Eiskalte Winterfreuden: So genießen die Nürnberger den Schnee

14.2.2021, 13:22 Uhr
Und für den Fotografen eine extra Ladung Eisstaub. 

© Roland Fengler Und für den Fotografen eine extra Ladung Eisstaub. 

Es ist die zweite Runde, die Martin, Miro und Susanne auf ihren Langlaufskiern rund um den Silbersee drehen. Mitten in Nürnberg hat die Stadt Loipen gespurt, im Marienbergpark, im Volkspark Dutzendteich, an der Wöhrder Wiese. "Das ist super!", sagt Martin. "Normalerweise laufen wir immer in Moorenbrunn, jetzt können wir quasi direkt vor der Haustür loslegen." Auch Miro freut sich: "Sonst fahren wir in den Winterurlaub, das geht dieses Jahr nicht, also machen wir Urlaub zu Hause." Ihre Ski sind noch aus den 80er Jahren, erzählt Martin. "Wir haben noch neuere, die nutzen wir aber lieber in den unberührteren Gebieten. Für die Stadt reichen die alten aus."


Langlauf boomt - darauf müssen Anfänger achten


Auch Jürgen aus Gerhardshofen hatte einen Tag zuvor von den gespurten Loipen gehört. "Ich hatte in Nürnberg zu tun, da habe ich die Ski gleich mitgebracht, um die Loipen mal auszuprobieren." Etwas nachsichtig müssen die Langläufer aber sein, noch nicht alle Spaziergänger, Jogger oder Schlittenfahrer erkennen sofort die gespurten Wege und treten aus Versehen Löcher hinein.

Langlauf boomt, auch wegen der Verbote

Urlaub zu Hause: Martin (r.), Miro und Susanne freuen sich über die gespurten Langlauf-Loipen am Silbersee.  

Urlaub zu Hause: Martin (r.), Miro und Susanne freuen sich über die gespurten Langlauf-Loipen am Silbersee.   © Roland Fengler, NNZ

Die Nachfrage nach Langlaufskiern ist in diesem Jahr weit größer als das Angebot, sagt Johannes Ziegler, Chef des Intersport Profimarktes im Mercado. Langlauf-Ausrüstung sei bei ihm komplett ausverkauft. Das Problem: Die Ski werden bereits im Frühjahr von den Händlern geordert und im Sommer hergestellt. Im Winter komme man kaum an Nachschub. In den vergangenen zwei Jahren hat es im Flachland kaum geschneit, so Ziegler, deswegen habe er für die aktuelle Saison nur halb so viel bestellt wie sonst. "Aber die Nachfrage ist 2021 zwanzig mal so hoch wie 2020. "Sonst verkaufe ich zwei Dutzend Langlaufausrüstungen pro Winter, jetzt rufen zwei Leute pro Stunde an, weil sie Langlaufskier kaufen wollen. Wir haben in dieser Saison innerhalb von einer Woche alles per ,Click & Collect‘ oder per ,Call & Collect‘ verkauft, was wir hatten."
Langlaufen erlebt in diesem Winter einen Boom. Nicht nur, weil es früh und nun relativ viel geschneit hat, sondern, weil fast alle anderen Sportarten verboten, sämtliche Sportanlagen – innen wie außen – für Amateursportler gesperrt sind.

Die Katastrophe in der Katastrophe

Für die Sportladenbesitzer ist das die Katastrophe in der Katastrophe. Seit einem Jahr können sie nichts planen, weil sie nie wissen, wann und wie die Menschen wieder Sport treiben dürfen. "Die Tennishallen sind zu, die Bolzplätze gesperrt. Als die Eishallen schlossen, haben wir teilweise die Bestellungen für Schlittschuhe storniert. Das, was ich an Alpin-Ski verkauft habe, ist nicht einmal so viel wie an einem Samstagvormittag vor der Corona-Pandemie.

Nur Jogginghosen werden mehr verkauft

Jürgen hatte einen Termin in Nürnberg - und packte die Skier gleich mit ein, um danach eine Runde zu drehen.

Jürgen hatte einen Termin in Nürnberg - und packte die Skier gleich mit ein, um danach eine Runde zu drehen. © Roland Fengler, NNZ

Das einzige, was ich minimal mehr verkaufe, sind Jogginghosen, die die Leute offenbar im Homeoffice bevorzugen, weil man die bei einer Video-Konferenz nicht sieht. Wenn niemand Sport machen kann, nützt es mir auch nichts, wenn ich ,Click & Collect‘ anbiete, einen Online-Shop habe oder telefonisch berate und verkaufe", sagt Ziegler. "Ich müsste jetzt für das kommende Jahr bestellen – und weiß überhaupt nicht, was und vor allem nicht, wovon." Wenn es als staatliche Unterstützung nur einen Ersatz für die Fixkosten wie Miete gibt, dann könne das kein Händler durchhalten, ohne zum Beispiel die eigene Altersvorsorge anzugreifen. Händler könnten Abschreibungen für Saisonware beantragen. "Aber ich kann ja nicht einmal definieren, was das ist. Mal angenommen: Ich stelle diese Woche einen Antrag für Alpin-Skier, von denen ich glaube, dass ich sie nicht mehr verkaufen kann. In zwei Wochen ist diese Sportart vielleicht wieder möglich – und ich verkaufe doch noch etwas davon. Dann laufe ich Gefahr, mich des Subventionsbetruges schuldig zu machen."


Dass der Breitensport in der aktuellen Corona-Maßnahmen-Diskussion neben der Kultur fast gar nicht vorkommt, macht sich auch auf dem Dutzendteich bemerkbar. Hier fuhren am Wochenende viele Menschen Schlittschuh. Darunter auch Julia Gauerhof. Seit ihrem fünften Lebensjahr macht die heute 15-Jährige Eiskunstlaufen.

Viel los hier! Auch diese Yorkshire-Terrier hatten Spaß im Schnee. 

Viel los hier! Auch diese Yorkshire-Terrier hatten Spaß im Schnee.  © Roland Fengler, NNZ

Im Oktober hat sie mit ihrem Verein, dem Eislaufclub Nürnberg (ECN), zum letzten Mal trainieren können. Am Samstag drehte sie zum ersten Mal wieder auf dem Eis Pirouetten. Sie vermisst ihren Sport, derzeit bleiben ihr nur Fitness- und Dehnübungen, allein, zu Hause.

Eishockey-Training auf dem Dutzendteich

Weil der Dutzendteich nach dem großzügigen Ablassen im Herbst nicht sehr tief ist, wagen sich viele auf die glatte Fläche. Einige haben sogar Eishockeytore und -Schläger rangeschafft.

Unter ihnen trainieren auch Spieler des EHC 80, dem Eishockey-Club, aus dem 1994/95 die Ice Tigers als Profimannschaft hervorgingen. Die Jungs nutzen die Chance, endlich mal wieder den Puck übers Eis zu schießen. Denn das fühlt sich weit besser an als Trockenübungen nach Online-Trainingsplänen im eigenen Wohnzimmer.

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