"Endlich!": Jugendherberge auf der Burg legt wieder los

31.5.2020, 13:22 Uhr
Die Jugendherberge auf der Nürnberger Kaiserburg ist seit Samstag wieder für Gäste geöffnet.

© Roland Fengler Die Jugendherberge auf der Nürnberger Kaiserburg ist seit Samstag wieder für Gäste geöffnet.

"Sind Sie die ersten Gäste?“, fragt die Frau mit der Schürze und grinst über das ganze Gesicht. Doch sie sind es nicht, sondern zwei Herren von der Zeitung. „Nicht schlimm, Sie sind auch herzlich willkommen“, sagt sie, lacht und geht weiter. Die Vorfreude an diesem Samstagvormittag ist riesig. Endlich geöffnet. Darauf hat die Jugendherberge in der Kaiserstallung wochenlang gewartet.

Sofort raus in die Stadt

Die ersten Gäste hat die Mitarbeiterin aus der Küche knapp verpasst. Uwe Blinn und Tochter Charlotte sind schon in der Stadt unterwegs. Das Museum für Kommunikation, die Felsengänge und - wenn Zeit ist - der Tiergarten am Schmausenbuck stehen auf dem Programm der 14-Jährigen und ihres Vaters. Schon vor Monaten haben die zwei den Ausflug nach Nürnberg geplant und auch das Zimmer in der Jugendherberge gebucht.

Dass sie jetzt tatsächlich die zwei Stunden aus Bad Hersfeld in Hessen nach Nürnberg gefahren sind, hätten sie zeitweise nicht gedacht. Der Grund: die Corona-Krise. Obwohl Vater und Tochter damit gut zurechtkommen, sind sie trotzdem glücklich, zumindest innerhalb Deutschlands wieder reisen zu können.

Auch wenn der Städtetrip einen Tag kürzer ausfällt als gedacht. „Eigentlich wollten wir schon am Freitag anreisen“, sagt Blinn. Doch erst seit Samstag sind in Jugendherbergen in Bayern überhaupt wieder Gäste zugelassen. Sehr zur Freude von Sigrid Natterer und ihren 48 Mitarbeitern. „Ich bin richtig glücklich“, sagt die Leiterin der Einrichtung nach schweren Wochen. Fast alle Angestellten musste Natterer in 100 Prozent Kurzarbeit schicken.

Nur eine Handvoll der Belegschaft ist im Einsatz gewesen, immerhin muss die Jugendherberge aus Sicherheitsgründen 24 Stunden besetzt sein. Die Zeit haben die Techniker für Reparaturen wie Wände streichen oder Tische abschleifen genutzt. Sie haben auch die mehr als 160 Wasserhähne und Spülungen einmal täglich laufen lassen, um Legionellen im Wasser zu vermeiden.

© Roland Fengler, NNZ

Besonders frustrierend sei aber die Arbeit in der Verwaltung gewesen. „Wir mussten uns ja um die Stornierungen kümmern“, sagt Natterer, „also all das, was wir schon gebucht und bearbeitet haben, mussten wir rückgängig machen. Das war hart.“ Insbesondere weil sich mit den Vorausbuchungen für 2020 ein neuer Rekord angedeutet hat: so viele Gäste wie noch nie.

Statt den erhofften 56.000 Übernachtungen rechnet Sigrid Natterer inzwischen mit 31.000. Statt vor einem Rekord steht die Jugendherberge in Nürnberg genauso wie die anderen 42 Häuser in Bayern des Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) im April sogar vor dem Aus. „Wir sind eine gemeinnützige Einrichtung“, sagt Natterer, „wir dürfen keine Rücklagen bilden.“ Doch genau diese sind nötig, wenn die Besucher wegen einer Pandemie ausbleiben.

Hilfe soll jetzt endlich kommen

Wie berichtet, sind die Jugendherbergen anfangs nicht unter dem Rettungsschirm, den der Freistaat über den von der Krise Betroffenen ausgebreitet hat. Inzwischen aber hat Markus Söder die Gemüter in den Herbergen beruhigt, nächste Woche soll finanzielle Hilfe kommen, weiß Sigrid Natterer.

Seit Samstag können sie und Ihre Mitarbeiter sich auch wieder selbst helfen. Weil jedes Zimmer über ein eigenes Bad samt WC verfügt und die Tagungsräume auch in Frühstücksräume umgewandelt werden können, dürfen die 95 Zimmer mit 353 Betten voll ausgelastet werden.Theoretisch. Doch aktuell kommt auf jede spontane Buchung von denen, die es gar nicht erwarten können, in der Kaiserstallung Gast zu sein, eine Absage manchmal auch für August von denen, denen auch ein Sommerurlaub zu unsicher ist.

120 Gäste in der ersten Nacht

Tatsächlich schlafen in der ersten Nacht 120 Gäste hoch oben über den Dächern der Stadt. Sie alle müssen Hygienevorschriften beachten. Die gelten auch in den 20 anderen Jugendherbergen in Bayern, die am Wochenende losgelegt haben, während kleinere, vor allem auf Schulklassen und Gruppen ausgerichtete Häuser zu bleiben. Die großen Herbergen, die viel einnehmen, gleichen im DJH auch im Regelbetrieb das Minus kleinerer aus.

Hier wie dort müssen Übernachtungsgäste Mund-Nase-Masken tragen — außer auf ihrem Zimmer und zum Essen. Ein Mitglied jeder Gruppe oder Familie holt beim Frühstück für alle zunächst das Geschirr, dann das Essen, das vorher auf einer Karte angekreuzt wird. Für das Personal heißt es nach dem Essen wie nach der Abreise und auch sonst mehrmals am Tag: putzen, desinfizieren, putzen, desinfizieren.
Doch die extra noch einmal geschulten Mitarbeiter, tun das gern, sagt Sigrid Natterer. „Sie sind einfach froh, wieder da zu sein.“

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