Fallzahlen schockieren

25.11.2018, 17:52 Uhr
Fallzahlen schockieren

© Foto: Stefan Hippel

Obwohl sie das Ausmaß der Gewalt seit Jahrzehnten kenne, erschreckten sie die Fallzahlen immer wieder aufs Neue, so Gabriele Penzkofer-Röhrl, SPD-Stadträtin und Mitbegründerin des Nürnberger Frauenhauses. Das Thema finde seit Beginn der Frauenhaus-Bewegung vor 40 Jahren zwar mehr Öffentlichkeit; doch das Hilfesystem müsse ausgebaut werden.

Harter Weg

Aktuell mache der Wohnungsmangel es Frauen besonders schwer, das Frauenhaus zu verlassen und auf eigenen Beinen zu stehen. Auch deshalb mussten 300 Betroffene im vergangenen Jahr abgewiesen beziehungsweise an andere Einrichtungen verwiesen werden, so die SPD-Stadträtin. Heuer lägen die Zahlen ähnlich hoch.

Die Aussagen einer aktuellen Studie des Bundeskriminalamtes (wir berichteten) sind in der Tat erschreckend: Jeden zweiten bis dritten Tag werde statistisch gesehen eine Frau von ihrem Mann getötet. Sieben Frauen pro Tag werden von ihrem Partner oder Ex-Partner vergewaltigt oder sexuell genötigt. Fast 140 000-mal registrierte das BKA 2017 Gewalt in Beziehungen, vier von fünf Opfern sind weiblich.

Mehr Geld für Prävention

Penzkofer-Röhrl hofft, dass Geld aus dem 35-Millionen-Aktionsprogramm gegen Gewalt in Nürnberg ankommt, das Familienministerin Franziska Giffey (SPD) gerade angekündigt hat. Gerade für Prävention an Schulen fehlten die Mittel.

Bei einer Kundgebung am Weißen Turm betonte das Nürnberger 8. März Bündnis, ein Zusammenschluss linker feministischer Gruppierungen, dass Gewalt gegen Frauen nicht importiert werde. Sprecherin Yasmin Cal am Samstag: "Nicht Flüchtlinge bringen diese Gewalt nach Deutschland. Sie war schon vorher da. Feminismus bleibt antirassistisch."

Der DGB Mittelfranken schlug am Anti-Gewalt-Tag in dieselbe Kerbe. Schlagzeilenträchtig werde das Thema meist, wenn es sich bei den Tätern um Flüchtlinge handele, kritisierte Gisberta Pirner vom DGB-Frauenausschuss in Nürnberg. "Gegen diese Verknüpfung wehren wir uns entschieden." Die chronische Unterfinanzierung von Hilfsangeboten für weibliche Gewaltopfer und ihre Kinder müsse eine Ende haben.

Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen hisste zusammen mit Terre des Femmes und anderen Organisationen Fahnen als Zeichen gegen Gewalt am Karl-Bröger-Zentrum.

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