Eine Chance für die Jugend

6.10.2011, 20:08 Uhr

Die grausamen Bilder haben viele noch vor Augen: Am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 zerstörte ein Tsunami im Indischen Ozean weite Teile der südostasiatischen Küste. Auch das kleine Kalkudah an der Ostküste Sri Lankas war von der verheerenden Flutwelle betroffen. Sofortige Hilfe musste geleistet werden und so begann Anfang 2005 die Partnerschaft mit Nürnberg.

Das Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg koordinierte die Notfallmaßnahmen. 2006 entsprang aus diesen Anfängen die „Tsunami-Hilfe Nürnberg für Sri Lanka e.V.“, die seither über die Ortsgrenzen Kalkudahs hinaus Unterstützung für die Bewohner der Region leistet. Der Verein, der sich heute „Nürnberger helfen Menschen in Sri Lanka e.V“. (kurz: Srilankahilfe Nürnberg) nennt, sammelt ständig Spenden für unterschiedliche Hilfsprojekte: Beispielsweise mit einer ehrenamtlich betriebenen Bude auf dem Markt der Partnerstädte während des Christkindlesmarkts.

Das langjährige Engagement hat mehrere Gründe: Zum einen ist man sich bei der Srilankahilfe bewusst, dass reine Katastrophenhilfe zu kurz greift. Zudem ist die wirtschaftliche Lage im Osten Sri Lankas nicht nur deshalb prekär, weil der Tourismus in der Region nach der gigantischen Flutwelle fast völlig zurückging. Das Gebiet war schon vor dem Tsunami fast 20 Jahre lang Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs zwischen tamilischen Separatisten und der Regierung, der erst 2009 ein Ende fand.

Ein politisch sensibles Umfeld

In diesem politisch sensiblen Umfeld zu arbeiten, ist für Hilfsorganisationen eine große Herausforderung. Auch bei den Nürnberger Projekten kam es immer wieder zu Verzögerungen beim Einsatz der Spenden. Dass die gesammelten Gelder gut angelegt sind, ist Norbert Schürges vom Amt für Internationale Beziehungen und Ulrike Schöneberg von der Srilankahilfe wichtig.

Sie wissen, dass sogenannte Entwicklungshilfe oftmals in falsche Hände geraten kann, wenn die Strukturen vor Ort nicht stimmen: „Es reicht daher nicht, sich auf die Hilfe von Privatleuten zu verlassen. Wir arbeiten mit Unterstützung der UN-Habitat, dem Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen.“

Die Experten der UN recherchieren genau; wo und warum Hilfe gebraucht wird. Aus einer ganzen Reihe von Vorschlägen wählten die Nürnberger schließlich die Errichtung eines Ausbildungszentrums für junge Leute in der Gemeinde Kattankudy aus. Vielen Jugendlichen gelingt es nicht, einen der knappen Studienplätze an einer Universität zu erhalten. An dem neuen Berufsausbildungszentrum sollen künftig pro Jahrgang 25 von ihnen die Chance erhalten, ein anerkanntes Zertifikat im kaufmännisch-administrativen Bereich zu erwerben, was den Einstieg ins Berufsleben erleichtern soll.

In Verwaltung und Tourismusbranche fehlen jede Menge gut ausgebildete Fachkräfte. „Wir sind überzeugt, dass hier wirklich Bedarf besteht und wir langfristig helfen können“, so Ulrike Schöneberg. In Bildung zu investieren erscheint den Nürnbergern besonders wichtig, da sie hierdurch den Grundstein für die Weiterentwicklung der Region legen: „Früher hat man das Hilfe zur Selbsthilfe genannt.“

Das neue Ausbildungszentrum soll in sechs bis acht Monaten fertig sein. Finanziert wird das 25000 Euro schwere Projekt jeweils zur Hälfte aus Mitteln, die das Amt für Internationale Beziehungen noch vom Bau eines Gesundheitszentrums im letzen Jahr übrig hat, sowie aus Mitteln der Srilankahilfe. Auch hier schaut man schon in die Zukunft: „Vielleicht können langfristig Computerexperten aus Franken zum Unterrichten nach Sri Lanka gehen“, hofft Schürges. Auch dieses Jahr wird wieder auf dem „Markt der Partnerstädte“ gesammelt. „In Sri Lanka kann man schon mit wenig Geld jede Menge bewirken“, versichern die Nürnberger Experten.

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