Gemeinschaftsgefühl trotz Distanz: Pfadfinder in Zeiten der Pandemie

22.2.2021, 17:40 Uhr
So sieht der Pfadfinder-Alltag in "normalen" Zeiten aus: Gemeinsame Erlebnisse im Team und viel Zeit an der frischen Luft. Mit der Pandemie mussten auch Nürnbergs Pfadfinder kreative Alternativen finden. 

© Mechthild Mang So sieht der Pfadfinder-Alltag in "normalen" Zeiten aus: Gemeinsame Erlebnisse im Team und viel Zeit an der frischen Luft. Mit der Pandemie mussten auch Nürnbergs Pfadfinder kreative Alternativen finden. 

Gemeinsam ins Zeltlager fahren, Ausflüge in der Natur unternehmen, am Lagerfeuer sitzen und wöchentliche Gruppenstunden, bei denen alle zusammenkommen – in einer Pfadfinderschaft geht es vor allem um eines: Gemeinschaft, Teamgeist und Zusammenhalt. In Zeiten von Corona aber ist so gut wie alles, das das Aufeinandertreffen und Beisammensein mehrerer Menschen beinhaltet, nicht möglich.

"Umdenken und neue Ideen"

Aber: Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen – dieser Satz gilt während einer Pandemie mehr denn je und ihn hat sich auch die Projektreferentin der Pfadfinderinnenschaft St. Georg in Nürnberg zu Herzen genommen: "Das letzte Jahr hat von uns sehr viel Umdenken und viele neue Ideen gefordert", erzählt Mechthild Mang und betont: "Aber gerade in dieser Zeit der Isolation benötigen unsere Mitglieder den Stamm als Stütze und verlässliche Konstante, daher war es keine Option, einfach abzuwarten, bis alles wieder seinen normalen Gang geht. Wir wollten trotz der Distanz ein Gefühl der Gemeinschaft aufkommen lassen".

Dass es nicht einfach ist, die Pfadfinderschaft ins Digitale zu verlagern, diese Erfahrung haben auch die Brüder Noah und Leo Kawohl, beide Gruppenleiter beim Stamm Sigena, der Nürnberger Ortsgruppe des Bundes der Pfadfinder und Pfadfinderinnen gemacht: "Unser bisheriger Pfadi-Alltag ist natürlich sehr geprägt von menschlicher Nähe und dem Miteinander in Präsenz. Da fehlt jetzt ein ganz wichtiger Punkt", schildert der 18-jährige Noah Kawohl. Sein vier Jahre älterer Bruder Leo Kawohl stimmt dem zu: "Wir haben zum Beispiel versucht, die Treffen online abzuhalten und darüber gemeinsam Spiele zu spielen." Es sei aber teilweise schwierig, besonders die Jüngeren für die Aktivitäten über den Computerbildschirm zu begeistern: "Sie sitzen ja ohnehin schon Tag über wegen des Home-Schooling vor ihrem PC".

Kreativität war gefragt

Gemeinschaftsgefühl trotz Distanz: Pfadfinder in Zeiten der Pandemie

© Mechthild Mang

"Im vergangenen Herbst wurde uns bewusst, dass wir uns auf die Situation längerfristiger einstellen müssen und den Mädchen gute Alternativen bieten wollen", erzählt Mang, die seit März bei der PSG ist. "Und da war dann neben einiger Neu-Organisation vor allem Kreativität gefragt. Wir wollten dazu beitragen, dass sich die Kinder während der Pandemie weniger einsam fühlen und den Teamgeist behalten". Die Organisatorinnen haben sich einiges einfallen lassen: Es wurden Briefe geschrieben und Päckchen gepackt und vor allem an die Mitglieder des Nürnberger Stammes "Hippocampa" der Pfadfinderinnenschaft St. Georg verschickt: Mit Bastelanleitungen, Rätseln oder Suchspielen - zuletzt gab es Blumensamen zum Zuhause aussäen. "Da haben die Kinder auch etwas Haptisches und es läuft nicht alles nur über den Bildschirm", so Mang.

Schatzsuchen per Post nach Hause

Aber auch Zoom und Co. wurden genutzt, um neben den üblichen einstündigen Gruppentreffen auch außergewöhnliche Nachmittage, Abende oder sogar ganze Wochenenden gemeinsam zu verbringen: Ob ein Krimi-Dinner, ein Schatzsuchen-Spiel oder ein Online-Adventswochenende, bei dem gemeinsam verhindert werden musste, dass der Grinch Weihnachten sabotierte: "Da haben wir sehr viel positives Feedback von den Mädchen wie auch den Eltern bekommen und konnten trotz Corona neue Mitglieder werben", erzählt Mang. "Trotzdem freuen wir uns natürlich auch alle darauf, wenn es wieder richtig losgeht".

Gemeinsames Knotenüben über den Bildschirm: Eine Corona-Alternative zur Pfadfinderinnen-Gruppenstunde.

Gemeinsames Knotenüben über den Bildschirm: Eine Corona-Alternative zur Pfadfinderinnen-Gruppenstunde. © Mechthild Mang

Suche nach neuem Stammesheim

Aktuell müssen zwar auch Pfadfinder Ausweichmöglichkeiten finden und Gruppenräume können nicht genutzt werden. Der Sigena-Stamm mit über 60 Mitgliedern ist neben den aktuell zu bewältigenden Corona-Herausforderungen bereits seit über zwei Jahren auf der Suche nach einem neuen Gruppenheim: Im Herbst 2019 mussten sie ihres in Zerzabelshof aus Sanierungsgründen verlassen, seitdem haben sie verschiedene Ausweichplätze genutzt. "Wir brauchen dringend ein langfristiges Heim und die Suche ist schwierig", so die beiden Brüder. "Wir bräuchten einen rund 30 Quadratmeter großen Gruppenraum und außerdem Platz, um unser Material zu lagern. Eine Grünfläche, um im Sommer draußen sein zu könne, wäre natürlich super". Die Pfadfinder des Stammes Sigena freuen sich über Infos zu einem möglichen neuen Gruppenheim an die Mail-Adresse pfadfinderheim@stammsigena.de.

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