Eröffnet Nürnbergs erste "richtige" Moschee 2020?

18.9.2019, 05:45 Uhr
Eröffnet Nürnbergs erste

© Michael Matejka

Bauherr des Projekts in der Conradtystraße, das anfangs für hitzige Debatten gesorgt hatte ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), eine als grundgesetztreu geltende Gemeinde. 2012 hatte sie für einen Paukenschlage gesorgt mit ihrer Ankündigung, in Gibitzenhof eine Moschee errichten zu wollen — inklusive einer zwei Meter hohen Kuppel und einem Minarett. Zwar erhebt sich Letzteres gerade Mal 6,5 Meter über dem Dach des zweigeschossigen Gebäudes und ist nicht begehbar ausgelegt, so dass von dort auch kein Gebetsruf ertönen könnte.

Dennoch stieß das Projekt nicht nur den Anwohnern sauer auf, sondern spaltete auch die öffentliche Meinung: Während die einen das Vorhaben im Rahmen der Glaubensfreiheit unterstützen, störten sich andere – darunter auch die CSU, die einen Moscheebau, aber ohne Minarett forderte – an der Idee eines von außen erkennbaren muslimischen Gotteshauses.

Trotz mehrerer Klagen vor dem Verwaltungsgericht und hitziger Debatten erfolgte der Spatenstich für Nürnbergs erste Moschee, die als solche von Grund auf geplant und gebaut wird im Jahr 2016. Heute ruht der Bau auf dem rund 800 Quadratmeter großen Grundstück nahe dem Rangierbahnhof zwar vorübergehend, räumt der Projektverantwortliche der AMJ-Gemeinde, Jamil Naveed Reum ein. Der Grund ist aber unpolitisch: Wegen des Baubooms habe man es schwer, Handwerker zu finden. "In der aktuellen Situation kann ich ja keinen Handwerker fragen, ,Macht ihr mal was für unsere Moscheegemeinde?‘“, sagt er.

Eröffnet Nürnbergs erste

© Johannes und Reyyes Architekten

Unterstützung findet das Vorhaben nicht nur durch Spenden der kleinen Nürnberger Gemeinde mit ihren rund 80 Mitgliedern, berichtet Umar Saeed. Laut dem frischgebackenen Gemeindevorsitzenden ist die Nürnberger Moschee, die einmal Platz für bis zu 100 Betende bieten soll, auch Teil des bundesweiten „100-Moscheen-Projekts“ der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland.

Was Saeed am meisten freut: „Wir haben mittlerweile ein echt gutes Verhältnis zur Nachbarschaft“, sagt der Gemeindevorsitzende. Und das, obwohl anfangs fast alle Anwohner in den beiden benachbarten Wohntürmen gegen die neue Moschee waren, berichtet er.

 

Dass sich Vorurteile und Ängste so aus der Welt schaffen lassen, ist für die AMJ keine neue Erfahrung. "Das erleben wir eigentlich überall in Deutschland, wo wir Moscheen bauen." Einen kleinen Unterschied gäbe es doch, betont er. Verbale Anfeindungen oder gar Übergriffe, wie sie vereinzelt in anderen Städten vorkaman, habe man hier nie erlebt.

Einen Anteil daran könnte neben der aktiven Infopolitik der AMJ und ihrem Bekenntnis zum Grundgesetz der Bundesrepublik auch ihr soziales Engagement haben: In der Bulmanstraße in der Südstadt, wo die AMJ derzeit noch ihre Moschee hat, ist die jährliche Straßen-Auskehraktion der Gemeinde am Neujahrsmorgen längst geschätzte Tradition.

Im Vergleich zur beengten Hinterhofmoschee ist der Neubau in der Conradtystraße mit einer Nutzfläche von rund 600 Quadratmetern auf zwei Etagen geradezu ein Palast. Er wird neben zwei Gebetsräumen für bis zu 100 Menschen auch Platz für Lesesäle, Mütter-Kinder-Zimmer, Teeküche und Büros bieten – wenn er denn mal fertig ist. Was laut Jamil Naveed-Reum noch eine Weile dauern kann: "Bis Ende 2020 könnte es vielleicht klappen."

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