Expedition nach Kanada: Auf den Spuren legendärer Riesen

6.4.2020, 11:58 Uhr
Mit einem Bushcraftcamp haben sich die Nürnberger Max Wiegner (am Seil) und Ben Riess (hinten rechts) auf eine mindestens 14-tägige Expedition in Kanada vorbereitet.

© Foto: privat Mit einem Bushcraftcamp haben sich die Nürnberger Max Wiegner (am Seil) und Ben Riess (hinten rechts) auf eine mindestens 14-tägige Expedition in Kanada vorbereitet.

Ben Riess ist leidenschaftlich gern in der freien Natur unterwegs. Ein passendes Gegengewicht zu seinen beruflichen Aktivitäten: Der 35-Jährige arbeitet als Montageschreiner, organisiert als Veranstaltungskaufmann aber auch Konzerte zum Beispiel im Z-Bau. Der begeisterte Bergsportler hat bereits an zahlreichen Camps und Workshops innerhalb Europas teilgenommen, fühlt sich also gut vorbereitet für die Expedition in die kanadischen Berge.

Expedition nach Kanada: Auf den Spuren legendärer Riesen

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Fernab der Zivilisation möchte der siebenköpfige Trupp unter Tony Lennartz’ Regie zunächst uralte Petroglyphenfelder untersuchen. Das sind in Stein geritzte Schriftzeichen und Symbole. Schon bei einer früheren Expedition hatte Lennartz, der unter anderem aus der ZDF-Doku "Jäger verlorener Schätze" bekannt ist, Zeichen entdeckt. Sie erinnern stark an alte europäische und phönizische Schriften und Symbole, die allem Anschein nach lange vor dem Eintreffen der ersten Siedler eingeritzt worden sind.

Ob die Geschichte der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus neu geschrieben werden muss? "Wir werden dieser Sache jedenfalls intensiv weiter nachgehen", versichert Lennartz auf seiner Homepage.

Sein Team möchte die Symbole vermessen und hochauflösend dokumentieren, damit sie – zurück in Deutschland – von Instituten wissenschaftlich untersucht werden können. Darüber hinaus suchen die Teilnehmer im nahen Umfeld nach unentdeckten Zeichen und Hinweisen auf die Verfasser der Schriften.

Mischwesen aus Mensch und Tier

Doch das ist längst nicht alles. Ein weiteres Ziel ist es, dem Mythos "Sasquatch" nachzugehen. Die kanadische Bezeichnung ist in den Vereinigten Staaten – und auch hierzulande – als "Bigfoot" geläufig. "Wir begeben uns in ein Gebiet häufiger Sichtungen und werden nach Hinweisen auf den Ursprung und die Hintergründe dieser legendären Mischwesen aus Menschen und Tieren suchen", erklärt Riess.

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Die Legende der Sasquatch geht bis in die 1850er Jahre zurück, seitdem hat es laut Riess mehr als 1000 Sichtungen gegeben – nicht nur in Nordamerika, sondern unter anderem auch in Nepal, China und Indien. Während die Existenz der gorillaähnlichen Mischwesen nie bewiesen werden konnte, glauben die First Nations, kanadische Ureinwohner, fest an sie. "Für Indianer stellt sich die Frage nicht", sagt Riess. "Da sind das Lebewesen wie du und ich."

Lennartz’ Team hat spezielle Wärmebildkameras und Fotofallen im Gepäck. Ansonsten beschränkt sich jeder auf die nötigsten Utensilien, die man zum Überleben in der Wildnis braucht. Die Teilnehmer hoffen darauf, Fell- und Kotproben nehmen zu können, die ebenfalls im Nachgang wissenschaftlich untersucht werden sollen.

Lebenstraum geht in Erfüllung

Riess kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht. "Meiner Freundin gehe ich gehörig auf die Nerven", räumt er selbst ein und lacht. Doch sie wisse, welchen Traum er sich mit der Reise ins zweitgrößte Land der Erde erfülle.

Expedition nach Kanada: Auf den Spuren legendärer Riesen

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Die Expedition geht er völlig ergebnisoffen an. Natürlich wäre es schön, Neues über den Sasquatch herauszufinden oder unbekannte Schriftzeichen zu entdecken, wie es Lennartz schon einmal gelungen ist. Riess geht es aber vor allem darum, "aufzuklären, nicht irgendeiner Geschichte hinterherzujagen."

Die Herausforderung der Tour besteht vor allem im schweren, zum Teil völlig unzugänglichen Gelände, das auch Lebensraum von Grizzlybären, Wölfen, Pumas oder auch Klapperschlangen ist. Deshalb plant das Team im Vorfeld jeden Schritt akribisch genau. Denn falls etwas passiert, können die Abenteurer kurzfristig nur per Hubschrauber versorgt werden.

Über Erfahrung verfügt "Tony" Lennartz jedenfalls genug. Viele Jahre lang hat er mit den kanadischen First Nations zusammengearbeitet, ihre Kulturen kennengelernt, Expeditionen durch die dortige Wildnis geführt und als Trapper in den Wäldern gearbeitet. Dabei entdeckte er unter anderem in Kanada die verschollenen Gräber der Saulteaux-Cree-Indianer.

Heute betreibt der ehemalige Polizist eine Bushcraft- und Survivalschule und nutzt seine Expertise, um neben privaten Teilnehmern auch Polizisten und Angehörige der Bundeswehr zu schulen.

Jedes Kilo zählt

Ein Vorbereitungswochenende in der Eifel haben Riess und Wiegner bereits erfolgreich absolviert. Bevor es mit dem Flug nach Vancouver – planmäßig am 3. Mai, coronabedingt womöglich auch erst später – ernst wird, wollen sich beide mächtig ins Zeug legen. Riess möchte gerne noch ein bisschen abspecken: "In den Bergen spürst du jedes einzelne Kilo." Wiegner, der im Goldenen Pudel als Küchenchef arbeitet, will dagegen zulegen, um für die Anstrengungen gewappnet zu sein.

"Unser Vorteil ist, dass wir uns sehr lange kennen. Der eine weiß, was der andere denkt", sagt Wiegner mit Blick auf mögliche Gefahren. Doch auch auf die übrigen Teilnehmer, die Lennartz für seine Expedition auserkoren hat, sei Verlass: "Das sind alle super Jungs."

Für die Expedition angesetzt sind 14 Tage. Sie kann sich laut Riess aber auch in die Länge ziehen: "Wer weiß, was wir finden werden."

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