Fritz Langs Franken-Bilder entstehen mitten im Alltagstrubel

18.9.2009, 00:00 Uhr
Fritz Langs Franken-Bilder entstehen mitten im Alltagstrubel

© Niklas

Fritz Lang lebt und liebt die Kunst mit all ihren Facetten. «Ich male schon ein Leben lang und habe mit sieben Jahren angefangen», gesteht der mittlerweile 78-jährige Reichelsdorfer, «urige Typen und komische Situationen skizziere ich am liebsten». So zeichnete er ein originelles, älteres Päarchen, dass fast jährlich auf der Kirchweih anzutreffen war. Sie kam stets mit ihrer gefüllten Einkaufstasche. Es wurde gelacht und getrunken und zur Krönung die allseits berühmte Stadtwurst ausgepackt.

In Zeitlupe auf den Tisch gesunken

Auch fiel dem Kunstmaler und gelernten Grafiker einmal auf der Vacher Kärwa eine beschwipste Frau auf, die minütlich immer ein Stück weiter auf ihrem Sitz zusammensank. Er machte schnell fünf Skizzen von ihr, die sie im Verlauf der Zeit zeigen. Auf dem letzten Bild lag sie schließlich mit dem Kopf auf dem Tisch und schlief.

Doch nicht nur der normale Alltagsbürger wird für Lang zum Motiv, sondern auch Prominente wie Klaus Schamberger, der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung, sämtliche Fürther Stadträte sowie das Nürnberger Stadtoberhaupt Ulrich Maly.

Man findet sie alle in einem seiner vier eigenfinanzierten Bände «Langs gesammeltes Leben – Menschen, Biere, Emotionen», die für 12,50 Euro nur bei ihm erhältlich sind.

«Immer wenn 500 Bücher verkauft wurden, mache ich mich an einen neuen Band. Der fünfte ist schon in Planung», so Lang. «Für ein Buch brauche ich circa zwei Jahre. Schließlich muss ich die Bilder erst einmal aussuchen, und dann kommen noch passende fränkische Sprüche dazu.» Die witzige Geschäftsidee dabei: Wer sein Buch kauft, wird selbst skizziert und mit verewigt.

Dass Lang besonders vielseitig ist, zeigen seine vielen Aktivitäten. Als frei schaffender Grafiker war er 32 Jahre lang in der Werbeabteilung von Quelle tätig. Seit 19 Jahren ist er Vorsitzender der Künstlerklause Nürnberg, einem der ältesten Kunstvereine Frankens.

Dort kann er seine Kreativität mehrmals wöchentlich ausleben. Der absolute Kirchweihliebhaber hat außerdem schon zahlreiche Bierzeltgiebel verschönert. Zudem gibt er jede Woche Unterricht für Aktzeichnen an der Volkshochschule Nürnberg sowie in der Villa Leon auf dem ehemaligen Schlachthofgelände. «Wir suchen ständig Modelle», lacht Lang, «sie bekommen dafür entweder zehn Euro oder ihr Porträt».

Fast als eine Art «Botschafter» trägt Lang die fränkische Kunst und Kultur auch ins Ausland. In Marmaris, der türkischen Partnerstadt Fürths, hat er ein Gebäude mit Fürther Motiven wie dem Rathaus oder der alten Schmiede bemalt. Die türkischen Landsleute waren begeistert, und so wurde er für nächstes Jahr wieder eingeladen. Dann soll er türkischen Schulklassen das Zeichnen beibringen.

Um exotischere Motive zu finden und einen Film über fremde Kulturen zu drehen, legte Lang bereits weite Strecken zurück. So war er 1959 mit einem Freund nach Indien über Pakistan unterwegs. Mit dem VW brauchten sie hin und zurück vier Monate. «Wir hatten zwei Revolver, Gewehre und eine Munitionskiste dabei, weil mein Freund Hobbyjäger war», erinnert sich Lang. «An der italienischen Grenze wären wir fast vom Zoll erwischt worden». Da die Reisekasse der beiden eher mager war, schlugen sie ihr Nachtlager mitten im indischen Tigergebiet auf. «Mein Freund verschwand zum Jagen, und plötzlich hörte ich einen Schrei», erinnert sich Lang. «Er war im Sumpfgebiet eingesunken, und wir mussten am Ende seine Stiefel herausziehen.» Der Film wurde schließlich dem Bremer Fernsehen überlassen.

Wer den Künstler kennenlernen möchte, muss sich nur auf fränkischen Kirchweihfesten oder in seinem Atelier in Vach umsehen. Außerdem findet man ihn mit seinen Ausstellungen noch bis Mitte Oktober auf Burg Hohenstein und auf dem Weihnachtsmarkt in Fürth.

Keine Kommentare