"Nicht nachvollziehbar"

Fernwärme in Nürnberg ab Oktober 73 Prozent teurer? Heute Demo gegen Preissteigerung

Max Söllner

Redaktion Nürnberg

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10.9.2022, 09:55 Uhr
Ein Wärmespeicher der N-Ergie in Sandreuth.

© Eduard Weigert, NN Ein Wärmespeicher der N-Ergie in Sandreuth.

Wie berichtet hatte der Nürnberger Energieversorger N-Ergie angekündigt, die Preise für Fernwärme deutlich zu erhöhen. Zum 1. Oktober sollen die rund 50.000 Fernwärme-Kunden durchschnittlich 73 Prozent mehr bezahlen. Außerdem sei damit zu rechnen, dass sich der Fernwärmepreis aufgrund von neuen Umlagen auch danach noch einmal deutlich erhöhen werde. In Nürnberg wird Fernwärme überwiegend mit Gas produziert.

Nun hat sich Gunther Geiler, Geschäftsführer des Nürnberger Mieterbundes, zu Wort gemeldet. Er geht davon aus, dass Preissteigerungen in dieser Höhe nicht nur arme Familien, sondern auch Haushalte mit mittlerem Einkommen vor "riesige Probleme" stellen. Es zeige sich, dass die jüngst von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungen bei weitem nicht die realen Belastungen auffangen. "Deshalb muss deutlich nachgebessert werden", fordert er von der Ampel-Koalition.

Geiler spricht am Samstag, den 10. September, auf dem Herbstprotest der Initiative soziale Sicherheit "Nicht allein!" am Nelson-Mandela-Platz südlich des Hauptbahnhofs. Beginn ist um 14 Uhr. Das Motto lautet "Für bezahlbare Preise und Heizung". Weitere Reden werden von Gewerkschaftlern und einer Vertreterin des Bürgerbegehrens für ein 365-Euro-Ticket gehalten.

Im Vorfeld der Demo kritisiert die Initiative, wie die Preisanhebung der N-Ergie berechnet wurde. Es falle auf, dass sich der Energieversorger ausschließlich auf den sogenannten EEX-Börsenpreisindex der Leipziger Energiebörse bezieht.

Langfristige versus kurzfristige Preise

Das Problem daran laut der Initiative: Der EEX-Börsenpreisindex spiegelt die hohen Gas-Börsenpreise wieder. Fernwärmeanbieter würden aber nur einen kleinen Teil ihrer Gasmengen tagesaktuell an der Leipziger Energiebörse einkaufen. "Es wird völlig außer Acht gelassen, dass Fernwärmeanbieter wie die N-Ergie den ganz überwiegenden Teil des Gases über langfristige Lieferverträge beziehen", heißt es.

Dass es auch anders geht, würden Städte wie Stuttgart zeigen. Der Initiative zufolge berechnen sie ihre Preise anhand des Index des statistischen Bundesamtes. Und dieser sei "für die Verbraucher deutlich günstiger", da er gesamte Gaspreisentwicklung inklusive der langfristigen Lieferverträge erfasst.

Im Ergebnis, so die Initiative soziale Sicherheit, koste eine Megawattstunde Fernwärme in Stuttgart 104 Euro, während sie in Nürnberg nun 129,45 Euro kostet. "Dies macht einen jährlichen Preisunterschied bei einer dreiköpfigen Familie mit einem Verbrauch von 12 Megawattstunden von rund 305 Euro", rechnet sie vor.

Ihr Fazit: "Dass die Nürnberger N-Ergie sich allein auf den Börsenindex EEX bezieht, ist erstmal nicht nachvollziehbar. Eine solche Berechnung birgt die Gefahr, dass der Preis für Fernwärmekunden stärker steigt als es die Kostenbelastung der Energieversorger erfordert." Mieterbund-Geschäftsführer Geiler fordert, dass die N-Ergie "nur die tatsächlichen Kostensteigerungen unter Berücksichtigung sozialer Belange an die Kunden weitergeben" dürfe.

10-Millionen-Euro-Fonds für Nürnberg gefordert

Um die enormen Belastungen für Haushalte abzufedern, schlägt die Initiative einen Härtefallfonds ähnlich wie in München vor. Dort hätten die Stadtwerke einen Wärmefonds in Höhe von 20 Millionen Euro aufgelegt - für Nürnberg seien 10 Millionen notwendig. Die N-Ergie dagegen hatte eine Ungleichbehandlung beklagt und angemahnt, dass die Mehrwertsteuersenkung für Gaskunden von 19 auf sieben Prozent auch für Fernwärme gelten müsse.

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