Auch Polizei vor Ort

Falscher Alarm: Feuerwehreinsatz in Nürnberg wegen Ex-Youtuber Drachenlord

Julia Ruhnau

nordbayern.de

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8.9.2022, 18:13 Uhr
Wegen einem Notruf rückten am Dienstagabend in Nürnberg Polizei und Feuerwehr aus (Symbolbild).

© NEWS5 / Bauernfeind, NEWS5 Wegen einem Notruf rückten am Dienstagabend in Nürnberg Polizei und Feuerwehr aus (Symbolbild).

Am Dienstagabend sind im Nürnberger Zentrum Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr zu einem Hotel in der Bahnhofstraße ausgerückt. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigt, hatte ein Anrufer Gasgeruch in dem Gebäude gemeldet - als die Einsatzkräfte eintrafen, bestätigte sich dieser Verdacht allerdings nicht.

Vielmehr war wohl einer der Gäste Grund für den Alarm: In dem Hotel hatte am Abend Rainer Winkler eingecheckt, besser bekannt unter dem Namen Drachenlord. Der ehemalige Youtuber aus dem mittelfränkischen Altschauerberg ist vor allem wegen seines seit Jahren andauernden Konfliktes zwischen ihm und seinen Hatern bekannt, die ihn im Netz beschimpfen und auf der Straße verfolgen.

Fingierte Essensbestellungen und falscher Alarm

Er sei schon im Zug nach Nürnberg von Hatern entdeckt worden, erzählt Winkler von dem Dienstagabend, an dem der Alarm bei der Leitstelle einging. Er habe dann ab Fürth extra ein Taxi genommen - trotzdem fanden Unbekannte heraus, wo er in Nürnberg eincheckte. Gegen 20 Uhr ging dann der Notruf ein. Zudem wurden Essensbestellungen an die Hoteladresse geliefert, die Winkler nie in Auftrag gegeben hatte. Unter Hatern ist das ein gängiges Mittel, um Unternehmen oder Privatpersonen in Bedrängnis zu bringen, die dem Drachenlord Unterkunft oder Unterstützung geben.

Es ist zudem nicht das erste Mal, dass die Feuerwehr fälschlicherweise zu Winkler alarmiert wird. 2015 hatte eine Gruppe, die für verschiedene Cyber-Straftaten vor Gericht stand, einen erfundenen Brand an dessen Anwesen gemeldet. Es war der erste bekannte Fall von Swatting in Deutschland, einer Form von Straftat, bei der durch falsche Notrufe Einsätze von Polizei und Feuerwehr provoziert werden, um einer bestimmten Person zu schaden.

Polizei ermittelt gegen Unbekannt

Die Polizei ermittelt nun wegen des Vorfalls in der Nürnberger Bahnhofstraße gegen Unbekannt. Der Vorwurf: Missbrauch von Notrufen. Winkler musste das Hotel auf Bitte der Mitarbeiter noch am Abend verlassen. Immerhin bekam er laut eigenen Angaben das Geld für die nicht angetretene Übernachtung erstattet.

Winkler ist seit Anfang des Jahres ohne feste Unterkunft. Er hatte einige Wochen zuvor sein Haus samt Grundstück an die Gemeinde Emskirchen verkauft. Die erhoffte sich davon, dass in Altschauerberg endlich Ruhe einkehren würde. Anwohner hatten täglich mit oft lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Winkler und seinen Hatern zu kämpfen, die filmend durch den Ort zogen, Grundstücke vermüllten und auf Balkone kletterten. Immer wieder kam es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen. Winkler ist unter anderem deswegen mehrfach vorbestraft.

Zuletzt schlief der 33-Jährige in Hotels, bei Bekannten oder im Freien. Seit sein Youtube-Account wegen Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt wurde, fehlt ihm seine Haupteinnahmequelle. Ihm gehe das Geld aus, sagte er vor kurzem im Gespräch mit unserer Redaktion. Zudem läuft gegen Winkler ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf die Verbreitung von gewalt- und tierpornografischen Inhalten.


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