Facebook-Hit: Rentner knipst Ekel-Essen in Nürnberger Altenheim

29.6.2015, 19:20 Uhr
Dieses Essen wird im Altenheim, in dem Jürgen lebt, serviert. Der Frührentner will mit seiner Facebook-Seite auf die Missstände aufmerksam machen.

© Screenshot Dieses Essen wird im Altenheim, in dem Jürgen lebt, serviert. Der Frührentner will mit seiner Facebook-Seite auf die Missstände aufmerksam machen.

Weil den Behörden die Wohnung des Frührentners zu teuer wurde, musste der 63-jährige Jürgen, der an einer Lungenkrankheit leidet, vor rund zwei Jahren in ein Altenheim ziehen. Sein größtes Problem ist seither eines: das Essen.

Nicht nur, dass es nicht ansprechend aussieht oder ihm nicht schmeckt, für den 1,80 Meter großen Mann ist es auch einfach zu wenig. Nur noch 45 Kilo soll Jürgen wiegen und als ihm eines Abends nach zwei Scheiben Brot ein Nachschlag mit den Worten "Es muss schließlich für alle reichen" verwehrt wurde, reichte es ihm.

Der 63-Jährige erzählte seiner langjährigen Bekannten Eva-Patricia Rußegger von seinem Alltag. Rußegger, Vorsitzende von Die Partei Österreich, ist bestürzt und beschließt gemeinsam mit Jürgen etwas zu unternehmen. Seit rund einer Woche fotografiert Jürgen jede seiner Mahlzeiten und die 35-jährige Österreicherin postet diese Bilder dann auf der eigens erstellten Facebook-Seite. Einen Internetanschluss oder WLAN hat er in der Einrichtung nicht.

Auf der Fan-Page "Jürgen fotografiert sein Essen - Residenz Seniorenheim" zeigen sich die Menschen betroffen und empört, bekunden ihr Mitleid oder teilen ihre eigenen Geschichten miteinander. Fast 8000 Anhänger folgten der Seite bis Montagabend - Tendenz stark steigend. "Ich finde es einfach schön, dass wir eine Plattform geschaffen haben, auf der sich die Leute austauschen und helfen können", erzählt Rußegger.

Profitgier von "Heimkette" angeprangert

Dabei gehe es keineswegs darum, das Pflegepersonal anzuprangern, denn das sei laut Rußegger selbst Opfer. Vielmehr gehe es darum, auf die Situation von älteren Menschen in solchen Heimen im Allgemeinen aufmerksam zu machen. "Natürlich richten wir unsere Vorwürfe gegen die 'Heimkette', die nicht nur die Einrichtung, sondern auch eine hauseigene Großküche betreibt. Dieser Firma geht es nur um den Profit und nicht um die Menschen", sagt Rußegger auf Nachfrage von nordbayern.de.

Die Pfleger seien ständig überlastet und hätten keine Zeit, um sich intensiv um die Bewohner zu kümmern, mit ihnen rauszugehen oder sich mit ihnen zu beschäftigen. Schon seit einem Jahr klage Jürgen über Schmerzen aufgrund seiner defekten Zahnprothese, doch repariert wurde sie bis jetzt noch nicht.

Trotz seiner Prothese könne Jürgen aber durchaus feste Nahrung kauen und schlucken, wie Rußegger bestätigt. Doch im Heim bekommt der 63-Jährige meist püriertes oder kleingehacktes Essen serviert.

Die 35-Jährige möchte auch an Leute appellieren, ehrenamtlich in Einrichtungen mitzuhelfen: "Es gibt viele Familien, die keine Großeltern mehr haben und ebenso viele ältere Menschen ohne Angehörige. Ich würde mich freuen, sie zusammenzubringen, denn so könnte jeder profitieren."

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