Genderkongress in Nürnberg birgt Konfliktpotential

13.5.2017, 08:00 Uhr
Der Genderkongress in der Meistersingerhalle birgt Konfliktpotential.

© Stefan Hippel Der Genderkongress in der Meistersingerhalle birgt Konfliktpotential.

"Beschränkt sich Gewalt auf ein Geschlecht?" Die Frage darf man stellen auf einem Kongress über Geschlechtergerechtigkeit. Lädt man zum Thema allerdings Referenten wie den hessischen Autor Arne Hoffmann ein, dann will man polarisieren. Hoffmann schreibt in seinem Internetblog über Männerdiskriminierung, aber er polemisiert dort auch mit Zitaten wie diesem: "Maskulismus ist das leise Räuspern eines Mannes in einem Raum voller Kreischtussen."

Mit dabei ist auch Thomas Fügner, Mitglied im bayerischen AfD-Landesvorstand und Betreiber des Blogs Männerschmie.de. Laut dem Nürnberger Bündnis Nazistopp trat Fügner im August 2016 als Redner bei der extrem rechten Gruppierung Pegida München auf. Gleich nach ihm war nach Angaben des Bündnisses der auch in Nürnberg bekannte Neonazi Dani Eising am Mikrophon.

Genderkongress-Veranstalter André Rossnagel vom Verein Väter-Netzwerk, der die Veranstaltung mit rund 200 Teilnehmern organisiert, betont dagegen: "Wir sind nicht politisch und keine Antifeministen. Aber wo der Feminismus zu sehr ausblüht, muss man Stopp sagen."

Dass die Meistersingerhalle als Tagungssort bislang nicht offiziell genannt wird, liege daran, dass man "von feministischen Vereinen gejagt" werde. Auch Vertreter von Parteien würden im Programm nicht namentlich benannt, "damit Frauenbeauftragte keinen Druck machen können". Ärger habe es schon beim ersten Kongress 2015 in Nürnberg gegeben. Damals hätten Feministinnen Konfetti vor der Halle verstreut.

Abgesehen von CSU-Stadtrat Joachim Thiel wird sich allerdings kein Nürnberger Parteienvertreter blicken lassen. Hier sei "radikale Stimmungsmache statt sachlicher Debatten" zu erwarten, sagen die Grünen, die - wie die SPD und die FDP - fernbleiben. Die Linke kämpft seit Tagen darum, von der Rednerliste entfernt zu werden. Vergebens, Stadtrat Titus Schüller, der Ungerechtigkeiten etwa gegenüber Vätern durchaus erkennen kann, wirft den Kongressveranstaltern deshalb "Unverschämtheit" vor.

Mann vom Jugendamt sagte ab

Auf der Rednerliste steht auch Frank Schmidt vom Jugendamt, der über "Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Eltern" bei Trennungen sprechen sollte. Doch auch er hat abgesagt. Er fürchte, von den Veranstaltern als Behördenvertreter instrumentalisiert zu werden, erklärt Schmidt. Zwar stehe er Väter-Anliegen "sehr aufgeschlossen" gegenüber und wolle nicht ausschließen, dass es Diskriminierung gibt. Doch es sei überhaupt nicht klar, wer eigentlich die Veranstalter des Kongresses seien. Organisator Rossnagel vermutet Druck von oben: "Schmidt durfte nicht kommen."

Was der Kongress an Programm biete, entspreche nicht den Anliegen, die er offiziell vertrete. Das sagt Matthias Becker, Ansprechpartner für Männer bei der Stadt. Laut Einladung möchte der Kongress "einen Beitrag leisten zur Überwindung der bestehenden Polarisierung und der tradierten Rollenmuster in der vorherrschenden Gleichstellungs-, Bildungs- und Familienpolitik".

Doch vieles sei wirr und manche Inhalte "unsäglich", so Becker. Zweifellos gebe es Diskriminierung von Männern nach Trennung und Scheidung. "Doch diese Verbände hinterlassen verbrannte Erde."

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