Fahrradparkplätze: Nürnberg schneidet miserabel ab

28.9.2018, 05:54 Uhr
Der Fahrradparkplatz am Nelson-Mandela-Platz hinterm Bahnhof hat miserable Noten vom ADAC bekommen.

© Eduard Weigert Der Fahrradparkplatz am Nelson-Mandela-Platz hinterm Bahnhof hat miserable Noten vom ADAC bekommen.

Diebstahlsicher, überdacht, gut mit dem Rad zu erreichen, aber auch in unmittelbarer Nähe zu Bus oder Bahn. Das alles muss ein guter Bike-and-ride-Parkplatz mitbringen, damit Radfahrer ihr Fahrrad dort guten Gewissens abstellen, sagt Jens Ott. Der Vorsitzende des Kreisverbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs weiß aber auch: In Nürnberg ist da noch sehr viel Luft nach oben.

Das sagt nicht nur der ADFC, sondern auch der ADAC. Der hat Radstellplätze an Bahnhöfen in zehn deutschen Städten untersucht. Das Ergebnis: Fast die Hälfte der untersuchten Radparkplätze fällt durch. Etwa jeder Dritte der getesteten Stellplätze, also 32 Prozent, wurde sogar mit "sehr mangelhaft" bewertet.

Bitter: Die schlechtesten Bike-and-ride-Anlagen stehen neben München und Dresden — in Nürnberg. Zwar gibt es auch hier Ausnahmen. Die Endhaltestellen der U-Bahn am Nordwestring und an der Gustav-Adolf-Straße verfügen über "optisch ansprechende, zum Teil überdachte Bike-and-ride-Anlagen mit sicheren Rahmenhaltern", heißt es in der Studie. Vor allem Langzeitparker profitieren hier laut ADAC vom guten Witterungsschutz der Stellplätze, finden die Tester des ADAC und sehen dort "Anlagen mit Vorbildfunktion".

Mögeldorf und Laufamholz fallen durch

In der Fahrradstadt Münster gibt es außreichend Stellplätze für alle Drahtesel. Ganz anders ist die Lage in Nürnberg: Im Bundesdurchschnitt schneidet die Noris miserabel ab.

In der Fahrradstadt Münster gibt es außreichend Stellplätze für alle Drahtesel. Ganz anders ist die Lage in Nürnberg: Im Bundesdurchschnitt schneidet die Noris miserabel ab. © Oliver Krato, dpa

Das gilt allerdings nicht für die U-Bahnstation Schweinau und schon gar nicht für die S-Bahnhalte in Laufamholz und Mögeldorf, die allesamt durchfallen. Jens Ott kennt vor allem die Stationen im Nürnberger Osten, er wundert sich nicht. "In Mögeldorf und Laufamholz gibt es nur Felgenklammern", erklärt Ott, das Rad wird nur am Vorderrad gehalten. "Dass das nicht sicher ist, weiß heute jeder." Genau aus dem Grund und wegen der schlechten Ausstattung bewertet der ADAC die Stationen mit "sehr mangelhaft". Die Kapazität der Anlagen dagegen ist sehr gut, der Standort auch (was für die meisten bundesweit untersuchten Abstellplätze gilt).

Nur ein Bike-and-ride-Platz in Nürnberg schneidet beim Standort mit "ausreichend" ab und erhält obendrein bei Kapazität, Service und Ausstattung die schlechteste Bewertung: der Hauptbahnhof. Für Jens Ott und den ADFC ist der schon "seit Jahrzehnten Thema", etliche Vorschläge hat der Fahrrad-Club schon gemacht, immer wieder Mängel kritisiert. So auch im Dezember, als im Zuge des Umbaus etliche Unterstellplätze wegfielen. Also auch mitten in der Testphase des ADAC.


Schrott-Fahrräder in Nürnberg: So geht die Stadt dagegen vor


Baureferent Daniel verweist auf die baustellenbedingte Übergangssituation. Die wenigen Stellpätze im dortigen Parkhaus hätten sich als unattraktiv erwiesen und werden entsprechend wenig genutzt. Ändern soll sich die Lage mit dem neuen Fahrrad-Parkhaus für 348 Drahtesel, das für 1,4 Millionen Euro auf der Südseite des Hauptbahnhofs entstehen wird und wofür die Feinplanung läuft. Etwa Mitte 2019 soll es errichtet werden, sobald der Servicebetrieb Öffentlicher Raum mit der Umgestaltung des Nelson-Mandela-Platzes weitgehend fertig ist und die Deutsche Bahn den neuen Osttunnel abgeschlossen hat. Im Zuge dessen will die Stadt im Umfeld die oft chaotische Rad-Parksituation beseitigen.

"Richtiger Schritt"

Für Jens Ott ist das Problem damit aber nur teilweise gelöst. Die Abstellplätze an der Südseite sieht er als einen "richtigen Schritt". Nur müssen im Norden weitere Abstellplätze folgen.

Den Vergleich von Fahrradabstell-Möglichkeiten an Bahnstationen hält Daniel Ulrich grundsätzlich für problematisch, weil Nürnberg im Vergleich zu anderen Städten "ein sehr gut ausgebautes Nahverkehrsnetz" habe, wo das Umsteigen aufs Fahrrad an vielen Stationen weniger bedeutend sei. Dass manche Standorte schlecht bewertet wurden, hat aus seiner Sicht damit zu tun, dass es unterschiedlichste Radständer gibt, die zum Teil aus den 80er Jahren stammen und nicht mehr heutigen Standards genügen (wie etwa in Röthenbach), teils aber neu und zeitgemäß sind (wie am Nordwestring).

Gerade die Stellplätze aus den 80ern lassen Nürnberg im Vergleich nun alt aussehen. Oder wie Jens Ott eben sagt: Es ist viel Luft nach oben.

14 Kommentare