taschen verarbeiten – oft als Künstler-Editionen, immer als Unikate. Für die meist knöchelhohen Sneaker hat die die Nürnberger Unternehmerin bereits Anfragen fürs diesjährige Münchner Oktoberfest bekommen, auf dem einige Damen das traditionelle Dirndl mit doch recht unkonventionellen Schuhen zu kombinieren gedenken.

„A Mulher do Padre“, kurz AMP, heißt übersetzt etwas blasphemisch „die Frau des Paters“. Das Label hat T-Shirts und – wie in Brasilien üblich – ausgesprochen feminine Kleider zu bieten, deren besondere Details oft erst auf den zweiten Blick auszumachen sind.

Ein Stück Brasilien auf der Haut

© Hanni Kinadeter

Und natürlich kann man nicht auf brasilianische Mode setzen, ohne Bikinis im Sortiment zu haben. Hier setzt Brosda auf die Marke Azai, die ihren Sitz in Buzius nahe Rio hat – einem Badeort, in dem sich schon Brigitte Bardot gerne aufhielt. Die Qualität der Bikinis bringt Brosda ins Schwärmen: „Das Material ist viel dicker als bei uns üblich und alles ist doppelt genäht.“ Während für die Brasilianerinnen – ungeachtet der figürlichen Voraussetzungen – die Strandbekleidung oft nicht knapp genug sein kann, dürfen die Modelle in Europa gern üppiger ausfallen. Dafür weniger bunt. Besonders die Einkäuferinnen der deutschen Boutiquen setzen meist auf blaue, weiße, schwarze, aber auch auf goldene Einfarbigkeit. Italiener, Spanier, Israelis, selbst Österreicher sind mit Farbe viel mutiger“, hat sie festgestellt.

Wer als Endverbraucher aber auf wilden Mustermix setzt und in deutschen Geschäften nicht fündig wird, könnte Glück haben: In Brosdas Showroom gibt es zu Saisonende die Muster der verschiedenen Kollektionen zu kaufen – und das auch noch günstig.

Pia do Brasil, 0911/495206707, www.piadobrasil.com, E-mail: brosda@piadobrasil.com


 

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