Fake News Night: Von Manipulation und Tabubrüchen

20.5.2017, 12:16 Uhr
Wie baut man eine Fake-News-Seite? Maya und Felix demonstrieren es.

© Andreas Franke Wie baut man eine Fake-News-Seite? Maya und Felix demonstrieren es.

Maya und Felix haben sich wie Profis auf ihren Auftritt vorbereitet. Sie sitzen auf der Bühne im überfüllten Festsaal des Museums für Kommunikation. Die Scheinwerfer sind auf die beiden Grundschüler gerichtet. In der nächsten Viertelstunde bauen sie eine Fake News-Seite, die am Ende ihrer Vorführung online geht. Auf "Deutschland-News24.de" ist zu lesen, dass ein achtjähriges Mädchen, wissenschaftlich erwiesen, eine Wunderheilerin ist. In Nürnberg gelingt es ihr, die Kritiker von ihrer Gabe zu überzeugen.

Ein Foto auf der Webseite zeigt das Mädchen mit ihrem gleichaltrigen Kollegen. Maya und Felix entzaubern in 15 Minuten das Internet. Gelernt haben die Achtjährigen ihr Handwerk, sich so gut im Netz zu bewegen, beim Coder Dojo in Nürnberg. Das ist ein kostenloses Programmier-Camp. Gut, dass die beiden Kinder mit ihrem Wissen nichts Böses im Schilde führen!

Doch meist ist es anders. "Fake News sind bewusste Fälschungen", sagt Professor Markus Kaiser von der TH Nürnberg bei der Fake News Night, die die Nürnberger Nachrichten mit veranstaltet haben. Fake News sollen verunsichern, Tabus brechen, Meinungen manipulieren, manchmal auch Demokratien destabilisieren. Und sie sind oft kommerziell motiviert, in dem sie versuchen, durch reißerische Aufmachung User auf Webseiten zu locken. "Das Internet hat keine Redaktionen, die Fake News aus dem Netz nehmen", betont Kaiser, selbst gelernter Journalist.

Gefälschte Meldungen gibt es schon lange, erläutert er, doch im Netz verbreiten sie sich seit geraumer Zeit in Windeseile. "Das ist die Gefahr. Man kommt mit Richtigstellungen gar nicht mehr hinterher." Franziska Holzschuh, Reporterin bei den NN: "Das Netz ist ein guter Nährboden für Fake News."

Wahr oder gelogen?

Das demonstriert Christian Urban von nordbayern.de, dem Online-Portal der NN, bei einem kleinen Fake News-Quiz. Das Publikum muss raten, welche Meldungen gefälscht sind. Etwa die von der stundenlangen Vergewaltigung einer 13-Jährigen durch Flüchtlinge in Berlin (falsch) oder von dem "arabischen 1000-Mann-Mob", der Deutschlands älteste Kirche in Brand gesteckt haben soll (falsch).

Richtig dagegen ist, dass es einer Veganerin gelungen ist, in Limburg das Glockengeläut mit der Melodie von "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" verstummen zu lassen. Aber nur für einen Monat hat es der Bürgermeister abgestellt.

Doch wie stemmt man sich gegen Fake News? "Indem man Meldungen kritisch hinterfragt", so Web-Experte Ernst Schulten. "Durch die gute Arbeit und gründlicher Recherche von 180 Redakteuren", so NN-Chefredakteur Michael Husarek mit Verweis auf die Nürnberger Nachrichten.

"Immer gut die Quellen prüfen", empfiehlt Marion Grether, Direktorin des Museums für Kommunikation. Das gehöre zu einer guten Medienkompetenz dazu. Sie rät, seriöse Medien zu nutzen. "Qualitativer Journalismus wird geschätzt", ist Professor Markus Kaiser überzeugt. Der Medien-Wissenschaftler hofft aber auch auf ein "gesundes Misstrauen in der Bevölkerung" im Umgang mit Informationen aus dem Internet.

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