Einkaufs-Koller an Pfingsten: Lange Schlangen vor Lidl am Hauptbahnhof
1.6.2020, 18:16 UhrWer die Schlange erst einmal überwunden hat, der hat Platz. So viel Platz, wie es die behördlichen Auflagen vorsehen. MIt ausreichend Abstand streifen Kunden durch den Lidl am Hauptbahnhof, der sonst gerade an Feiertagen und langen Wochenenden brechend voll ist. Normalerweise wird gedrängelt, die Schlange vor den Kassen zieht sich quer durch den Laden, Menschen sind genervt. Andrang herrscht am Pfingstmontag trotzdem - aber nur vor dem Laden.
Bereits am frühen Vormittag windet sich die Schlange quer durch das Untergeschoss des Hauptbahnhofes, bis zum Abgang der U-Bahnlinie 1, bis vor die Sparkasse. Die Verantwortlichen des Lidl sind vorbereitet auf den Ansturm. Mit Absperrband haben sie einen Art Korridor vor dem Laden eingerichtet. Doch der reicht bereits gegen 10 Uhr nicht mehr aus, und so zieht sich eben jene Schlange quer durch das Bahngebäude.
Die Stimmung ist entspannt, die Polizei inspiziert
Wie bei jedem anderen Laden ist die Anzahl der Kunden, die sich in dem Geschäft aufhalten dürfen, streng limitiert. Kontrolliert wird das von Sicherheitspersonal, das an den Türen steht - und immer wieder einen Schwung Menschen in den Supermarkt lässt. An den Kassen spitzen drei Polizisten in den Laden, sie haben nichts zu beanstanden. Der Mindestabstand wird eingehalten, alle tragen Masken, die Stimmung ist, auch wenn es verwunderlich ist, entspannt.
Eigentlich wurden in Bayern wegen der Corona-Pandemie die Ladenöffnungszeiten erweitert. Supermärkte dürfen werktags bis 22 Uhr und sogar am Sonntag von 12 bis 18 Uhr öffnen. So sollte die Staatsregierung den Andrang in den Läden reduzieren. Davon Gebrauch gemacht haben aber nur die allerwenigsten Geschäfte im Freistaat, deshalb kapriziert sich der Noteinkauf an Pfingsten, wie so häufig, auf den Lidl im Hauptbahnhof, dem einzigen Vollsortimenter, der geöffnet hat.
Ein Stockwerk höher, bei Rewe To Go, gibt es ebenfalls einige Grundnahrungsmittel. Gurken, Zwiebeln, Mehl und Nudeln. Dort ist der Andrang am Pfingstmontag aber deutlich geringer, der Laden muss nicht abgeriegelt werden, kein Sicherheitspersonal wartet vor der Tür. In der Schlange stehen allenfalls ein halbes Dutzend Menschen.
Die Corona-Krise wärmt in Bayern auch einen alten Streit zwischen der CSU und den Freien Wählern, den beiden Regierungsparteien, auf. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zeigt sich offen, zumindest zeitweise Geschäftsöffnungen an Sonntagen zu erlauben. Der CSU-Politiker und Chef der Staatskanzlei, Florian Herrmann, stellte sich aber sofort dagegen. "Am Schutz des Sonntages wird sicher nicht gerüttelt", sagte er.
Verbände sind zumindest für einen Kompromiss. Sie fordern mehr als die bisher vier möglichen verkaufsoffenen Sonntage. Das würde die "Kauflaune der Kunden erheblich steigern", sagt etwa der Handelsverband Bayern. Doch bislang herrscht beim Thema Ladenöffnungszeiten in Bayern: Stillstand.