Flusskreuzfahrt-Touristen lassen viel Geld in Nürnberg

19.2.2016, 15:30 Uhr
Der typsiche Kreuzfahrt-Tourist ist Amerikaner, um die 60 Jahre alt und zum ersten Mal auf Flusskreuzfahrt.

© Stefan Hippel Der typsiche Kreuzfahrt-Tourist ist Amerikaner, um die 60 Jahre alt und zum ersten Mal auf Flusskreuzfahrt.

Im letzten Studienabschnitt wird das Fach Project Work angeboten. Die Studenten erhalten dabei ein Thema und arbeiten daran gemeinsam. "Wir haben uns für dieses Projekt entschieden, weil es, anders als in der Hotellerie, keine Meldepflicht für die Flusskreuzfahrt-Touristen gibt", sagt die Studentin Barbara Seibold im NZ-Gespräch. Daher seien bisher kaum konkrete Daten zu dem Thema verfügbar. Und dies, obwohl die Anlegezahlen und damit der Einfluss auf die Stadt seit Jahren steigen. Das Projekt fand unter der Leitung von Prof. Kai-Uwe Wellner statt, der das Projekt als eine der Wahlmöglichkeiten vorgeschlagen hatte.

Um mehr Informationen zu diesem Thema zu erhalten, befragte die fünfköpfige Studentengruppe im November gut 150 Flusskreuzfahrt-Touristen an der Bushaltestelle in der Augustinerstraße. "Zudem haben wir Tour-Anbieter und lokale Unternehmen kontaktiert, die Services für diesen Tourismuszweig zur Verfügung stellen", so Barbara Seibold. Um noch genauere Informationen zu erhalten, hatten sie zuvor Verantwortliche der Congress- und Tourismuszentrale und des Wirtschaftsreferats konsultiert.

Amerikaner größte Gruppe

Die Ergebnisse der Umfrage und Interviews brachten teilweise bemerkenswerte Details zutage. 80 Prozent der befragten Touristen gaben an, mit Viking hier zu sein. Damit ist er mit Abstand der größte Flusskreuzfahrtanbieter, der in Nürnberg stoppt. Der typische Flusskreuzfahrt-Tourist ist Amerikaner, über 60 Jahre alt, reist mit seinem Partner und ist zum ersten Mal auf einer Flusskreuzfahrt. Die Studentengruppe listete es genau auf: 85 Prozent aller Befragten waren Amerikaner, gefolgt von Kanadiern, Briten und Australiern.

Sie haben im Rahmen des International Business Studiengangs der TH Nürnberg im letzten Studienabschnitt den "wirtschaftlichen Einfluss des Flusskreuzfahrt-Tourismus auf Nürnberg" untersucht (v. li.): Jane Hofmann, Barbara Seibold, Sharokh Kananizadeh, Lisa Mahr und Jenny Luksch.

Sie haben im Rahmen des International Business Studiengangs der TH Nürnberg im letzten Studienabschnitt den "wirtschaftlichen Einfluss des Flusskreuzfahrt-Tourismus auf Nürnberg" untersucht (v. li.): Jane Hofmann, Barbara Seibold, Sharokh Kananizadeh, Lisa Mahr und Jenny Luksch. © privat

Knapp 80 Prozent der Befragten waren über 60 Jahre alt. 60 Prozent gaben an, mit ihrem Partner zu reisen, und für rund drei Viertel war es die erste Flusskreuzfahrt.

Die Zahl der Passagiere pro Schiff variiert zwischen 100 und 130 im Durchschnitt. Mit über 1000 Anlegevorgängen im vergangenen Jahr haben folglich über 100.000 bis rund 130.000 Menschen im Rahmen einer Flusskreuzfahrt Nürnberg besucht.

Für die Stadt ist das Verhalten der Touristen nach dem Anlegen natürlich von besonderem Interesse. Eine überwiegende Mehrheit verbringt nur wenige Stunden bis zu einem Tag in Nürnberg – 83 Prozent in der Umfrage. Knapp die Hälfte der Flusskreuzfahrt-Touristen teilten mit, ihre Tour in Nürnberg entweder zu starten oder zu beenden. Wiederum 80 Prozent davon nutzten dafür den Flughafen Nürnberg.

Essen und Souvenirs bringen Geld

Wofür geben sie Geld aus? Am häufigsten wurden Essen und Souvenirs genannt. Bei den Museumsbesuchen steuert die überwiegende Mehrheit auf der Stadttour das Dokumentationszentrum und das Gerichtsgebäude der Nürnberger Prozesse an. Die Gastronomie Nürnbergs müsste sich eigentlich immer über Hoch- und Niedrigwasser des Main-Donau-Kanals freuen: Dann nämlich legt das Schiff nicht direkt in Nürnberg an, und die Touristen können nicht, wie sonst üblich, zum Essen auf das Schiff zurückkehren – die Tour-Anbieter buchen in diesen Fällen für ihre Gäste ein Restaurant in der Stadt.

"Die Stadt Nürnberg profitiert vom Umsatz lokaler Unternehmen und einer Steigerung des Bekanntheitsgrades im Ausland, da fast ausschließlich ausländische Touristen die Stadt auf diesem Weg besuchen", heißt es in der Abschlussbetrachtung der Studenten. Es sei schwierig zu schätzen, wie viel Umsatz genau durch den Flusskreuzfahrt-Tourismus generiert werde. Unter der Annahme, dass ca. 130 000 Flusskreuzfahrt-Teilnehmer im vergangenen Jahr nach Nürnberg kamen und jeder im Schnitt 33 Euro ausgegeben hat, führe dies zu Ausgaben in Höhe von knapp 4,3 Millionen Euro.

Zusätzlich kämen noch die indirekten Ausgaben in verschiedensten Bereichen hinzu. "Die dürften nochmal einige Millionen Euro betragen, dürften allerdings schwer genauer beziffert werden können", wird in der Projektarbeit der Studenten vermerkt.

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