Eine Morlock hilft Club-Fans

4.1.2012, 00:00 Uhr
Eine Morlock  hilft Club-Fans

© Eduard Weigert

In der Nähe der neuen Straßenbahnhaltestelle am Celtisplatz führt Birgit Bussinger einen Lotto-Laden. Das Geschäft hat vorher ihr Vater betrieben. Dessen legendärer Name thront noch heute über einem Fußball an der Hauswand. Dort steht in weißer Schrift: „Morlock“.

Auch in der Lotto-Annahmestelle der Tochter von Club-Legende Max Morlock ist der Fußballweltmeister von 1954 allgegenwärtig. Bilder an den Wänden aus aktiven Zeiten, Max Morlock beim Kopfball, im Zweikampf. Daneben Mannschaftsfotos des 1. FC Nürnberg. Eine Aufnahme zeigt Birgit Bussinger selbst. Gemeinsam mit Club-Anhängern enthüllt sie die Bronzestatue des berühmten Nürnberger Fußballers. „Damals habe ich die vielen engagierten Fans zum ersten Mal näher kennengelernt“, erinnert sie sich. Die Treue der Fans beeindruckt sie. Auch heute noch.

Große Ehre

Deshalb hat auch Birgit Bussinger ein Zeichen gesetzt. Nämlich ihre Signatur. Als sie vor kurzem durch die Fußgängerzone ging, traf sie auf eben diese Fans, die sie Jahre zuvor getroffen hat — und unterschrieb spontan bei der Unterschriftenaktion für einen neuen Stadionnamen. Für das Max-Morlock-Stadion. Der Einsatz der jungen Club-Fans ehrt Birgit Bussinger. „Vor allen Dingen aber ehrt es meinen Vater. Er wäre sehr glücklich darüber“, ist sie sich sicher.

Angetrieben hätte Max Morlock die Namensgebung selbst allerdings nicht, glaubt die Tochter. Dafür sei er viel zu bescheiden gewesen. „Für ihn ging es immer nur um das Sportliche. Sonst wollte er ein ganz normales Leben führen.“ Dass sie lange einen berühmten Nachnamen getragen hat, war Birgit Bussinger früher auch nicht so bewusst. Nur ab und zu hat ihr Vater von früher erzählt, von sportlichen Höhepunkten seiner Laufbahn.

Heute aber habe sich das Fußballgeschäft verändert. „Es ist eine andere Zeit. So ein Verein ist wie eine Firma, schließlich müssen die Spieler auch bezahlt werden.“ Sie hat deshalb auch Verständnis dafür, dass die Namensrechte vergeben werden. Realistisch sei ein Max-Morlock-Stadion deshalb wohl nicht, sagt sie.

Das sehen die Initiatoren der Kampagne anders. Stefan Warzecha, Sprecher der Gruppe „Max-Morlock-Stadion jetzt“, schätzt die Chancen auf eine Namensänderung als „sehr realistisch“ ein. „Der jetzige Sponsor beendet sein Sponsoring am Saisonende und ein neuer Geldgeber scheint bisher nicht in Sicht zu sein.“ Das soll auch so bleiben. Mögliche neue Sponsoren sollen auch durch die Aktionen der Fans abgeschreckt werden, geben sie zu. Im vergangenen Jahr zeigten sie sich kreativ — nicht nur bei der Choreographie im Stadion. Auch Aushänge von Zeitungen wurden ausgetauscht, Wegweiser zum „Max-Morlock-Stadion“ fanden sich an Brücken und Autobahnschildern.

„Die Reaktionen auf unsere Aktionen vonseiten der Bevölkerung und Fans, mit denen wir an unseren Infoständen diskutiert haben, war größtenteils sehr gut“, sagt Warzecha. Er und seine Mitstreiter haben deshalb neuen Mut geschöpft. Und einen Schaden für ihren Verein sehen die Fans nicht. „Fakt ist, dass das Geld nicht an den Club fließt, sondern an die Betreibergesellschaft und die Stadt.“ Auch dieses Jahr ist — wie bisher — bei jedem Heimspiel eine Aktion geplant. Ihre Ideen verraten die Fans aber nicht.
 

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