Girls'- and Boys'-Day: Ein Tag ohne Berufsschranken

23.4.2021, 17:23 Uhr
Für Isabella (12) steht Kfz-Mechatroniker ganz oben auf der Berufswunschliste. Gestern durfte sie vor Ort in der Mietwerkstatt von Uwe Gedig im Ofenwerk einen Schnuppertag verbringen. 

© Stefan Hippel, NNZ Für Isabella (12) steht Kfz-Mechatroniker ganz oben auf der Berufswunschliste. Gestern durfte sie vor Ort in der Mietwerkstatt von Uwe Gedig im Ofenwerk einen Schnuppertag verbringen. 

Der Girls'- and Boys'-Day, das von der Bundesregierung geförderte größte Berufsorientierungsprojekt, machte auch diesmal wieder deutlich, wie vielfältig Jobperspektiven sein können, wenn man seinen Blick weitet. Die meisten der 5000 Veranstaltungen fanden digital statt, Plätze für 95.000 Jugendliche standen zur Verfügung. Auch Nürnberger Unternehmen, Einrichtungen und die Stadt als Arbeitgeber selbst nahmen teil. Wir haben in vier Angebote reingeschnuppert.

Von Beruf: Informatikerin

Nicole Wörner, 16, macht eine Ausbildung zur Fachinformatikerin in der Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie sagt: "Ich bin vorgeprägt durch meine Eltern, beide arbeiten im IT-Umfeld. Deshalb habe ich überhaupt keine Schranken im Kopf, was den Beruf angeht." Viele junge Frauen lassen sich ihrer Meinung nach abschrecken, "weil viele wenig Vertrauen in ihr technisches Verständnis haben. Lehrerinnen und Lehrer sollten noch stärker vermitteln, dass es keine Unterschiede gibt."

Was Nicole an der IT mag: "Das ist ein Beruf, der sich immer weiterentwickelt und nie eintönig wird." Nach der Ausbildung will sie ein Duales Studium machen. "Ich bin übrigens kein Nerd. Ich habe ein Pferd, bin gerne draußen und alles andere als ein Stubenhocker."

Von Beruf: Pflegefachmann

Keine Frage: Der Job in einem Pflegeheim ist körperlich anstrengend und auch psychisch belastend. Schließlich betreut und begleitet man Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Eine Erklärung dafür, warum er vor allem von Frauen ausgeübt wird, ist das aber nicht.


Ob Mann oder Frau: Darum macht der Beruf Pflegefachkraft glücklich


Keine Frage: Der Job in einem Pflegeheim ist körperlich anstrengend und auch psychisch belastend. Schließlich betreut und begleitet man Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Eine Erklärung dafür, warum er vor allem von Frauen ausgeübt wird, ist das aber nicht.

Eine solche haben auch jene elf Jungs nicht parat, die am digitalen Angebot der städtischen Einrichtung NürnbergStift teilnehmen. „Das können doch Männer genauso“, sagt Ben. Er engagiert sich schon jetzt in einem Altenheim in seiner Nachbarschaft.

Eine der vielen Infos, die Ausbildungsleiterin Katja Schöne und Altenpfleger Alex Goy den Jungs vermittelten: Mit der Ausbildung zum Pflegefachmann machen sie drei Berufe in einem. Seit 2020 gibt es die generalistische Pflegeausbildung. Die Azubis haben nach drei Jahren einen einheitlichen Abschluss für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege in der Tasche.

Von Beruf: Fachfrau für Lagerlogistik

"Viele Frauen denken, dass man in dem Job schwere Sachen heben muss und dass Frauen das nicht können", schreibt eine Teilnehmerin im Chat. Das Schnupperangebot der Nürnberger Firma Arndt gibt darauf eine klare Antwort: Von wegen.

Mitarbeiterin Luisa Gimpel sowie die beiden Azubis Miguel Sell und Viktor Dimou stellen ihr Unternehmen zusammen mit Ausbilderin Katja Heyck in Form einer virtuellen Schnitzeljagd vor. Und nehmen den Teilnehmerinnen die Scheu – vor dem unbekannten Beruf und auch allgemein vor Bewerbungen.


Egal in welchem Alter: Warum sich Weiterbildung immer lohnt


"Jetzt hab ich verstanden, was Logistik bedeutet und wie vielfältig der Beruf ist", sagt Hanna. Und Lea meint: "Mir macht der Umgang mit Maschinen Spaß. Ich kann mir das gut vorstellen." Im Herbst wird im Unternehmen übrigens zum ersten Mal eine junge Frau die Ausbildung zur Fachfrau für Lagerlogistik beginnen.

Von Beruf: Kulturvermittler im KinderKunstRaum

Erzieher, Sozialarbeiter, Grundschullehrer: Im Bereich der frühkindlichen und kindlichen Bildung brauchen vor allem Jungs dringend mehr männliche Vorbilder.  

Erzieher, Sozialarbeiter, Grundschullehrer: Im Bereich der frühkindlichen und kindlichen Bildung brauchen vor allem Jungs dringend mehr männliche Vorbilder.   © Hans-Joachim Winckler, NNZ

Seine Eltern waren von seiner Berufswahl nicht begeistert. Künstler? Warum nicht was Handfestes? Stephan Schwarzmann hat geschafft, beides zu vereinen: Der 42-Jährige ist Künstler und gibt sein Können an Kinder in Workshops weiter, die über den KinderKunstRaum angeboten werden. Deshalb hatten die teilnehmenden Jungs im Vorfeld ein Materialpaket zugesandt bekommen. Darin unter anderem: ein Linolstück, eine Farbwalze, TetraPak, schwarze Farbe.

"Postkartendrucke daheim gefertigt": Gerade dieses praktische Element hat die Schüler angesprochen. "Das klingt spannend", sagt einer. Die Ergebnisse sind auch sehr hübsch anzusehen: Passend zur Milchtüte zeichnet ein Junge die Milchstraße. Und aus Philipps gedrucktem Glas blubbert es förmlich. Jungs sind weniger kreativ? Davon ist hier nichts zu sehen.

Kleiner Nachtrag

Auch die Initiative "Klischeefrei" setzt sich dafür ein, dass jeder/jede den Beruf findet, der zu seinen und ihren Stärken passt - unabhängig vom Geschlecht. Mehr Infos gibt es hier.

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