Gerüste stehen schon

Für drei Millionen Euro: Neunhofer Schloss wird aufwändig saniert

17.9.2021, 17:28 Uhr
So sieht das Schloss Neunhof die kommenden zwei Jahre aus. Wegen der Sanierung ist es eingerüstet.

© Eduard Weigert So sieht das Schloss Neunhof die kommenden zwei Jahre aus. Wegen der Sanierung ist es eingerüstet.

Wer von Süden her durch das kleine Dorf Neunhof am Rand des Knoblauchslands fährt, dem fällt es nach einer Kurve direkt ins Auge. Malerisch thront das Schloss über den angrenzenden Äckern. Die drei markanten Zwerchhäuser, die quer auf dem eigentlichen Dach stehen, ragen über alle anderen Bauten hinweg in den Himmel. Mehr als 500 Jahre ist das Anwesen alt, anzusehen ist es ihm von außen bis jetzt nicht. Nun aber umgibt es ein Gerüst: Das Schloss Neunhof wird saniert.

Immer noch eins draufgesetzt

Ein Kinderspiel wird das nicht. Und doch vergleicht Christian Kayser den Zustand des früheren Herrensitzes mit einem bekannten Geschicklichkeitsspiel. "Es ist wie bei Jenga, dem Turm aus Klötzchen", sagt der Fachmann für Statik. "Jahrelang hat man hier etwas aus der Unterkonstruktion herausgenommen und oben noch mehr draufgesetzt."

So wurde zum Beispiel in einem unteren Stockwerk eine Wand entfernt, um zwei Räume zu einem Saal zu machen. "Dass aber über dieser Wand noch zwei weitere tragende Wände liegen, hat nicht interessiert", sagt Kayser. Das Ergebnis ist vor allem eines: ein instabiles Gebäude.

Risse in Decken, marode Balken

Festgestellt haben das die Experten aus Kaysers Münchner Architekten- und Ingenieursbüro schon vor einer ganzen Weile. Sie finden 2013 Risse in den Decken, unter dem Putz verborgene morsche Fach­werk­balken und mehr. Umgehend werden Stützpfeiler eingebaut. Trotzdem ist der Zugang zum Schloss, das auch als Zweigstelle des Germanischen Nationalmuseums fungiert, nicht mehr möglich.


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Mit jeder Untersuchung wird deutlicher, wie viel gemacht werden muss. Holzverbindungen sind aufgebrochen und Wasser eingedrungen. Die Folge: Fäulnis. Deutlich zeigen sich die Probleme in der Statik des krummen Firstbalkens, der sich an manchen Stellen um 30 Zentimeter verbogen hat.

Sehr modern lebte man auf diesem Landsitz. So gab es, lange bevor es in der Stadt en vogue wurde, ein aus dem Damenzimmer zugängliches WC. 

Sehr modern lebte man auf diesem Landsitz. So gab es, lange bevor es in der Stadt en vogue wurde, ein aus dem Damenzimmer zugängliches WC. 

An einer aufwändigen Sanierung kommen die Eigentümer des Schlosses nicht vorbei. Seit dem Tod des letzten männlichen Nachfahren der Patrizierfamilie Kress ist das eine Erbengemeinschaft. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kümmert sich die Gruppe um den Erhalt des Schlosses. "Und das ohne Streit", sagt Hans-Heiner Seiler nicht ohne Stolz. Denn häufig lösen sich solche Erbengemeinschaften nach kurzer Zeit und oft nicht im Guten auf, sagt er.

Erben gründen eine Stiftung

Seiler und die 15 anderen Erben aber sind sich meistens einig. Auch als sie sich in Anbetracht der Sanierung die Frage stellen, wie es weitergehen soll. Die Sanierung können die Besitzer allein nicht stemmen. Als Erbengemeinschaft ist es schwierig, finanzielle Hilfe zu finden, weiß Seiler. Denn die Unterstützer wollen genau wissen, "wo das Geld landet".

Malerisch: Das Schloss thront über den Äckern.

Malerisch: Das Schloss thront über den Äckern. © Eduard Weigert, NNZ

Die Lösung ist die Stiftung Schloss Neunhof, die die 16 Mitglieder der Erbengemeinschaft gründen. "Wir haben uns gefragt, was uns wichtig ist. Und das ist der Erhalt des Schlosses hier im Ort - und nicht unser Besitz", sagt Hans-Heiner Seiler. Er ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung, die das Schloss von der Erbengemeinschaft geschenkt bekommt und deren Ziel neben dem Schutz des Schlosses auch eine museale Nutzung und die För­derung histo­rischer Bräuche ist.


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Nur mit der Stiftung sei es möglich gewesen, die Mittel für die immerhin drei Millionen Euro teure Sanierung zusammen zu bringen, sagt Sebastian Brehm. Für den wieder zur Wahl stehenden Bundestagsabgeordneten der CSU ist das Schloss ein Herzensprojekt, für das er sich schon länger einsetzt.

So soll die Sanierung ablaufen.

So soll die Sanierung ablaufen. © Eduard Weigert, NNZ

Das Ergebnis: Allein zwei Millionen Euro stellt der Bayerische Entschädigungsfonds zur Verfügung, 200.000 Euro kommen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Und 150.000 Euro von der Zukunftsstiftung der Sparkasse. Brehms größtes Lob aber geht an die Erbengemeinschaft, die sich selbst mit einer halben Million Euro einbringt.

Schautafeln zeigen die Sanierung

Wie aufwändig die Sanierung wird, zeigen auch Schautafeln am Eingang zum Schlosspark, der auch während der bis 2023 andauernden Bauarbeiten zugänglich sein wird. Um das Turm­haus zu stabili­sieren, wird im Dach und in den oberen Etagen ein Stahl­trag­werk eingefügt. "Wir ziehen das Gebäude erst wie an Fäden nach oben", erklärt Christian Kayser, dann sollen Stützpfeiler in den Ecken des Gebäudes die Last ausgleichen.

Ein Gehstock für den betagten Patienten, sagt die Stiftung. Aber einer, durch den "das Schloss auch die nächsten 500 Jahre gut hält", sagt Kayser.

Infos zum Schloss Neunhof und der Sanierung finden Sie auch hier.

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