"Giftloch" Deponie Süd wird renaturiert

14.2.2013, 06:40 Uhr

© Berny Meyer

Mehr als eine Million Tonnen Industrieabfall wie Straßenkehricht, Asbestzement, Asphalt, aber auch gewöhnlicher Hausmüll schlummern im Boden der Deponie. Von 1983 bis 1991 wurde auf einem 5,6 Hektar großen Stück der Anlage problematischer Unrat versenkt. Das „Giftloch“ wurde geschlossen und abgedichtet.

Aber nur vorläufig. Denn nun lässt die Stadt unter der Leitung des Abfallwirtschaftsbetriebs Nürnberg (ASN) die provisorische Schicht über diesem Teil der Deponie für 5,4 Millionen Euro abtragen und aufwendig erneuern — zumal sich das Material im Boden nun endgültig gesetzt hat. Die Zeit für den Startschuss drängt, so Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne): Der Bewuchs auf dem stillgelegten Teil der Deponie muss bereits ab 18. Februar entfernt werden — noch ehe die Brutsaison bestimmter Vogelarten beginnt. „Die bereits hier sesshafte Heidelerche und andere Arten müssen umziehen“, sagt Reinhard Arndt, stellvertretender Werkleiter vom ASN.

Zwei Meter dicke Lehmschicht

In einem nächsten Schritt, ab Juni, soll dort das notwendige Entwässerungssystem mit einem rund 800 Quadratmeter großen Teich eingebaut werden, in dem sich das Oberflächenwasser der Deponie sammeln und mittels eines neuen Pumpwerks abgeleitet werden soll. Im letzten Schritt der Baumaßnahme wird eine zwei Meter dicke Decke aus wasserundurchlässigem Lehm sowie eine Kunststoffschicht über die „offene Wunde“ der Reststoffdeponie gelegt, erklärt Arndt.

© Berny Meyer

Abschließend soll die Oberfläche mit Erde und Humus überzogen und bepflanzt werden. Im Sommer 2014 will der ASN mit der Maßnahme fertig sein, Fachleute sehen den Termin allerdings als zu knapp bemessen und rechnen mit 2015.

In einem Begleitplan der künftigen Sanierung sind die Ziele des Umwelt- und Naturschutzes formuliert. Die mit Magerrasen und Buschwerk bepflanzte Deponieoberfläche wird laut Plan ein Teil der „Sandachse Franken“. Es soll eine Fläche für Artenvielfalt entstehen, ein Rückzugsraum für seltene und bedrohte Vogelarten: den Steinschmätzer und Brachpieper, Schwarz- und Braunkehlchen, Neuntöter, Feld- und Heidelerche. Vorgesehen ist, hier eine Naturschutz-Qualität wie am ehemaligen Truppenübungsplatz Hainberg bei Gebersdorf zu erreichen.

Ende der Maßnahmen für 2022 geplant

Ein ähnliches Renaturierungs-Konzept plant die Stadt auch mit dem größeren, noch aktiven Teil der Deponie. Bis dahin ziehen allerdings noch viele Jahre ins Land. Bis der Untergrund der Kippe im Süden Nürnbergs komplett aufgefüllt ist, können noch bis zu 40 Jahre vergehen. Um die Zeit abzukürzen, hat der Stadtrat im Juli 2011 beschlossen, die Anlage im Jahr 2022 endgültig zu schließen. Derzeit werden jährlich etwa 6000 Tonnen auf das Gelände am Marthweg 201 gebracht — Müll, der nicht verbrannt werden kann. Bauschutt und Erdaushub stellen neben Straßenasphalt derzeit den größten Teil des angelieferten Materials, es folgen Straßenkehricht und Rückstände aus der Industrie.

Die Abfallmengen stammen aus Nürnberg, Fürth, Schwabach sowie den Landkreisen Nürnberger Land und Fürth. Im Untergrund der Deponie lagern bereits 1,17 Millionen Kubikmeter Restmüll. Es ist noch Platz für rund 250000 Kubikmeter. Um die Deponie schneller aufzufüllen, bringt der ASN seit einiger Zeit Schlacke aus der Nürnberger Müllverbrennungsanlage ein.

Umweltreferent Pluschke spricht von einer „ökologisch wertvollen Fläche“ im Süden, die der Natur Schritt für Schritt wieder zurückgegeben werden soll.(Siehe StandPunkt Seite10)

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