Es wird doch kein Nürnberger Bartgeier in die Alpen augewildert

21.3.2021, 14:24 Uhr
Dieses Jahr wird doch kein Bartgeier aus Nürnberg im Naturgarten Berchtesgaden ausgewildert.

© Monika Skolimowska, dpa Dieses Jahr wird doch kein Bartgeier aus Nürnberg im Naturgarten Berchtesgaden ausgewildert.

Bei den vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) für den Frühsommer geplanten Auswilderungen junger Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden wird im ersten Projektjahr kein fränkischer Jungvogel dabei sein. Obwohl das erfahrene Brutpaar aus dem Tiergarten der Stadt Nürnberg Anfang Januar zwei Eier gelegt hatte, ist kein Jungvogel geschlüpft.

Ei bei der Brut zerbrochen

„Ein Bartgeier-Ei ist während der Brut zerbrochen, das andere war zwar befruchtet, der Embryo ist aber vor dem Schlupf abgestorben. Das ist natürlich sehr schade für das Auswilderungsprojekt, doch das ist in der Natur und in der Vogelwelt kein völlig ungewöhnliches Ereignis“, erklärt Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor und Biologischer Leiter des Tiergartens Nürnberg.

Naturgemäß sind bei weitem nicht alle Bartgeierbruten von Erfolg beschieden. Auch bei wilden Bartgeiern kommt es gelegentlich zu Brutabbrüchen, unbefruchteten Eiern und verendenden Küken vor oder nach dem Schlupf. „Natürlich wäre uns zum Start unseres Projekts ein junger fränkischer Bartgeier am liebsten gewesen, doch dann kommt eben 2022 oder 2023 einer der Vögel aus Nürnberg", sagt LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Er sei hoffungsvoll, dass man für dieses Jahr andere Jungvögel aus dem Zuchtprogramm erhalten werde, um mit der Auswilderung des Bartgeiers in Deutschland wie geplant 2021 beginnen zu können. „Wir wussten von vorneherein, dass dieses Auswilderungsprojekt kein Selbstläufer ist, aber wir sind für einen Marathon angetreten und nicht für einen Sprint", so Schäffer.

Zwischenstation bei der Auswilderung

Dass einer der jungen Bartgeier aus Nürnberg kommen könnte, sei nur eine Komponente des großangelegten LBV-Auswilderungsprojekts mit dem Nationalpark Berchtesgaden. Der Tiergarten Nürnberg werde auch weiterhin eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Rückkehr des Greifvogels nach Deutschland spielen und im Frühsommer als Zwischenstation vor der Auswilderung für die anderen jungen Bartgeier dienen. Bisher wurden die in Nürnberg geschlüpften Küken entweder für das Erhaltungszuchtprogramm dieser gefährdeten Art benötigt oder für andere Auswilderungsprojekte bis in den Mittelmeerraum abgegeben, wo sich schon mehrere fränkische Geier bestens eingelebt haben.

Zuletzt wurde 2019 ein junger Bartgeier aus dem Nürnberger Tiergarten ausgewildert. Der Vogel ist seitdem auf Korsika zuhause. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation mit Sitz in Zürich geleitet. Die internationale Stiftung koordiniert die europaweiten Zuchtstationen und legt die Vergabe der Jungvögel auf die Auswilderungsorte seit 2013 fest. Wenn Mitte April die letzten Jungvögel in den Zuchtstationen und Zoos geschlüpft sind, wird sich aller Voraussicht nach endgültig entscheiden, ob und woher dieses Jahr die jungen Bartgeier für das LBV-Auswilderungsprojekt im Nationalpark Berchtesgaden kommen werden. Ungefähr drei Monate nach dem Schlupf sind junge Bartgeier groß genug, um ausgewildert zu werden.

Mehr als 40 spezialisierte Zoos und Zuchtstationen haben sich zu einem internationalen Netzwerk (EEP) zusammengeschlossen und züchten Bartgeier. Der Bartgeierbestand im Erhaltungszuchtprogramm liegt derzeit bei etwa 180 Vögeln unter denen aktuell 43 Paare mit der Brut beschäftigt sind. Über 100 Jahre nach seiner Ausrottung soll dem größten Greifvogel Mitteleuropas die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht werden.

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