Freiwillige: Nur im Tierheim stehen „Bufdis“ Schlange

5.7.2011, 07:00 Uhr
Freiwillige: Nur im Tierheim stehen „Bufdis“ Schlange

© dpa

Die große Ausnahme gleich vorweg: Für eine einzige angebotene Freiwilligen-Stelle hat das Nürnberger Tierheim ein gutes Dutzend Bewerbungen bekommen. Der Umgang mit Tieren reize viele mehr als die Altenpflege, weiß Chefin Heike Weber. „Wir sichten gerade“, sagt sie. Wer bloß ein halbes Jahr antreten will, ist aus dem Rennen. Es mache wenig Sinn, jemanden einzuarbeiten, der gleich wieder Adieu sagt. Ein Jahr, darunter geht im Tierheim nichts, darüber schon.

Der eine Zivi, der bisher an der Stadenstraße Käfige putzte und Tiere fütterte, könnte also schneller ersetzt sein als gedacht. Eine Spur teurer als seine zwangsverpflichteten Vorgänger kommt so ein „Bufdi“ die Träger allemal.

Anderswo allerdings herrscht leise Resignation. Die Hoffnung, dass der Freiwilligendienst ab 1.Juli die schmerzhaften Lücken ein wenig füllen würde, die der abgeschaffte Zivildienst gerade in der Seniorenarbeit gerissen hat, hegt Brigitte Lischka nicht. „Wenig Anfragen“ meldet die Geschäftsführerin des Roten Kreuzes, obwohl inzwischen zehn Posten — vom Hausmeisterjob bis zum Fahrdienst — im Internet stehen. Abwarten sei die Devise, heißt es. Auch beim BRK will man sich auf ein halbes Jahr bestimmt nicht einlassen.

Was für ein Wort-Ungetüm: Als „Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben“ meldet sich Thomas Döbler (47) neuerdings am Telefon. Er ist der für Nürnberger zuständige Regionalbetreuer der Freiwilligen. Seine frühere Klientel, die Zivildienstleistenden, hat sich weitgehend davongemacht. Die neue hält sich noch reichlich bedeckt.

Das wird noch, davon ist Döbler überzeugt. Den neuen Dienst schon Tage nach seiner Einführung zu bewerten, sei „verwunderlich“. Erst Ende 2012 werde man wissen, wie das Angebot ankommt. Zumal es neue Perspektiven biete, für Hausfrauen etwa, für Rentner oder Hartz-VI-Empfänger, die Rentenansprüche erwerben dürften. Zum ersten Mal könnte es Döbler dienstlich mit Frauen zu tun bekommen. Der „Bufdi“ kommt, anders als der Zivi, auch weiblich vor.

Ein „Zuckerl“ muss her

Heißgeliebt wurden die Zivis gerade von den Alten, die Hilfe beim Einkaufen, Putzen oder einen Fahrdienst brauchten. „Das macht uns zu schaffen“, kommentiert Ingo Gutgesell vom Stadtseniorenrat die Lage. Ohne „Zuckerl“ würden sich kaum Freiwillige locken lassen. Ein Bonus für den Studienplatz etwa, das wäre für Gutgesell ein geeignetes Lockmittel.

Ein Abiturient, der aufs Studium wartet, ein Arbeitsloser, der schon zwei Studien abgeschlossen hat, sie und zwei weitere Interessenten hat die städtische Umweltanalytik für zwei „Bufdi“-Plätze gefunden. „Eine überraschend gute Resonanz“, findet Susanne Vogel, die das Personal verwaltet. Noch ist kein Vertrag geschlossen, doch im August will man Nägel mit Köpfen machen.

Weitere Infos: www.bundesfreiwilligendienst.de

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