Franken mistet aus: Hoher Andrang an Wertstoffhöfen

31.8.2020, 05:45 Uhr
Franken mistet aus: Hoher Andrang an Wertstoffhöfen

© Foto: Stefan Hippel

Manche Leser ärgern sich deshalb darüber, dass montags nur einer der sechs Recyclinghöfe im Stadtgebiet geöffnet ist. Das hat wirtschaftliche Gründe, sagt Karin Speidel, die beim städtischen Abfallbetrieb ASN für die Wertstoffhöfe zuständig ist. Zwar werden die sechs Anlagen derzeit vom Roten Kreuz betrieben. Doch das geschieht keineswegs kostenlos. Personal, Organisation, Reinigung: All das kostet Geld – das die Stadt bezahlen muss. Deshalb habe man sich für ein möglichst bürgerfreundliches Modell entschieden, so Speidel.

Das bedeutet: Samstags, wenn sehr viele Menschen frei haben, sind alle Anlagen geöffnet. Montags, wenn sich der normale Arbeitnehmer im Job befindet, bleiben fünf der sechs Einrichtungen zu. Trotzdem geöffnet hat dann der sehr zentral gelegene Wertstoffhof am Pferdemarkt. Als zweitgrößte Recyclinganlage im Stadtgebiet (nach der Haeberleinstraße) nimmt diese Einrichtung rund 50 Prozent des Recyclingaufkommens im Stadtgebiet an. Weitere Wertstoffhöfe montags aufzusperren, würde die Abfallgebühren, aus denen die Betriebskosten gedeckt werden, zusätzlich belasten und könnte am Ende zu Gebührenerhöhungen führen.

Blockabfertigung mit Maske

Das Modell ist übrigens nicht neu. Nach der Eröffnung des ersten Recyclinghofs im Stadtgebiet am 1. Dezember 1989 wurde relativ bald eine entsprechende Regelung eingeführt. Früher einmal war die damalige Anlage an der Daimlerstraße montags geöffnet, berichtet Helmut Huber, Abteilungsleiter Gebrauchtwaren und Wertstoffe beim Roten Kreuz in Nürnberg. Heute ist es eben der Pferdemarkt.

Sowohl dort als auch in den anderen fünf Anlagen gelten nach wie vor die Corona-Regeln. Das bedeutet: Blockabfertigung und Maskenpflicht auf dem Wertstoffhof-Gelände. An der Haeberleinstraße können die Fahrer von 20 Fahrzeugen gleichzeitig abladen, am Pferdemarkt in der Regel 15; Hier kommen täglich jeweils bis zu 900 Bürger zum Zug. Auf die kleinen Höfen in Fischbach, Katzwang und Boxdorf dürfen jeweils sechs Kunden gleichzeitig fahren, was sich unter dem Strich auf täglich je 300 bis 400 Anlieferungen addiert.

Dennoch hat sich die Lage deutlich entspannt, sagt Huber. Längere Wartezeiten seien eher die Ausnahme, und wenn, dann bildeten sich montags vor dem Gelände am Pferdemarkt Autoschlangen. Aktuell herrsche "ein normal-erhöhtes Aufkommen" – wie immer im Ferienmonat August. Mehr Andrang gibt es traditionell auch im "Frühjahrsputz-Monat" April sowie im Oktober, wenn allgemein die Vorbereitungen auf den nächsten Winter stattfinden.

Auch die Zahl der Menschen aus dem Umland, die das Ergebnis ihres Kellerausmistens unzulässigerweise in Nürnberg loswerden wollen, ist deutlich zurückgegangen. Während des Lockdowns waren praktisch überall in der Region die Wertstoffhöfe geschlossen, entsprechend häufig fielen "schwarze" Anlieferer in Nürnberg auf. Inzwischen sind vielleicht noch fünf Prozent der Besucher Bürger aus der Region, schätzt Huber. Sie werden auch weiterhin abgewiesen. Denn die Anlagen im Stadtgebiet werden aus dem Nürnberger Gebührenhaushalt finanziert. Deshalb darf hier nur entsorgt werden, was aus dem Stadtgebiet kommt.

Dass das Rote Kreuz die Wertstoffhöfe betreibt, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. Die Stadt muss diese Dienstleistung alle sechs Jahre erneut öffentlich ausschreiben. Den Zuschlag erhält, wer das beste Angebot vorlegt.

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