Fall 22: Alles für die Kinder

3.12.2019, 19:36 Uhr
Fall 22: Alles für die Kinder

© Foto: Caritas

Kinderreich - für viele gehören schon Familien mit drei oder vier Mädchen und Jungs dazu. Aber Eltern mit sechs oder noch mehr Kindern können da nur müde lächeln. Dass der Aktion "Freude für alle" erstaunlich viele vorgeschlagen werden, ist angesichts der besonderen Belastungen für diese Familien nicht weiter überraschend – und es sind, anders als viele denken mögen, weder lauter Zuwanderer noch unbedingt Patchwork-Familien mit Kindern von wechselnden Partnern.

Sechs Kinder haben auch Elvira und Horst G. (Namen geändert). In ihrer dürftigen und in jeder Hinsicht renovierungsbedürftigen Altbauwohnung spielt sich das Leben vor allem rund um den Küchentisch ab. Jeweils ein Zimmer teilen sich die Mädchen und die Jungs, den Eltern bleibt zum Schlafen nur das Wohnzimmer. Eine größere Bleibe ist nicht nur schwer zu finden, sondern wäre für die Familie wohl schwer erschwinglich.

Einstellung muss stimmen

Denn sie muss mit dem spärlichen Gehalt von Horst G. auskommen. Der hat zwar einen sicheren Job, aber in einer der untersten Lohnstufen – bei der Straßenreinigung. Was deutlich weniger einbringt, sagt er, als etwa der Dienst bei der Müllabfuhr.

Ursprünglich gelernter Schlosser, trauert der 54-Jährige dem früheren Beruf nicht unbedingt nach. "Ich bin den ganzen Tag an der frischen Luft", stellt er zufrieden fest, "und ich finde es auch schön, wenn meine Stadt sauber ist. Die Einstellung muss eben stimmen.. Und das kann er für sich allemal in Anspruch nehmen.

Die Kehrseite der Medaille: Mit Lohn und Kindergeld sowie der noch erschwinglichen Miete liegt die Familie knapp über den Grenzen für ergänzende Sozialleistungen: G. hat weder Anspruch auf Kinderzuschlag noch auf Wohngeld. Und was ihn und seine Frau am meisten schmerzt: "Uns fehlen vor allem die Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets."

Mit dem Bus zum Training

Aus dem bekanntlich nicht nur Schulverpflegung und -fahrten bezuschusst oder übernommen werden, sondern auch Beiträge für den Sportverein. Ganz abgesehen von den Ausgaben für Bekleidung und die Ausstattung.

Und mehrere Kinder der Familie sind vor allem eifrige Kicker – und mit ihren jeweiligen Mannschaften auch ganz erfolgreich unterwegs. Weil die Eltern kein Auto haben, müssen sie die Jungs jeweils mit dem Bus zum Training begleiten. Den Aufwand nehmen sie gern auf sich. "Wir wollen nicht, dass sie nur zu Hause herumhängen", betont der Vater.

Ganz offen geht er inzwischen mit einem schwierigen Kapitel seines Lebens um: Von Jugend an war er immer tiefer in eine Alkoholsucht hineingerutscht. Nach Entzug und Therapie ist er seit ein paar Jahren trocken – und zeigt nicht ohne Stolz, wie er seine Erfahrungen im Rahmen einer Ausstellung schilderte. "Mir ist viel geholfen worden", sagt er, "da will ich auch etwas weitergeben."

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