Fränkische Bürgerinitiative fordert Tempo-Limit auf A9

10.7.2018, 05:56 Uhr
Fränkische Bürgerinitiative fordert Tempo-Limit auf A9

© Marc Müller/dpa

Derzeit gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Gut für die lärmgeplagten Fischbacher ist, dass über eine Strecke von etwa 1,7 Kilometern entlang der A9 eine zehn Meter hohe Lärmschutzwand gebaut werden soll. Schlecht aus Fischbacher Sicht: Vor 2026 wird diese Wand nicht stehen. Denn so viel Zeit braucht es, bis sämtliche planungsrechtlichen Hürden für die Baumaßnahme genommen sind.

Enttäuschend für die Bürger in Fischbach, die sich nach dem Ortstermin mit Innenminister Joachim Herrmann im Februar so große Hoffnungen gemacht hatten. Dabei hatte Herrmann zugesagt, sich für einen forcierten Ausbau des Zulaufs zum Autobahnkreuz Nürnberg-Ost auf vier Spuren starkzumachen. Dieser Ausbau bedingt den zusätzlichen Lärmschutz.

Regelung steht Lärmschutzausbau im Weg

"Das Gespräch mit Herrmann war konstruktiv", betont Wolfgang Duffner deshalb. Seinerzeit waren er und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative davon ausgegangen, dass Autobahnausbau und Lärmschutz parallel erfolgen würden. In einem mehrseitigen Schreiben zwei Monate nach dem Ortstermin in Fischbach erläuterte Herrmann dann allerdings, dass für den Lärmschutz ein eigenes Planfeststellungsverfahren nötig ist. Möglicherweise könnte das Ganze auch über ein Bebauungsplanverfahren der Stadt Nürnberg abgewickelt werden. Herrmann hat jedenfalls seine inzwischen zuständige Kollegin Ilse Aigner gebeten, möglichst schnell einen Planungsauftrag zu erteilen.

"Unsere Hoffnung auf eine relativ schnelle Lösung hat sich also zerschlagen", so Duffner. Er kann nur auf einen Teilerfolg verweisen, den die BI beim Ortstermin mit Herrmann erreichen konnte. Immerhin hat der Minister nämlich den vorgezogenen achtspurigen Ausbau angestoßen, der die zehn Meter hohe Lärmschutzwand überhaupt erst bedingt.

Langes Warten

Trotzdem: Jetzt noch einmal acht Jahre zu warten, bis es zu einer deutlichen Verbesserung beim Lärmschutz kommt, das wollen die Fischbacher nicht. Sie machen den Vorschlag, mit einer Geschwindigkeitsreduzierung auf der A9 im Fischbacher Bereich auf Tempo 80 auch den Lärm deutlich zu reduzieren. Erreichen könnte man das Ganze, so Duffner, ohne jeglichen Kostenaufwand, weil nur Schilder getauscht werden müssten. Für den BI-Sprecher ist deshalb nicht nachvollziehbar, dass die Initiative mit ihrem Vorschlag derzeit überall auf Ablehnung stößt.

"Eine mehrmonatige Probephase wäre gut", sagt er, eine Phase, während der auch die Lärmwerte gemessen werden sollten. Auf anderen Autobahnabschnitten in der Nähe von Wohnbebauung gebe es doch auch Tempo-Limits. Also warum nicht in Fischbach?

"Die nehmen uns nicht ernst"

Auf der Forstbrücke über der A9 warfen Innenminister Herrmann und Michael Frieser (CSU) im Februar einen Blick in die Pläne der Bürgerinitiative.

Auf der Forstbrücke über der A9 warfen Innenminister Herrmann und Michael Frieser (CSU) im Februar einen Blick in die Pläne der Bürgerinitiative. © privat

Tempo 80 auf der A9 bei Fischbach kommt freilich sowieso, ab 2019 nämlich, wenn mit dem Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost begonnen wird. Herrmann versichert den Fischbachern, dass die baustellenbedingte Geschwindigkeitsbegrenzung andauern soll, bis die neuen Zehn-Meter-Lärmschutzwände stehen. Klingt gar nicht schlecht, die Fischbacher sind sich aber nicht sicher, wie es am Ende ausgehen wird. Von den örtlichen Politikern jedenfalls sieht sich die BI im Stich gelassen. Von vielen Seiten habe es Zusagen zur Unterstützung gegeben. Passiert sei aber nichts. "Die nehmen uns nicht ernst."

Dabei gibt es allen Grund, die Klagen der Anwohner ernst zu nehmen. Seit dem Bau des über 300 Meter bestehenden Lärmschutzes an der Autobahn Anfang der 1980er Jahre hat sich der dortige Pkw- und Lkw-Verkehr fast verdoppelt von 65.000 Fahrzeugen pro Tag auf heute rund 110.000 Fahrzeuge.

Grenzwerte seien nicht aktuell

Die Grenzwerte für die Lärmbelastung stammen allerdings noch aus dem Jahr 1990. "Sie entsprechen aber nicht mehr den neuesten Erkenntnissen über die Auswirkungen von Lärm", kritisiert Duffner. Es sei einfach nicht zu verstehen, dass bei der deutlichen Verkehrszunahme die Grenzwerte laut Autobahndirektion nicht überschritten werden.

Immerhin soll in einem ersten Schritt die bestehende Wand um rund drei Meter auf sechs Meter erhöht werden - für die Fischbacher ist das aber nicht mehr als ein Trostpflaster. Die Gesamtkosten für eine 1,7 Kilometer lange Wand liegen zwischen 3,5 und vier Millionen Euro. Das sei aber vertretbar bei einer Gesamtsumme von 70 Millionen Euro, die der Autobahnausbau kostet, findet die Bürgerinititive. Weil es ja in erster Linie um die Gesundheit der Menschen gehe.

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