Fall 30: Beide Kinder haben ein Handicap

13.12.2019, 15:21 Uhr

Fred (alle Namen geändert) ist ein stiller Junge, der gerne mit anderen spielt. Dennoch ist das Kindergartenkind anders. Fred spricht nicht altersgerecht, kann die Farben nicht unterscheiden und hat auch sonst mit vielem Schwierigkeiten, was seine Altersgenossen ohne Probleme meistern. Schuld ist eine Chromosomenverdoppelung, die den Kleinen in seiner Entwicklung ausbremst.

Seine Mutter will sich davon nicht unterkriegen lassen und versucht, ihr Kind maximal zu fördern: Sie geht mit ihm zur Logopädie, zur Heilpädagogin und trainiert mit ihm seine Motorik. Und Anja K. kämpft auch um einen Platz in einer integrativen Kita, in der Fred besser zurechtkommt und auch Freunde findet, weil sich dort die Eltern vielleicht nicht von ihm abwenden.

Kasse übernimmt Fahrten nicht

Fred ist nicht das einzige Sorgenkind der 29-Jährigen. Denn da ist noch die sieben Monate alte Clara. Sie leidet an einer Dysmelie: Vier ihrer Finger der rechten Hand sind nur als Stummel vorhanden – eine angeborene Fehlbildung, die sich behandeln lässt. Zumindest insofern, dass die Fehlbildungen entfernt werden, damit Clara nicht ständig daran zerrt. "Und damit die Hand offener wird und das Greifen leichter fällt", sagt die Mutter.

"Es gibt zwei Spezialkliniken in Deutschland, in Hamburg und in Braunschweig, die das machen können", fährt sie fort. Doch die Fahrten dorthin für Vorbesprechungen, Nachsorge, Unterkunft übernimmt die Kasse nicht. Und auch nicht für Fred, der ja immer mit muss. Das ist umso problematischer, als Anja K. alleine im Leben steht. Die Väter der Kinder zahlen entweder keinen oder nur unregelmäßig und gekürzten Unterhalt, auch die Sorge um die Kinder obliegt ihr alleine.

OP im Februar

Im Moment hält sich die Familie mit Elterngeld, Kindergeld und Unterhaltsvorschuss von einem Vater über Wasser. Anja K. beschränkt sich. Das Angebot der "Tafel" kann sie nicht nutzen. "Dafür habe ich noch zu viel zur Verfügung", wie sie sagt. Eine private Initiative in ihrem Viertel hilft ihr und anderen mit ein wenig Geld und gibt Nahrungsmittel-Spenden von Geschäften aus. Ein Glücksfall für Anja K. "Sonst würde es nicht gehen."

Sie klagt nicht, stemmt jeden Tag und will, sobald es geht, wieder in ihren Beruf zurückkehren. "Wegen der Kinder geht ja nur Teilzeit. Aber ich würde sehr gerne ab September wieder als MTA arbeiten." Doch das ist Zukunftsmusik. Im Februar wartet die OP, die Anja K. ihrer Tochter unbedingt ermöglichen will. Und da wäre auch noch Weihnachten, weshalb wir heute für Anja K. und ihre beiden Kinder um Spenden bitten.

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