Nürnberger Bürgermeister schlägt Alarm

"Es ist unglaublich": Zahlreiche Bäume in Nürnberg mutwillig beschädigt - Stadt erstattet Anzeige

Irini Paul

Lokalredaktion

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16.8.2022, 15:21 Uhr
Schon heute leiden die Bäume, wie hier eine Kastanie, unter extremer Trockenheit und direkter Sonneneinstrahlung - was auch den Befall von Schädlingen begünstigt.

© Julian Stratenschulte, dpa Schon heute leiden die Bäume, wie hier eine Kastanie, unter extremer Trockenheit und direkter Sonneneinstrahlung - was auch den Befall von Schädlingen begünstigt.

Sie sind wichtige Schattenspender und kühlen unsere überhitzten Städte ab. Bäume sind in innerstädtischen Bereichen eine Art Bio-Klimaanlage. Doch aufgrund der anhaltenden Trockenheit kämpfen sie derzeit mehr als in den Sommermonaten der vergangenen Jahre.

Dabei erweist sich die Stadt als äußerst aktiv und gießt erheblich mehr als sonst, was Unsummen verschlingt: Alleine die derzeit laufenden zusätzlichen Baumbewässerungen belaufen sich auf rund 450.000 Euro. Aber auch ungewöhnliche, wie effektive Lösungen versucht man dabei zu finden: So bewässerte man Straßenbäume mit dem Wasser der aus Energiespargründen geschlossenen Hallenbädern.

Nicht zu vergessen sind die rund 2000 Bürger, die eine Baum-, Pflanzbeet- oder Wässerpatenschaft in der Stadt übernommen haben. Sie leisten gerade in diesen trockenen Zeiten einen wichtigen Beitrag für das Stadtklima. Umso ärgerlicher ist, dass nun auch noch Vandalen das Überleben von Bäumen gefährden.

Am Montag, 15. August, gingen beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) Meldungen ein, wonach Bäume im Stadtpark beschädigt wurden. Bei den betroffenen Bäumen handelt es sich um alte Eiben, deren Rinde von einem oder mehreren Tätern großflächig verletzt und abgeschält wurde. Sör erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Geschäftsbereich auch Sör fällt, macht aus seinem Ärger keinen Hehl: „Es ist unglaublich! Wer Bäume mutwillig in dieser Art beschädigt, nimmt den Bäumen ihren natürlichen Schutz und dadurch das Absterben des Baums bewusst in Kauf. Es handelt sich hier nicht einfach nur um einen Kinderstreich."

Massiver Eingriff

Immer wieder hat die Stadt mit Vandalismus in all ihren Auswüchsen zu kämpfen. Seien es nun abgefackelte Mülltonnen, beschmierte Unterführungen, mutwillig verstopfte, öffentliche Toiletten oder eben Beschädigungen von Pflanzen, wie etwa am erst vor zwei Jahren sanierten Nelson-Mandela-Platz. Doch gerade derzeit ist so ein massiver Eingriff problematischer als ohnehin schon. "Die Bäume sind durch die anhaltende Hitze bereits geschwächt", merkt Vogel an. "Wir sorgen gemeinsam mit vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern dafür, den Bäumen die Unterstützung zu bieten, die sie für ein gesundes Wachstum benötigen. Genau deshalb ist das Verhalten von solchen Baumfrevlern nicht nur unerhört, sondern darf nicht im Ansatz toleriert werden und sollte strafrechtliche Konsequenzen haben.“

Bei Bäumen werden Wasser und Nährstoffe über die im Inneren des Stamms liegenden Leitungsbahnen zu den Blättern transportiert. Hier wird das Sonnenlicht aufgenommen und mit Hilfe anderer Stoffe in für den Baum nutzbare Energie und andere Stoffwechselprodukte umgewandelt. Über die Rinde werden diese lebenswichtigen Baustoffe in Äste, Stamm und Wurzeln transportiert. Entfernt man die Rinde auch nur zur Hälfte, hat der Baum keine Überlebenschance und stirbt ab.

Vogel hofft nun auf die Mithilfe der Menschen: „Wenn Sie die Tat beobachtet haben oder Informationen dazu haben, wenden Sie sich bitte direkt an uns. Jeder Hinweis wird genau und sorgfältig geprüft. Wir haben auch Strafanzeige bei der Polizei erstattet und ich hoffe, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können“, betont der Bürgermeister.

Hinweise nimmt das Sör-Servicetelefon unter (0911) 2 31-76 37 entgegen (Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 15.30 Uhr, Freitag von 8.30 bis 13 Uhr) sowie über www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/kontakt.html