Funpark auf, Märkte verboten: Nürnberger Händlerin wettert gegen Corona-Ungerechtigkeit

31.5.2020, 15:42 Uhr
Wie so gut wie alle Veranstaltungen musste auch der Forchheimer Kunsthandwerkermarkt ausfallen - wegen Corona.

© Ralf Rödel Wie so gut wie alle Veranstaltungen musste auch der Forchheimer Kunsthandwerkermarkt ausfallen - wegen Corona.

Hunderte konnten den Neustart, die Wiedereröffnung zum Pfingstwochenende, kaum abwarten. Seit Samstag hat der Playmobil-Funpark in Zirndorf wieder geöffnet. Die ersten Besucher kamen etwa aus der Lausitz, aus Chemnitz, aber auch aus dem Großraum Nürnberg. Gedrängel gab es kaum, die Verantwortlichen haben Wochen an ihrem Hygienekonzept gefeilt, das Online-Tickets und Beschränkungen der Besucherzahl an einzelnen Attraktionen vorsieht. Die Behörden machten dem Freizeitpark Auflagen, erst dann gaben sie grünes Licht.

Es sind Fragen, mit denen sich Veranstalter kleiner und großer Events in Franken gar nicht erst beschäftigen müssen - noch für Monate bleiben sie grundsätzlich verboten. Selbst mit durchdachten Konzepten - und auch dann, wenn sie komplett im Freien stattfinden würden. Unfair sei das, sagt Kerstin Brkasic-Bauer, die unter der Marke "Blond!" Kindermode und Babybekleidung produziert. Ein bekanntes Nürnberger Familienunternehmen, das auch ein Ladengeschäft in der Innenstadt betreibt, besonders aber auf Festen und Märkten in der Region mit Ständen präsent ist. 

"Die haben keine Lobby"

Dass Veranstaltungen wie der Nürnberger Ostermarkt, einer der ältesten Deutschlands, ausfallen, trifft gerade kleinere Händler hart. "Viele, die das hauptberuflich machen, haben jetzt gar keine Einnahmen mehr", erklärt Brkasic-Bauer. "Die haben keine Lobby." Oft bleibe ihnen nur der Weg über Hartz IV.

 

Ihre Firma "Blond!" könne die Einbußen zumindest noch über einen Laden in der Innenstadt kompensieren, sagt Brkasic-Bauer. Aber dennoch: "Jetzt wäre eigentlich die Hauptsaison. Wir sind auf 40 Märkten in ganz Deutschland präsent - das fällt alles weg." Sie geht davon aus, dass der Gesamtjahresumsatz deshalb um etwa 40 Prozent einbricht. "Wir machen uns nichts vor: Selbst wenn Märkte wieder stattfinden dürfen, werden keine oder zumindest weniger Touristen kommen." 

"Da ist mir der Kragen geplatzt"

Dass jetzt der Playmobil-Funpark öffnen darf, der kleine Markt "Frühjahrslust", der kommende Woche nur etwa einen Kilometer entfernt hätte stattfinden sollen, aber abgesagt werden musste - da sei ihr der "Kragen geplatzt", schreibt Brkasic-Bauer auf Facebook. Ein Post dort sorgt derzeit für viel Beachtung, wurde Hundertfach geliked, kommentiert und geteilt.

"Nur zur Info - es ist ein abgesperrtes Gelände, im Freien. Unter schönem Sonnenschein oder bei Dreckwetter, wir hatten schon alles und es war immer draußen. An der Luft." Das Infektionsrisiko sei überschaubar, zumindest bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. Eine Chance bekommen die Veranstalter aber gar nicht erst. 

Brkasic-Bauer betont, sie sei keine generelle Kritikerin der Maßnahmen, trage "keinen Aluhut". Aber "wir wünschen uns auch hier die Unterstützung, die Lobby die wir nicht haben, das Gespräch und einfache Erklärungen", schreibt die Unternehmerin auf Facebook. "Bitte mit Logik und nicht mit der Methode 'ist halt so'."

Wird mit zweierlei Maß gemessen?

"Das Problem an der Geschichte ist nicht mehr Corona oder das fehlende Verständnis", heißt es in dem Facebook-Post. "Das Problem ist die fehlenden Logik . Da ist nämlich keine mehr." Die Liste lasse sich beinahe unendlich weiterführen. "Kann mir jemand erklären warum ich meine Daten angeben muss wenn ich mein Eis an einem eineinhalb Meter entfernten Tisch im Aussenbereich eines kleinen Cafés schlecke, nicht aber wenn ich zweieinhalb Stunden durch die geschlossenen Etagen bei Karstadt laufe?" Es werde an zu vielen Stellen mit zweierlei Maß gemessen, sagt Brkasic-Bauer. Gerade kleine Gastronomen werden von der Bürokratie erdrückt. "Kann man mir erklären warum ein Grüner Markt ohne Einlass und Beschränkungen erlaubt wird aber ein Markt unter freiem Himmel der andere Waren verkauft nicht?"

Bei vielen Kunsthandwerkermärkte sei der Andrang überschaubar. "Wir standen auf Märkten, dort liefen Wühlmäuse ungehindert durch die Stände so wenig war los, wir haben uns zu Tode gelangweilt auf wunderschönen Schlössern und Gutshöfen", schreibt Brkasic-Bauer auf Facebook. Bei einer Veranstaltung im Münchner Olympiamarkt etwa seien die Gänge neun Meter breit gewesen, der Abstand zwischen den Ständen ist teils noch größer. "Es ist bei weitem nicht jeder Kunsthandwerkermarkt oder jeder Gartenmarkt ein Oktoberfest."

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