Weibchen wahrscheinlich trächtig

Gibt es im Nürnberger Tiergarten bald Eisbären-Nachwuchs?

8.12.2021, 15:06 Uhr
Die Eisbären Vera (vorne) und Nanuq spielen im Schnee im Tiergarten Nürnberg.

© Jörg Beckmann/Tiergarten Nürnberg Die Eisbären Vera (vorne) und Nanuq spielen im Schnee im Tiergarten Nürnberg.

Ein Schild erregt zur Zeit die Aufmerksamkeit der Besucher des Nürnberger Tiergartens. Es hängt am Eisbären-Gehege. In dem ist schon seit einiger Zeit nur Eisbär Nanuq zu sehen. "Es besteht die Möglichkeit, dass unser Eisbär-Weibchen Vera trächtig ist", lautet die Nachricht für die Besucher. Deshalb macht sich die Eisbärin rar.

Paarungsakte im März

Mehrere Punkte sprechen für die Vermutung der Tiergarten-Mitarbeiter. Im Februar und im März haben Tierpfleger Paarungsakte zwischen Vera und dem Nanuq beobachtet. Außerdem hat das Tierarzt-Team bei einer Blutuntersuchung Ende September einen hohen Progesteron-Wert bei Vera festgestellt. Das Hormon steigt an, wenn das Tier trächtig ist.

Vor drei Wochen nun, am 20. November, hat sich die Eisbärin in ihre Höhle zurückgezogen und lebt seitdem dort. Die Schieber zur Außenanlage wurden geschlossen, damit Vera sich sicher fühlt. Die Futteraufnahme hat sie eingestellt. Auch das können Hinweise darauf sein, dass sie trächtig ist.


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"Fest steht das jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht", teilt der Tiergarten Nürnberg mit. "Das entspricht ihrem Verhalten in den vorangegangenen Jahren während der Winterruhe – unabhängig davon, ob sie trächtig war oder nicht."

Reserven für Stillzeit

Die Paarung löst bei den Eisbären-Weibchen den Eisprung aus. Die Einnistung und die Reifung des Fötus beginnt jedoch erst Monate später. Erst wenn die Weibchen ausreichend Fettreserven gebildet haben, um die Schwangerschaft und die Kräfte raubende Stillzeit zu überstehen, nistet sich das befruchtete Ei im Herbst in die Gebärmutter ein. Den Zeitraum zwischen Eisprung und der beginnenden Reifung des Fötus nennt man Keimruhe.

Bei Vera sind derzeit keine weiteren Untersuchungen geplant. Die Mitarbeiter des Tiergartens beobachten das Eisbären-Weibchen jedoch genau über eine in der Höhle installierte Kamera. "Jetzt heißt es abwarten, Geduld haben und Vera in Ruhe lassen", sagt Tierarzt Hermann Will. "So nah an einem möglichen Geburtstermin sollte sie nicht gestört werden."

Flocke war die erste

Insgesamt dauert es ab der Paarung etwa acht Monate, bis Eisbärenjunge geboren werden. Zunächst sind sie blind, beinahe nackt und wiegen gut 500 Gramm. Wenn sie drei bis vier Monate später die Höhle verlassen, wiegen sie im Schnitt zehn Kilo.

Als Flocke Nürnberg verzückte. Hier lernte die junge Eisbärin, aus einem Napf zu trinken.

Als Flocke Nürnberg verzückte. Hier lernte die junge Eisbärin, aus einem Napf zu trinken. © Ralf Schedlbauer, NN

Eisbärin Vera ist 19 Jahre alt und hat in der Vergangenheit bereits fünf Jungtiere zur Welt gebracht. Bis auf Flocke, die 2008 in Nürnberg geboren wurde, hat Vera alle ihre Jungen angenommen und aufgezogen. Seit 2004 lebt sie im Nürnberger Tiergarten. Zuvor war das in Moskau geborene Eisbären-Weibchen im Grünen Zoo in Wuppertal und im Zoo Rostock.

Das Eisbären-Männchen Nanuq, das seit dem Frühjahr 2019 im Tiergarten Nürnberg lebt, ist weiterhin in seiner Anlage für Besucher zu sehen.

Eisbären sind in den vergangenen Jahren für viele zum Symbol für die dramatischen Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung geworden. Neben steigenden Temperaturen bedrohen unter anderem Wilderer, Erdöl- und Gasförderfelder und die zunehmende Ausbreitung menschlicher Siedlungen ihren Lebensraum. Die Weltnaturschutzunion IUCN schätzt den Bestand wildlebender Eisbären auf 20.000 Individuen und stuft die Art als gefährdet ein.

Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP werden Eisbären innerhalb des europäischen Zooverbands European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten koordiniert gehalten und gezüchtet – mit dem Ziel, eine gesunde Population außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes aufrechtzuerhalten.

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