Falcons-Coach Junge über Pongo: "Bin richtig stolz auf ihn"

6.3.2019, 05:57 Uhr
Marcell Pongó hat sich zum Führungsspieler bei den Falcons entwickelt.

© Sportfoto Zink / ThHa Marcell Pongó hat sich zum Führungsspieler bei den Falcons entwickelt.

Seinen 22. Geburtstag hatte sich Marcell Pongó natürlich ein bisschen anders vorgestellt. Ein mageres Pünktchen hatte das Kampfgericht hinter seinem Namen auf dem Spielberichtsbogen notiert, sein Trainer fand dennoch nur lobende Worte für ihn: "Obwohl er kaum laufen kann, hat er sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt", sagte Ralph Junge.

Noch vor zwei Monaten wäre ihm dieser Satz zu seinem Point Guard eher nicht eingefallen. Und genau deshalb illustriert er sehr gut, was sich seitdem geändert hat. Bei Pongó, aber auch bei den Falcons insgesamt.

Der 96:64-Sieg gegen Karlsruhe am Sonntag war der sechste in Folge für Junge und seine Basketballer, die Serie hat sie vier Spieltage vor Ende der Punkterunde bis auf Platz sechs gespült. Die Playoffs sind damit noch nicht gesichert, in der aktuellen Verfassung spricht aber sehr viel dafür, dass die Saison der Falcons auch im April noch weitergeht.

"Das heute war richtig wichtig", sagt Pongó, als er am Sonntagabend aus der Kabine kommt und ihn nur noch ein Interview von der Geburtstagsfeier mit seinen Eltern trennt. Die sind extra aus Ungarn angereist, um ihren Sohn mal wieder live spielen zu sehen. Weil sich Pongó aber eine Woche zuvor die Hüfte geprellt hatte, reichte es am Wochenende gegen Chemnitz und Karlsruhe nur zu zwei Kurzeinsätzen. Dass es im letzten Saisondrittel aber so gut läuft bei den Falcons, liegt auch maßgeblich an ihm und seiner Entwicklung in den vergangenen Monaten.

Marcell Pongó war vor dieser Spielzeit als großes Versprechen nach Nürnberg gekommen. Es gibt nicht wenige Beobachter, die den ungarischen Point Guard schon bald in der Bundesliga sehen. Nach drei Jahren im Ulmer Nachwuchsprogramm fremdelte er aber zunächst mit der Rolle als Anführer einer ambitionierten Zweitliga-Mannschaft. "Am Anfang war es schwer für mich", gibt Pongó zu und auch, dass er vielleicht schon ein bisschen zu viel darüber nachgedacht hat, was die nächste Station nach Nürnberg sein könnte.

 

Berater, Familie, Freunde, Kommentatoren, Mitspieler - vielleicht wurde Pongó etwas zu oft auf die Schulter geklopft, seitdem er im Alter von 18 Jahren seine Heimat verlassen hat, um Basketball-Profi zu werden. Es erzeugt ja auch einen gewissen Druck und zwar nicht nur in der Schulter.

So ähnlich hat es auch Ralph Junge formuliert, als er in der Hinrunde erklären sollte, warum sein talentierter Aufbauspieler Turnover in Serie produzierte, oft kopflos in die Zone zog und nur 30 Prozent seiner Freiwürfe traf.

Inzwischen hat Pongó das mit den Freiwürfen einigermaßen im Griff, mit seinen aggressiven Drives schafft er viel Platz für seine Kollegen, zumindest bis zu seiner Hüftverletzung wirkte er explosiver und gleichzeitig kontrollierter. "Ich kenne die anderen jetzt besser", sagt Pongó, "ich musste erst meinen Rhythmus finden. Und ich habe gelernt, mich jetzt nur noch auf diese Saison zu konzentrieren." Sein Trainer sagt: "Er hat sich mental darauf eingelassen, Dinge zu verändern, und dass hier Menschen sind, die ihm helfen wollen."

Zu Beginn wollte Pongó, wie er selber zugibt, vor allem mit schönen Zuspielen glänzen. Wirklich mannschaftsdienlich spielt er aber erst, seitdem er im Angriff und in der Verteidigung seinen Körper reinschmeißt und mehr attackiert. Genau deshalb haben ihn die Falcons ja auch verpflichtet. "Ich bin richtig stolz auf ihn", sagt Junge, kann das aber auch auf sich sein, weil es ihm gelungen ist, Pongó aus der Komfortzone zu locken.

Macht Marcell Pongó so weiter wie zuletzt, wird er seinen 23. Geburtstag vermutlich nicht in Nürnberg feiern.

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