Eine Aufgabe fürs Leben

2.3.2013, 00:00 Uhr
Eine  Aufgabe fürs Leben

© Berny Meyer

Das Paar willigte ein. Der Mann habe Schäufele gegessen, die Frau habe sich für den Salat mit gebackenem Gorgonzola von der Tageskarte entschieden. Es mundete, die beiden bezahlten ihre Rechnung selbst. Und Förster hatte wieder Überzeugungsarbeit geleistet.

Es wird wohl noch lange Gäste geben, die Gregor Lemke nachtrauern. Das Schäufele schmecke nun anders als in den 17 Jahren, in denen der ehemalige Wirt des Bratwurst Röslein in der Küche stand, hören die neuen Pächter Thomas und Michael Förster manchmal. Was natürlich kaum sein kann, denn Lemke war ein Wirt, der sich hingebungsvoll um seine Gäste kümmerte, doch am Herd stand er nie.

Der gebürtige Münchner Lemke ist wieder in seine Heimatstadt gezogen, um das „Augustiner Klosterwirt“ an der Frauenkirche zu betreiben. Übernommen haben am 1. Januar zwei Profis, die als Pächter großer Autobahn-Rastanlagen bekanntgeworden sind, im Traditionslokal Bratwurst Röslein aber ihre Lebensaufgabe sehen. Kein Wunder: Das Lokal hat rund 600 Sitzplätze, im vergangenen Jahr kehrten nach eigenen Angaben 450000 Gäste ein, verspeisten dabei unter anderem rund 1,1 Millionen Nürnberger Bratwürste. Diese Zahlen gilt es erst einmal zu halten.

Deswegen gibt es zwar Neuerungen, aber ganz behutsame: Die Speisekarte erhält eine optische Auffrischung, zudem sind seit Jahresanfang Merchandising-Artikel wie Schlüsselanhänger und iPod-Hüllen aus Filz sowie Teddybären in Dirndl und Lederhose erhältlich. Im Herbst soll einheimisches Wild die bodenständige Küche ergänzen. Die Nürnberger Bratwürste werden nun mit einer veränderten Gewürzmischung hergestellt. Diese geht auf ein Originalrezept des Urgroßvaters der Brüder Thomas und Michael zurück. Einige erinnern sich vielleicht: Die Familie Förster betrieb in der Inneren Laufer Gasse die Altstadt-Metzgerei. Auch Michael Förster ist gelernter Metzger.

Viele weitere Ideen wälzen die beiden Wirte noch, aber die wollen reiflich überlegt sein, ist das bisherige Konzept doch gut aufgegangen: Das Bratwurst Röslein als Stadtwirtshaus und Anlaufstelle für jedermann in jedem Alter. Daher wird es die beliebte „Trachtennacht“ im Mai ebenso wieder geben wie den Medientreff und Tanzveranstaltungen.

Das Wichtigste und die Grundlage allen Erfolgs aber bleibt das Essen. Hier sehen Thomas und Michael Förster die Zukunft in bewährt Bodenständigem wie Schäufele und Nürnbergern auf Kraut, angereichert durch vegetarische Angebote und Pasta. Den Mittagstisch für 6,99 Euro gibt es nun jeden Tag, „um die Stammgäste kennenzulernen“.

Dabei muss allen gerecht werden: den Messegästen aus aller Welt, die oft gleichzeitig und zu Hunderten das Restaurant belegen. Den Senioren, die sich ihr Mittagessen eingeschweißt mitnehmen. Allen anderen, die nach einem Einkaufsbummel einkehren. Eine Aufgabe für’s Leben eben.

Mehr Informationen über das Bratwurst Röslein in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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