Ende einer Ära: Gartencenter Radloff schließt im Herbst

17.3.2019, 05:48 Uhr
Geschäftsführer Michael Radloff in seinem Gartencenter in St. Johannis mit dem aktuellen Frühlingssortiment.

© Roland Fengler/privat Geschäftsführer Michael Radloff in seinem Gartencenter in St. Johannis mit dem aktuellen Frühlingssortiment.

Blühende Frühlingsblumen füllen die Regale, im Hintergrund zwitschern Wellensittiche in der Voliere. Noch läuft hier in der Schnieglinger Straße 54 der ganz normale Betrieb, Ende November schließt das Gartencenter seine Pforten, im Jahr 2020 wird es abgerissen. Das 5000 Quadratmeter große Gelände ist bereits verkauft, der Vertrag wurde im März unterschrieben. Hier soll reiner Wohnungsbau entstehen.

Die 30 Angestellten wurden frühzeitig informiert. Sie begleiten den Laden bis zum Schluss, "mein Wunsch ist es, gemeinsam stark vom Markt zu gehen", so Michael Radloff. Ein bisschen wehmütig ist ihm schon zumute. Seit 1992 ist der Geschäftsführer des Gartencenters, das er von seinen Eltern, Walter und Helga Radloff, übernommen hat.

Ein Blick zurück: Die Geschichte begann im Jahr 1903 mit Hans Radloff, der hier eine "Kunst- und Handelsgärtnerei" eröffnete. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Produktionsfläche zu klein. In der dritten Generation stellten 1974 Walter und Helga Radloff von Produktion auf Verkauf und die damals moderne Selbstbedienung um. "Das zweite Gartencenter in Nürnberg nach dem Dehner", weiß Radloff.

Das Dehner-Gartencenter, das 1973 in der Gustav-Adolf-Straße 51a in Schweinau seinen Betrieb aufnahm, schließt heuer ebenfalls — und zwar Ende Juni. Hauptgrund ist, dass die Fläche nicht mehr ausreicht, "darüber hinaus sind moderne Verkaufskonzepte nur schwierig umsetzbar", so der Pressesprecher. Den 14 Beschäftigten seien Übernahmeangebote an Dehner-Standorten in Nürnberg und Fürth unterbreitet worden.

Geändertes Kaufverhalten

Im Jahr 1974 nahm es den Betrieb auf — hier ist eine Aufnahme von der Eröffnung, sie zeigt (v. li.) Großvater Willi Radloff, die Eheleute Helga und Walter mit Sohn Michael.

Im Jahr 1974 nahm es den Betrieb auf — hier ist eine Aufnahme von der Eröffnung, sie zeigt (v. li.) Großvater Willi Radloff, die Eheleute Helga und Walter mit Sohn Michael.

Zurück nach St. Johannis: Michael Radloff hat seinen Entschluss vor einem Jahr gefasst und nun im März den Vertrag unterschrieben. Wirtschaftliche Gründe seien für die Schließung des Gartencenters und den Verkauf des Areals ausschlaggebend gewesen. Radloff: "Der Umsatz ist vergleichbar dem vor 20 Jahren", so eine Tendenz könne man nicht unbegrenzt lange finanziell ausgleichen.

Dazu beigetragen hat die Entwicklung, fährt er fort, dass etwa die Gartengrundstücke immer kleiner werden und die Menschen heutzutage weniger geplant einkaufen — viele Pflanzen werden spontan im Supermarkt mitgenommen. Bei ihm müsse man gezielt vorbeikommen. Mit Blick auf seine Kunden sagt er: "Es kommen zu wenige und zu selten. Bei solch einer Betriebsgröße erweist sich das Unternehmen nicht als zukunftsträchtig für eine weitere Generation." Und ergänzt: "Die Konkurrenz wird noch stärker. Ursprünglich habe ich gedacht, dass ich noch zehn Jahre mache, aber aus rein wirtschaftlichen Gründen habe ich die Entscheidung vorgezogen."

Gutscheine noch einlösbar

Gutscheine kann man noch bis Ende November im Gartencenter einlösen. Und: Der Laden seines Cousins, das Blumenhaus Radloff in der Höfleser Hauptstraße 5, ist von der Schließung nicht betroffen.

Sven Heublein, Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis, findet es "höchst bedauerlich, dass eines der ältesten Gartencenter Nürnbergs schließen wird. Auch für St. Johannis und Schniegling ist das ein Verlust. Es ist schade, wenn eigentümergeführte Unternehmen aufgeben und ,nur‘ große Ketten bleiben - damit geht Vielfalt und auch ein Teil regionaler Wertschöpfung verloren."

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