FCN-Ultra erzählt: "Treue ist das oberste Gebot!"

27.4.2018, 15:40 Uhr
Seit knapp 15 Jahren gehört Christian Mössner den Ultras an. Bei einem Treffen mit Studenten stellte er sich all ihren Fragen - und vor allem auch ihrer Kritik an dem Fanverein.

© Sportfoto Zink Seit knapp 15 Jahren gehört Christian Mössner den Ultras an. Bei einem Treffen mit Studenten stellte er sich all ihren Fragen - und vor allem auch ihrer Kritik an dem Fanverein.

Die kritischen Fragen kommen zum Schluss, und Christian Mössner scheut sie nicht. Seit fast 15 Jahren gehört er den Ultras Nürnberg 1994 an, und er weiß, dass Ultras bei einigen Menschen keinen guten Ruf haben. Warum ist das so?

Wenn Pyrotechnik im Stadion verboten ist, warum wird sie von den Ultras dennoch gezündet? Trifft man sich gar mit anderen Ultras zum Prügeln? Mehr als 40 Interessierte sind der Einladung gefolgt, das Sommersemester 2018 der Straßenkreuzer Uni am Mittwochnachmittag im Pressebereich des 1. FC Nürnberg zu beginnen. 'In aller Freundschaft' heißt der erste Themenblock in diesem Jahr, wofür Mössner als Referent ausgewählt wurde.

Der 47-jährige Filmemacher hatte sich 2004 selbst für Ultras interessiert, begleitete sie mit der Videokamera und ist seitdem selbst bei ihnen aktiv. Vor allem sei er Fan, beginnt er seinen Vortrag und erklärt das Fansein erst einmal wissenschaftlich. "Fußball eignet sich besonders gut, um Fan davon zu werden", sagt er. Nicht nur wegen der Dramatik, dem Gemeinschaftsgefühl und weil dieser Sport in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei, sich fast jeder für einen Verein entscheidet: "Sondern auch, weil Männer im Stadion weinen dürfen."

Treue sei das oberste Gebot, vor allem für Ultras. "Jede zweite Ehe in Deutschland wird geschieden", erklärt Mössner, wobei er seine eigene, nunmehr 27 Jahre währende Ehe als positives Beispiel ins Feld führt. "Aber ein Fußballfan ist seinem Verein in der Regel ein Leben lang treu." Für ihn begann die Treue bereits in Kindertagen, genauer gesagt beim Pokalfinale 1982, als Nürnberg 2:0 gegen Bayern München führte und schließlich 2:4 verlor. "Bis dahin fand ich den Hamburger SV gut", erinnert er sich.

"Lonesome Loser"

"Der 'Lonesome Loser', also der einsame Verlierer, war für mich aber die attraktivere Attitüde." Bei den Ultras schätzt er den Zusammenhalt, die Freundschaften, die sich vor allem in Extremsituationen bewähren müssten. Als Beispiel berichtet er, wie das Ultras-Mitglied Melanie an Leukämie erkrankte. Zunächst solidarisierten sich andere Ultras und rasierten sich ebenfalls Glatzen, als sie ihre Haare verlor. Auch führten sie eine Typisierungsaktion durch. Ihre Genesung wurde schließlich gemeinsam gefeiert.

Auf die Frage nach der Pyrotechnik und ob es sein müsste, dem Verein deswegen eine Strafe von 80.000 Euro einzubrocken, findet Mössner eindeutige Worte. Er verweist darauf, dass der Fußball derzeit nur noch eine Geldmaschine sei, Profis in der ersten Bundesliga 100.000 Euro pro Woche verdienen. Ob das dem Club nicht weh tue? Mössner: "Bei 52 Millionen Euro Umsatz und den Spielergehältern, da ist eine solche Strafe nicht relevant."

Zum Prügeln mit anderen Ultras treffe man sich nicht, und er macht klar, dass Ultras keine Hooligans seien. Woher kommt dann der schlechte Ruf? "Natürlich gibt es im Fußball Auseinandersetzungen", sagt er, doch verweist auf die Gewaltstatistik des Sports – die zähle weniger Vorkommnisse in der 1. und 2. Bundesliga als beim Oktoberfest. Vorwürfen, dass man den Kindern, die teils mit ins Stadion gehen, beispielsweise kein gutes Vorbild sei, widerspricht er nicht.

Er beschwichtigt überhaupt nichts, merkt aber auch an, dass die Medien den Ultras gegenüber nicht gerade offen sind. Dabei begeisterten sie mit ihren Choreografien bei jedem Spiel aufs Neue. Letztlich seien sie eben auch nur Fans, wünschten sich – trotz allen Kommerzes – erfolgreiche Spiele für den Club. Am Ende ist er sich mit den Besuchern einig, die wissen wollen, ob Nürnberg denn irgendwann wieder aufsteigt? "Na sicher!"

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