Fall Morchutt: Todeskampf dauerte mehrere Minuten

26.4.2016, 18:15 Uhr
Nodar D. steht wegen Mord und Raub mit Todesfolge vor dem Nürnberger Schwurgericht.

© Michael Matejka Nodar D. steht wegen Mord und Raub mit Todesfolge vor dem Nürnberger Schwurgericht.

Etwa fünf Minuten dauert es, bis ein Mensch erstickt, dessen Atemwege komplett verschlossen werden. Der Todeskampf der 85 Jahre alten Frau, die im Juni 2013 Opfer eines brutalen Raubmordes wurde, war vermutlich noch länger. Die Seniorin war mit einem Tuch, dass um ihren Mund gebunden worden war, geknebelt worden. Anschließend wurde sie mit zwei Decken und einem Teppich umwickelt und bäuchlings auf den Boden gelegt. Laut Rechtsmediziner brachen die Täter der Frau mehrere Rippen, als sie sich zum Fesseln auf sie knieten.

Am 24. Juni 2013 wurde die Leiche der Nürnbergerin in ihrer Wohnung in der Südstadt gefunden. Wie berichtet, hatten sich Nachbarn Sorgen gemacht und die Polizei verständigt. Sofort begannen umfangreiche Ermittlungen. Davon berichteten am Dienstag mehrere Polizisten. Ein Sachbearbeiter Polizei lieferte einen Überblick über den Ablauf der Nachforschungen.

Interpol gelang der DNA-Treffer

Anfangs vermutete die Polizei die Täter im Drogenmilieu. DNA-Spuren, die unter anderem auf Kabeln gefunden wurden, mit denen die Seniorin gefesselt worden war, passten aber nicht zu den Verdächtigen. Auch ein Massengentest mit über tausend Männern brachte kein Ergebnis.

Erst im April 2014 meldete Interpol einen Treffer: Die DNA eines Ladendiebes, der in der Schweiz erwischt worden war, passte zum genetischen Material vom Tatort. Als die Schweizer Polizei den Georgier in einem Asylbewerberheim in Basel festnehmen wollte, war der Mann aber verschwunden. Er ist bis heute flüchtig.

Über ihn kam die Polizei aber auf Nodar D., einen Landsmann, der in Italien im Gefängnis saß. Auch seine DNA passte zu den Spuren vom Tatort. Im Herbst wurde der 38-Jährige an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Nun sitzt er wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Der Mann schweigt bislang zu den Vorwürfen. Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil wird Anfang Mai erwartet.