Fall 12 der Weihnachtsaktion

Endlich mehr Platz: Wie eine kinderreiche Familie versucht, über die Runden zu kommen

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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25.11.2022, 11:45 Uhr
Kinderreiche Familien müssen nicht nur zusammenhalten, sondern auch mehr zusammenrücken als andere - und das fordert viel Geduld und Geschick.

© colourbox.de, NNZ Kinderreiche Familien müssen nicht nur zusammenhalten, sondern auch mehr zusammenrücken als andere - und das fordert viel Geduld und Geschick.

Vom Auszubildenden bis zum Nesthäkchen in der Grundschule gilt es, gleich sieben Jungen und Mädchen satt zu bekommen und mit allem Nötigen auszustatten. Die 38-Jährige und ihr drei Jahre älterer Partner tun es gerne und aus Überzeugung, aber eben oft mit letzter Kraft, wie auch die Familienhelferin des Sozialen Beratungsdienstes beim Landratsamt in einem Landkreis unserer Region bestätigt.

"Der Zusammenhalt als Familie ist das Wichtigste, das gibt mir die Kraft, nicht aufzugeben und optimistisch zu bleiben", sagt Mutter Corinna. Sie ist bei einer Logistikfirma beschäftigt und ist gerade schon wieder für eine Kollegin eingesprungen, die ausgefallen ist. Und hat obendrein zwei Überstunden drauf gesattelt. Anders wären die über 30.000 Pakete auch nicht zu bewältigen gewesen, die ihr Team an jenem Tag zu bearbeiten hatte. Bis Weihnachten dürften die Zahlen noch steigen. "Bezahlt wird für die Mehrarbeit leider nichts", bedauert sie, obwohl das für sie viel wichtiger wäre als der irgendwann gewährte Freizeitausgleich.

Geradezu bewundernswert, dass und wie die Familie es jahrelang geschafft hat, in einer Drei-Zimmer-Wohnung klarzukommen. "In einem Zimmer hatten wir zwei Stockbetten, im Wohnzimmer haben wir mit der Schrankwand einen Schlafbereich abgetrennt", erklärt die Mutter. Aber die Kinder wurden nicht nur älter, sondern auch größer, die Wohnsituation war nicht länger tragbar - auch wenn sich nicht alle dauernd gegenseitig auf die Nerven gingen.

Tipp vom Kollegen

Aber auf dem leergefegten Wohnungsmarkt sind solche Familien so gut wie chancenlos. So haben es Corinna W. und Dietmar Z. allein einem Zufall zu verdanken, dass sie im Sommer in ein älteres Häuschen ziehen konnten und endlich über ausreichend Platz verfügen: Ein Kollege hatte sich für das Anwesen interessiert, sich dann aber anders entschieden - und den Tipp weitergegeben.

So groß die Freude über den Umzug war, machte sie doch ein wenig blind: Denn die neue Wohnung musste erst in wochenlanger Knochenarbeit ordentlich renoviert werden. Die ungeplanten Sonderausgaben brachten die Eltern wenig später in neue Verlegenheit: Denn zum Beginn des Schuljahres fehlte das Geld, als für die Kinder Anschaffungen für Bücher und andere Utensilien anstanden und Geld für Ausflüge eingesammelt wurde.

Bedrohliche Erhöhungen

Und der Preis dafür, dass auch die Kinder endlich Platz und Ruhe zum Lernen finden, ist hoch: Was die Eltern netto verdienen, reicht gerade für die Miete sowie Strom und Gas - und da sind die anstehenden Erhöhungen noch nicht berücksichtigt. Für das tägliche Brot und alles andere bleibt das Kindergeld. Etwas Entlastung dürfte der Familie immerhin die Wohngeldreform bescheren.

Nicht ganz zu vernachlässigen ist übrigens der soziale Aspekt: Es kommt immer noch vor, dass "kinderreiche" Familien fürchten müssen, abgestempelt und schief angesehen zu werden. Als wären Kinder eine "Anschaffung", die nur jenen erlaubt ist, die es sich "leisten" können. Um moralisierenden Einwänden solcher Art zuvorzukommen, bleibt zu erwähnen, dass die Größe der Familie auch eine Folge einer "Patchwork"-Entwicklung sein kann: Corinna Corinna W. und Dietmar Z. brachten Kinder aus früheren Beziehungen in die neue Partnerschaft ein. Und in Verbindung mit der fachlichen Betreuung half das der Mutter nicht zuletzt, nach früher erlittenen Gewalterfahrungen zu einem neuen inneren Gleichgewicht zu finden. Und die Aktion "Freude für alle" denkt vor allem an das Wohl der Kinder.


Die „Freude für alle“-Spendenkonten: Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen und vermittelt werden. Alle Spendernamen werden veröffentlicht – wer das nicht wünscht, versieht seine Überweisung bitte mit dem Vermerk „anonym“. Alle Fälle zum Nachlesen finden Sie im Internet unter nn.de

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