FCN-Frauen: Der Erfolgstrainer bleibt kritisch

9.10.2012, 12:06 Uhr
FCN-Frauen: Der Erfolgstrainer bleibt kritisch

© Michael Matejka

Peter Wießmeier schüttelte ärgerlich den Kopf, schimpfte vor sich hin und rief seine Spielerinnen zu mehr Konzentration auf. Mitte der zweiten Halbzeit war es im Bayernliga-Spitzenspiel gegen den Vizemeister 1.FFC Hof, die Fußballfrauen des 1.FC Nürnberg hatten mit einem 4:0 bis zur Halbzeit längst für klare Verhältnisse gesorgt, dann jedoch die Zügel etwas schleifen, eigene Torchancen ausgelassen und die Oberfranken besser ins Spiel kommen lassen. Und so war der Trainer nach dem 4:2 nur aus zwei Gründen zufrieden. Erstens: „Wir haben drei wichtige Punkte gewonnen.“ Zweitens: „Ich habe der Mannschaft trotzdem einiges Kritisches dazu zu sagen.“

Die Leistung nannte Wießmeier „spielerisch eine unserer schlechteren“, selbst in Halbzeit eins. Immerhin sei seine Mannschaft da „sehr effizient“ gewesen, mit jeweils einem Doppelpack von Marina Mittermeier (11./45.) und Verena Eichhammer (35./40.) wurde der Mitfavorit distanziert. Das Duo unterstrich bisher, dass die Hausaufgaben im Vorfeld gemacht wurden, denn Effektivität war in der Vergangenheit eher ein Schwachpunkt. Mittermeier (bisher 4 Tore) kam vom Zweitligisten Crailsheim zurück zum Club, Eichhammer (5) fand den Weg vom ATV Frankonia an den Valznerweiher.

Die Nachlässigkeiten in Halbzeit zwei sorgen dennoch für Redebedarf, Trainer müssen so sein — gerade bei einem Tabellenführer mit dem klar definierten Ziel Aufstieg, der nach durchwachsenem Start mit drei Siegen hintereinander in die Spur gefunden hat. Zählt der nächste Gegner Kaufbeuren doch erneut zum Kreis der Konkurrenten, von denen der Club neben Hof bereits den FC Ingolstadt besiegt hat. „Am Samstag auswärts wieder ein Dreier, das wäre eine schöne Woche“, sagt Wießmeier; unabhängig davon, was es danach an Kritischem zu bereden gibt.

Dass er seiner Mannschaft den Aufstieg zutraut, steht in einer Liga, die in der Startphase durch ihre Ausgeglichenheit glänzt und in der mit VfB Straubing ein eigentlich eher dem Kreis der Abstiegskandidaten zugeordnetes Team gleichauf mit dem 1.FCN rangiert, außer Frage. Gutes Zweikampfverhalten, schnelles Spiel über die Außen sind Trümpfe; vor allem jedoch die Ausgeglichenheit des Kaders mit 17/18 nahezu gleichwertigen Spielerinnen. „Das wird unsere große Stärke gegenüber den meisten anderen Vereinen im Verlauf der Saison werden“, ist der Trainer überzeugt — ganz abgesehen vom Entwicklungspotenzial.

FCN-Frauen: Der Erfolgstrainer bleibt kritisch

© Michael Matejka

Torfrau Jacqueline Pfaller, Marina Vogt und die derzeit verletzten Christina Herrmann und Christina Friedlein standen in der Bayernauswahl, die das Länderturnier in Duisburg gewonnen hat. Lisa Greiner war beim U19-Kaderlehrgang des DFB und mit Madlen Hiereth ist ein Talent aus dem Bundesligateam der Nürnberger U17 zum ersten Lehrgang der Auswahl nach der WM in Aserbaidschan eingeladen, in der Deutschland heute gegen Nordkorea um den Einzug ins Finale kämpft. Möglicher Gegner ist Ghana, das vor der WM in Nürnberg weilte und gegen die stark ersatzgeschwächte U17 des Clubs mühevoll 1:0 gewann.

Es bewegt sich also eine Menge im Frauen- und Mädchenfußball des 1.FCN und rundum herrscht Zufriedenheit. „Nicht über den Tabellenstand der Ersten“, wie der Sportliche Leiter Andreas Tschorn weiß, der die These seines Vorgängers Andreas Hufnagl gern bestätigt, „dass bei uns ein Rad ins andere greift“.

Auf Augenhöhe mit dem FCB

Ein Faustpfand für die Zukunft ist die intensive Ausbildung des Nachwuchses mit der U17 an der Spitze, die sich in der neuen Bundesliga Süd im Kreis von Mannschaften wie 1.FFC Frankfurt, Bayern München, SC Freiburg, Hoffenheim und Eintracht Frankfurt über Erwarten gut eingefügt hat. Zwar auch mit einem „großen“ Namen, aber der Frauen-Club ist mit 150 Mitgliedern der kleinste Verein in dieser Liga. Für die Zukunft ein Talente-Reservoir, auf das allerdings schon die begehrlichen Blicke der Konkurrenz gerichtet sind. Ihren Verlockungen mit einem leistungsorientierten Konzept — und da ist der Aufstieg der Frauen eine nahezu unerlässliche Voraussetzung — zu widerstehen, ist daher die große Herausforderung für die Verantwortlichen. Denn Ausbildungsverein zu sein für andere, ist kein erstrebenswertes Ziel.

Nürnberg: Gülpers (46. Pfaller); Ludewig, Bach, Greiner, Hirschmann – Nähr (77. Lehnes), Schmalfuß – Eichhammer, (68. Puscha), Richert, Loukas – Mittermeier.

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