Fall 23: Matratzenlager ersetzt Betten

6.12.2018, 09:07 Uhr

In diesem Wohnzimmer dominiert die Leere. Wenn man von den zwei durchgesessenen Sesseln, dem kleinen Tisch und einem Bord mit einem Fernseher absieht. Dafür hängen die Tapeten zum Teil in Fetzen von den Wänden und der Laminatboden reißt breite Fugen - auch weil die Leisten fehlen. Im lediglich verputzten Schlafzimmer gleich nebenan ersetzt ein Matratzenlager das Bett, während die große Schrankwand jeden Moment in sich zusammenzufallen droht.

Die Türen hängen aus den Scharnieren, die Fronten der Schubladen liegen auf der Wäsche in den Schubladen. "Ich habe es schon so oft versucht zu kleben, aber es hält einfach nicht mehr", sagt Sandra K. (Name geändert) ratlos. Der Schrank ist einfach alt und schlicht kaputt. Wie so einiges in der kleinen Wohnung im Fürther Süden. Auch in den beiden Kinderzimmern, in denen die elfjährige Tochter beziehungsweise der achtjährige Sohn leben, erinnern ein kaputter Schrank und Löcher in der Wand daran, dass Sandra K. und ihre Kinder schlicht bedürftig sind.

Der Vermieter fühlt sich für die Schäden in der Wohnung nicht verantwortlich, und Sandra K. hat einfach kein Geld. Hartz IV, Kinder- sowie Familiengeld reichen, um über die Runden zu kommen. "Zum Ende des Monats habe ich aber nichts mehr. Meistens muss ich mir dann noch was von Freunden oder meinem Bruder leihen", sagt sie, die sich ihre breite Matratze mit dem zweieinhalbjährigen Nesthäkchen teilt.

Mehr als verständlich, dass sie nur ungern Besuch in ihrer ärmlichen und abgewohnten Wohnung empfängt, in der die Böden und Schränke dennoch blitzblank geputzt sind. Dabei ist es ein ganzer Katalog an Gründen, warum sie heute mit ihren Kindern mit dem Rücken an der Wand steht. Mit 15 Jahren war sie aus ihrer Familie in ein Heim gekommen, weil sie zu Hause Probleme mit ihrer Stiefmutter hatte. Mit 17 Jahren dann die erste eigene Wohnung nach dem Quali und anschließend drei vergebliche Versuche, eine Lehre zu beenden.

Stattdessen hangelte sie sich mit Aushilfsjobs durchs Leben und lernte schließlich ihren Mann kennen, mit dem sie aber wenig Glück hatte. Statt sich um die Familie zu kümmern, zu der bald zwei Kinder gehörten, machte er Schulden und wurde straffällig.

Nachdem die Ehe gescheitert war, blieb Sandra K. über Jahre hinweg alleine, bis sie ihren zweiten Partner kennenlernte. Aber auch diese Beziehung scheiterte, mehr noch: Als Sandra K. mit Nesthäkchen Marie schwanger war, suchte er das Weite. Seitdem ist Sandra K. mit allem allein: mit der Fürsorge für die Kinder und der Sorge, wie es weitergehen soll. Denn aus der Ehezeit sind ihr Schulden geblieben, die wegen der Zinsen im Laufe der Jahre zu einem Berg von 18 000 Euro angewachsen sind. Diesen wird sie wohl nie abtragen können, auch wenn sie sich längst an die Schuldnerberatungsstelle gewandt hat.

Sie stellt sich ihrer Situation jeden Tag aufs Neue und nimmt den Rat der Schuldnerberatung und der Familienhilfe an, die sie inzwischen betreut. Dennoch bleibt ihre Lage desolat. Ein Dach über dem Kopf, genug zu essen für die Kinder gibt es. Doch das war es dann auch schon. Braucht sie selbst etwa ein Paar Schuhe, muss ihr Bruder einspringen. "Die Kinder sollen nichts vermissen", sagt sie.

Auch wenn das eine Illusion ist. Ihre kleine Tochter war noch nie im Tiergarten, für die große lag auf dem letzten Geburtstagstisch ein Rucksack für vier Euro aus dem BilligTextildiscounter. Den Gedanken an Weihnachten verdrängt sie.

Vor allem aber die Zustände in der Wohnung sind für eine Familie mit Kindern untragbar. Daher erbittet die Weihnachtsaktion Spenden für die dringend notwendige Renovierung der Wohnung und die Ausstattung mit neuen Tapeten und Böden. Aber auch der Austausch einiger kaputter Möbel würde das Zuhause der drei Kinder sicherer und vor allem auch wohnlicher machen. Die Aktion bittet aber um Verständnis, dass sie aus organisatorischen Gründen keine Sachspenden annehmen und vermitteln kann.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

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