2G statt 3G

Fränkischer Reiseveranstalter nimmt nur noch Geimpfte und Genesene mit

3.9.2021, 17:45 Uhr
In den Bussen des Reiseunternehmens Leitner fahren nur noch Geimpfte und Genesene mit.

© Berthold Steinhilber, NN In den Bussen des Reiseunternehmens Leitner fahren nur noch Geimpfte und Genesene mit.

Es sei eine gute und lange durchdachte Entscheidung, betont Christoph Führer, Geschäftsführer von Leitner Reisen aus Allersberg im Landkreis Roth. Ab dem 1. Oktober wird der Reiseveranstalter, der laut eigener Aussage zu 98 Prozent Gruppenreisen anbietet, nur noch Geimpfte und Genesene mit auf seine Touren nehmen. "Das war auch ein vielfacher Wunsch unserer Gäste", sagt Führer weiter. Sein Ziel: Den Kunden den größtmöglichen Schutz bieten.

Natürlich weiß der Unternehmer, dass auch bei Geimpften und Genesenen die Gefahr besteht, dass sie das Coronavirus in sich tragen und verbreiten, "aber nur so erreichen wir derzeit die immerhin größtmögliche Sicherheit, die wir beeinflussen können".

Im Gespräch betont Führer mehrfach, dass man bei Leitner Reisen trotzdem jeden respektiere, der sich nicht impfen lassen wolle: "Das ist keine politische Entscheidung, wir wollen auch niemanden belehren und sind frei von jeder Weltanschauung. Es ist eine unternehmerische Entscheidung. Und wenn die Wissenschaft uns andere, neue Erkenntnisse liefert, dann sind wir auch gerne bereit, das wieder zu ändern."

Geschäftsführer Christoph Führer hat die Entscheidung gut durchdacht.

Geschäftsführer Christoph Führer hat die Entscheidung gut durchdacht. © Berthold Steinhilber, NN

Mit "unternehmerischer Entscheidung" meint Führer verschiedene Aspekte. Zum einen sei es mit Ungeimpften schwierig, Gruppenreisen zu koordinieren: "Man muss bedenken, die Testinfrastruktur ist nicht überall so wie bei uns. In der Schweiz beispielsweise kostet ein Test 180 Franken und dort ist man sehr viel restriktiver. Da darf alle zehn Minuten nur einer zum Testen rein", erklärt Führer. Die Konsequenz: Im Bus warten 25 Geimpfte und Genesene auf fünf Personen, die die Weiterfahrt nur mit einem Test antreten dürfen.

Nicht nur praktische Gründe

Aber diese rein praktischen Gründe seien nicht allein ausschlaggebend gewesen, so Führer. Denn zum anderen sei er auch von vielen Gästen aufgefordert worden: "Macht das doch!" "Wir wissen relativ genau, dass ein Großteil unserer Gäste geimpft ist." Und die, so glaubt der Geschäftsführer, der auch Erfahrungswerte von Kollegen hat, würden wieder befreiter Reisen buchen, wenn sie wüssten, dass sie sich damit auch in der Gruppe keinen zusätzlichen Ansteckungsgefahren aussetzen: "Unsicherheit ist Gift."

Wer bereits eine Reise bei Leitner Reisen gebucht hat, die nach dem 1. Oktober startet, und bis dahin nicht vollständig geimpft oder genesen ist, kann seine Buchung kostenfrei stornieren.


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Leitner ist eines der ersten Reiseunternehmen, das 2G zur Regel macht. Leistungsträger hingegen, gerade im Kreuzfahrtensegment, wie etwa Tui Cruises oder Hapag Lloyd, öffnen ihre Schiffe schon länger nur noch für Geimpfte und Genesene. "Ich denke, wir werden da noch viel Umdenken erleben", glaubt Führer und verweist auch auf Hotels, die nach und nach Tests abschaffen und Gäste nur noch mit Impfpass oder einem Nachweis über einen positiven PCR-Test - nicht älter als ein halbes Jahr - einchecken lassen.

Ausgeklügelte Hygienekonzepte

Aber nicht nur in der Reisebranche reicht ein Test allein schon jetzt bei einigen Anbietern nicht mehr aus. Auch im Fußball beispielsweise gibt es bei einigen Vereinen, wie etwa dem 1. FC Köln oder Borussia Dortmund, nur noch Tickets für Geimpfte und Genesene. Beim 1. FC Nürnberg und bei der SpVgg Greuther Fürth ist man allerdings noch nicht so weit.

"Wir hoffen, dass es bald möglich sein wird, dass wieder mehr Menschen zu unseren Spielen kommen dürfen. Dafür gibt es ausgeklügelte Hygienekonzepte und wir sind offen für einen Austausch mit Experten, um den Stadionbesuch so sicher wie möglich zu gestalten. Wir von unserer Seite aus sehen die 3G-Regel derzeit als sinnvoll an und so wird auch bei unserem anstehenden Heimspiel verfahren. Welche Regeln die Politik in Zukunft erlassen wird, können wir nicht einschätzen“, sagt Holger Schwiewagner, Geschäftsführer der Spielvereinigung.

Beim Club gilt weiterhin 3G

Und auch das Max-Morlock-Stadion bleibt vorerst für Geimpfte, Genesene und Getestete geöffnet: "Wir werden uns in den nächsten Tagen mit dem 1. FC Nürnberg austauschen und sicherlich ein weiteres Vorgehen beschließen. Aber es sind noch einige Fragen offen. Unabhängig von einer solchen Regelung, dürften wir aber auch nicht mehr Zuschauer ins Stadion lassen, weil wir hier an die Vorgaben durch den Freistaat gebunden sind", sagt Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Geschäftsbereich auch der Stadionbetrieb fällt.


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"Die Unwägbarkeiten werden nicht kleiner, je mehr die Zahlen wieder steigen", sagt Christoph Führer, der alle seine Kunden nun über die Entscheidung des Unternehmens informiert hat. Er rechnet insgesamt mit einer positiven Resonanz. "Aber es wird sicherlich auch vereinzelt Kritik geben. Mit der müssen wir dann leben."

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