Jugendliche mit Waffe gesichtet

Entsetzen nach SEK-Einsatz in Nürnberger Schule: "Viele haben geweint"

23.7.2021, 15:29 Uhr
Spezialeinsatzkräfte der Polizei durchsuchten das Gebäude der Dr.-Theo-Schöller-Schule in Nürnberg-Schniegling. Zwei Jugendliche sollen dort mit einer Schusswaffe herumhantiert haben.

© NEWS5 / Grundmann, NEWS5 Spezialeinsatzkräfte der Polizei durchsuchten das Gebäude der Dr.-Theo-Schöller-Schule in Nürnberg-Schniegling. Zwei Jugendliche sollen dort mit einer Schusswaffe herumhantiert haben.

Draußen sitzt ein junge Frau. Sie ist kreidebleich im Gesicht, ihre Beine zittern. Das Zittern hört auch nicht auf, als sie mit ihren Händen gegen die Knie drückt. Ihr Handy hält sie fest umklammert, noch hat sie keine Verbindung zu ihrem Sohn, der die dritte Grundschulklasse der Dr.-Theo-Schöller-Schule in Nürnberg-Schniegling besucht. "Die Kinder befinden sich im Klassenzimmer", sagt sie.

Die Meldung über den Großeinsatz in der Grund- und Mittelschule hat sie und ihren Mann vor die Schule geführt. Der Vater eines anderen Kindes hält dem Journalisten stumm sein Handy vor die Nase. Da steht: "SEK durchkämmt Schulhaus. Zwei Jugendliche wurden mit einer Waffe gesichtet." Die Straße vor der Schule ist gesperrt, kein Durchkommen. Rettungskräfte haben sich in Position gebracht. Polizisten tragen Maschinenpistolen schussbereit vor der Brust. Diese Anzeichen und die Ungewissheit, führen dazu, dass die Nerven bei den Eltern blank liegen.

Einsatzzentrale zog alle Register

Wie kam es dazu? Am Freitagvormittag gegen 9.45 Uhr wählt eine Frau den Notruf der Polizei und meldet, dass sie zwei Jugendliche an der Dr.-Theo-Schöller-Schule beobachtet habe, die mit einer Schusswaffe herumhantiert haben und ins Gebäude gegangen sein sollen. "Wir nehmen solche Anrufe sehr ernst", sagt Polizeisprecher Marc Siegl. Die Einsatzzentrale zieht daraufhin alle Register: Kurz nach dem Notruf sichern Polizisten das Schulgelände, postieren sich vor den Eingängen. Spezialeinsatzkräfte (SEK) rücken an, durchkämmen das Schulgebäude. In den Treppenhäusern und auf den Gängen gehen weitere Kräfte in Stellung. Niemand darf in dieser Zeit die Flure betreten.

Unterdessen müssen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften in den Klassenzimmern ausharren. Die Schulleitung informiert sie über Lautsprecher. Sie sollten Ruhe bewahren und in den Räumen bleiben. "Wir haben uns alle sehr leise verhalten", wird ein Schüler aus der 9. Jahrgangsstufe später berichten. Die Mädchen aus seiner Klasse hätten Angst gehabt.

Zimmertüren mit Stühlen und Tischen verrammelt

Auch Emely aus der 6. Klassen hatte Angst. "Sehr viele aus meiner Klasse haben geweint", erzählt sie. "Ein Mädchen musste auf die Toilette, aber ein Polizist auf dem Gang rief, dass keiner das Zimmer verlassen darf." Die Lehrerin sperrte die Türe zu, zusammen mit den Schülern rückte sie Tische und Stühle davor, so wie es Pläne bei Amoklagen vorsehen. Die Lehrkräfte müssen auch darauf achten, dass die Handys ihrer Schützlinge aus sind. "Wir durften nicht telefonieren."

Polizeisprecher Rainer Seebauer sieht darin eine Vorsichtsmaßnahme: "Es geht darum, die Lage erst einmal zu erfassen und darum, zu verhindern, dass Falschmeldungen von Schülern über soziale Netzwerke verbreitet werden." Die ungewisse Lage dauert eine gute Stunde. Schließlich Erleichterung. Das Handy der jungen, zitternden Frau vor der Schule klingelt. Es ist die Lehrerin, die ihr sagt, dass es allen Kindern gut gehe, auch ihrem Sohn.

Gegen 11 Uhr hat eine Streife der Inspektion West einen der beiden 15-Jährigen entdeckt und in Gewahrsam genommen. Sein gleichaltriger Freund ist den Einsatzkräften im Schulhaus ins Netz gegangen. Er hatte auch die Waffe bei sich - die Nachbildung einer echten Pistole. Ob der Fall für die beiden Jugendlichen, die selbst Schüler der Dr.-Theo-Schöller-Schule sind, Konsequenzen hat, wird derzeit geklärt. Möglicherweise, so Polizeisprecher Seebauer, kommen Kosten des Einsatzes auf die Eltern zu.