Extra eingeflogen: Rumänen sollen im Knoblauchsland aushelfen

27.3.2020, 08:21 Uhr
Wer sticht heuer Spargel? Etliche Saisonarbeiter fallen aus.

© Andreas Arnold, dpa Wer sticht heuer Spargel? Etliche Saisonarbeiter fallen aus.

Zwei Wochen noch bis die ersten Spargelköpfe aus dem Ackerboden spitzen. Ab dann haben die Landwirte im Knoblauchsland und der Region alle Hände voll zu tun. Nur fehlen ihnen dafür aktuell eben die helfenden Hände. Am Mittwoch hat das Innenministerium entschieden, dass wegen des Coronavirus Saisonarbeiter aus zahlreichen Ländern nicht einreisen dürfen, darunter Rumänien und Bulgarien. Wie mit Hilfsarbeitern aus Tschechien oder Polen verfahren wird, ist noch offen.

"Ich weiß nicht, wie es weitergeht"

Sicher ist dagegen, was das für die Bauern bedeutet: "Das ist eine Katastrophe", sagt Peter Höfler. Hoffnungslosigkeit mache sich unter den Landwirten breit, weiß der Nürnberger Kreisobmann des Bauernverbandes. Und Ratlosigkeit. "Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll", sagt Höfler, wenn er an die Spargelsaison denkt. Oder an die Salaternte, die in drei bis vier Wochen startet.

50 Saisonarbeiter sind gerade in Höflers Betrieb im Einsatz. Sie arbeiten in den Gewächshäusern, in denen schon jetzt Gurken, Tomaten und Paprika gepflückt werden können. Reine Freilandbetriebe dagegen hätten jetzt erst wenige Helfer, sagt Peter Höfler.


Hoffnung im Knoblauchsland: Freiwillige wollen bei der Ernte helfen


In Deutschland sind jedes Jahr rund 300.000 Saisonarbeitskräfte im Einsatz, weiß Joachim Rukwied. "Das Einreiseverbot trifft unsere Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart", sagt der Präsident des Deutschen Bauernverrbands. Und merkt an: "Obst- und Gemüsebetriebe sind auch Teil der kritischen Infrastruktur."

Weniger Bürokratie bei den Helfern

Die sollen nun zum Teil durch Freiwillige und Arbeitssuchende unterstützt werden. Verbände und das Bundeslandwirtschaftsministerium haben dazu bereits eine Internetplattform gestartet, die laut den Initiatoren gut angenommen wird. Doch Peter Höfler hat Bedenken. Einmal, "weil viel Papierkram nötig ist, bis wir jemanden auf den Acker oder ins Gewächshaus schicken können – wir sind zum Beispiel ein zertifizierter Betrieb, da muss alles dokumentiert sein". Deshalb findet Joachim Rukwied: "Es muss kurzfristig unbürokratische und praktikable Lösungen geben, um Menschen in und aus Deutschland beschäftigen zu können."


Erntehelfer im Knoblauchsland: So hart arbeiten sie


Höfler geht es aber auch um die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter – und damit um die Zuverlässigkeit der Landwirte gegenüber ihren Abnehmern. "Wir müssen jeden Tag liefern. Da kann ich nicht morgens erstmal schauen, wie viele Helfer da sind." Gearbeitet werde eben auch bei Regen, Kälte oder Hitze, zum Beispiel im Gewächshaus. "Das ist nichts für jeden."

Deshalb arbeitet Höfler gerne mit Saisonarbeitern, "die schon wissen, wo sie hingreifen müssen". Ab Mai benötigt auch Peter Höfler zusätzliche Kräfte. Aus dem Bekanntenkreis und aus der Familie hat er schon viel Zuspruch bekommen: Viele sind bereit zu helfen.

Mit Gesundheitsausweis und Arbeitsvertrag

Weil solche Aktionen keine Dauerlösung sind, "muss dieser Einreisestopp so kurz wie möglich gehalten werden", sagt Bauernverbands-Boss Rukwied. Die Betriebe seien bereit, jegliche Maßnahmen zum Infektionsschutz umzusetzen und zu implementieren. Das hat Peter Höfler längst. "Termine gibt es nur noch nach Anmeldung, die Lkw-Fahrer steigen nicht mehr aus, Be- und Entladen machen wir selbst".

Und die Saisonkräfte? Haben bei Peter Höfler alle Doppelzimmer inklusive Bad, sie würden mal einkaufen gehen, "der Kontakt zu anderen ist aber sonst eher gering", das Risiko halte sich also in Grenzen.

Über die Grenze sind am Samstag noch 130 Saisonkräfte aus Rumänien nach Nürnberg gereist. Mit einem Flugzeug, das zwölf Betriebe aus dem Knoblauchsland gechartert haben. Darin waren 13 Mitarbeiter von Peter Höfler. Jeder von ihnen habe schon in Rumänien Gesundheitszeugnis und Arbeitsvertrag vorgezeigt, "am Flughafen in Nürnberg wurden alle noch einmal kontrolliert und Fieber gemessen".

Höfler ist froh, diese Unterstützung noch bekommen zu haben. Die Knoblauchsländer Bauern stellen sich der Herausforderung. Nur eines will Peter Höfler nicht: Dass die Landwirte bald weniger liefern können, weil ihnen die Helfer fehlen - die Regale in den Märkten aber voll sind mit Produkten aus anderen Ländern Europas. "Das könnte ich dann nicht verstehen."


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